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Eine skandalöse Lady

Eine skandalöse Lady

Titel: Eine skandalöse Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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eingeladen.
    Das Laufrad lag vergessen da, und er und Lottie eilten den Hügel hinauf zu Harriet und Allegra. Die Kutsche kam ratternd vor dem Eingang zum Stehen. Ein Lakai eilte die Stufen herab, um den Kutschenschlag zu öffnen, und eine winzige Gestalt tauchte aus dem schattigen Inneren auf, von Kopf bis Fuß in unerbittliches Schwarz gekleidet.
    Harriet keuchte auf und umklammerte bestürzt Lotties Arm, und Lottie erblasste, als stiege der Tod selbst aus der Kutsche.
    »Wer ist das?«, fragte Allegra und zupfte an Lotties Ärmel. »Ist das der Totengräber?«
    »Schlimmer«, hauchte Lottie. »Das ist die schreckliche Terwilliger persönlich.«
    Hayden hätte vielleicht gelacht über ihre übertriebene Reaktion auf eine harmlose alte Dame, wenn nicht im nächsten Moment deren Reisebegleiter, aus der Kutsche gestiegen wäre. Sein silberblondes Haar glänzte hell im Sonnenlicht.
    Als ihr Besucher sich den eleganten Spazierstock unter seinen Arm steckte, spähte Allegra interessiert zur Kutsche. Plötzlich breitete sich ein strahlendes Lächeln auf ihrem Gesicht aus. »Onkel Ned! Onkel Ned!«, rief sie und lief auf ihn zu.
    Hayden konnte nur dastehen und hilflos mit ansehen, wie seine Tochter an ihm vorbeilief, um sich in die Arme eines anderen Mannes zu werfen.

16
    Meine einzige Hoffnung bestand darin, ihn in diesem teuflischen Spiel mit seinen eigenen Waffen zu schlagen …
    Sir Edward Townsend fing Allegra auf, hob sie hoch und gab ihr einen lauten Kuss auf die Wange. »Himmel, Mädchen! Es ist so lange her, dass ich mir gar nicht sicher war, dass du dich noch an deinen alten Onkel Ned erinnern würdest. Sieh dich doch nur an!« Er stellte sie wieder auf die Füße und kniff sie liebevoll ins Kinn. »Als ich dich das letzte Mal gesehen habe, warst du gerade den Windeln entwachsen, und jetzt stehst du hier und bist eine wunderschöne junge Dame! Komm, sag, wie viele Anträge hast du schon von liebeskranken jungen Verehrern bekommen?«
    Während Allegra den Kopf einzog und errötete, musterte Lottie verstohlen Hayden. Er verfolgte die liebevolle Begrüßung mit völlig ausdrucksloser Miene.
    Seinen Spazierstock dem Lakaien reichend, bot Ned, ganz der elegante Mann von Welt, Allegra seinen einen Arm, den anderen Miss Terwilliger. Als das Trio langsam zu ihnen kam, bemühte sich Lottie, ihre wirren Locken hastig mit den Perlmuttkämmen aufzustecken. An ihrer übrigen Erscheinung konnte sie nichts ändern. Für das Fahren mit dem Laufrad hatte sie ihr ältestes Kleid angezogen, ein Gewand aus verblasstem braunem Musselin, das eher einer Spülmagd angestanden hätte als einer Marquise.
    Harriet versuchte vergebens, sich hinter Lottie zu verstecken. »Denkst du, meine Eltern haben sie geschickt, damit sie mich nach Hause bringt?«
    »Wer, zum Teufel, ist sie?«, fragte Hayden.
    »Sie war eine der Lehrerinnen bei Mrs. Lyttelton«, zischte sie aus dem Mundwinkel. »Aber in den vergangenen beiden Jahren hat sie als Gouvernante in Privathaushalten gearbeitet.«
    »Oh«, erwiderte er trocken. »Die schreckliche Terwilliger.«
    Einen Schritt vortretend, ergriff Lottie eine der schwarz behandschuhten Klauen der alten Dame mit ihren Händen und lächelte mit zusammengebissenen Zähnen. »Miss Terwilliger, was für eine freudige Überraschung! Was verschlägt Sie in unsere abgelegenen Gefilde?«
    Die Frau betrachtete Lottie über den Rand ihrer Drahtbrille hinweg, und den Leberfleck an ihrem Kinn zierten sogar noch mehr Haare, als Lottie sich erinnerte. »Werd nur nicht frech, mein Fräulein. Du hast schließlich selbst nach mir geschickt!«
    »Habe ich das?«, erkundigte sich Lottie mit ersterbender Stimme.
    »Hast du das?«, wiederholte Hayden und warf Lottie einen finsteren Blick zu.
    »Natürlich hast du. Ich musste vielleicht zwischen den Zeilen deines Briefes lesen, aber du hast es mehr als klar gemacht, dass hier ein Kind ist, das verzweifelt meiner Führung bedarf.« Miss Terwilliger warf Allegra einen vernichtenden Blick zu, ihr entging weder das windzerzauste Haar noch die verrutschte Haube, die ihr halb den Rücken herunterhing. »Und ich kann sehen, dass ich keinen Augenblick zu früh hier angekommen bin.«
    Allegra machte einen Schritt zur Seite und suchte neben Harriet Schutz hinter Lottie.
    Miss Terwilliger zog Ned nach vorne und klimperte auf eine Art und Weise mit ihren nur spärlich sprießenden Wimpern, die vielleicht bei einer etwa hundert Jahre jüngeren Frau kokett gewirkt hätte. »Ich wäre sogar noch

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