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Eine skandalöse Lady

Eine skandalöse Lady

Titel: Eine skandalöse Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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hinabrasen.
    Lotties entsetztes Kreischen ging schon bald in ausgelassenes Gelächter über. Harriet und Allegra liefen ihnen ein Stück nach, ehe sie schließlich aufgaben und stehen blieben. Dann gab es nur noch den Fahrtwind in seinem Haar, die Sonne auf seinem Gesicht und Lotties verführerischen Körper, der sich eng an seinen schmiegte.
    Seit Justines Tod war Hayden auf seinem Braunen hunderte Male übers Moor geprescht und hatte versucht, den Schatten der Vergangenheit zu entfliehen. Aber mit Lottie in seinen Armen fühlte er sich, als liefe er nicht vor etwas weg, sondern bewegte sich auf etwas zu.
    Unglückseligerweise zeigte sich vor ihnen ein Graben.
    Verzweifelt zerrte Hayden an den Handgriffen, aber das Laufrad änderte seine Richtung nicht und raste weiterhin darauf zu. »Wie bedient man den Lenker?«, rief er und musste sich Mühe geben, damit sie ihn über das Rauschen des Fahrtwindes hinweg hören konnte.
    »Lenker?«, schrie Lottie über ihre Schulter zurück. »Was für ein Lenker?«
    Da er glaubte, sie missverstanden zu haben, versuchte er es erneut. »Wie lenkt man das verflixte Ding?«
    Berücksichtigte man ihre sich drastisch und in unglaublichem Tempo verschlechternde Lage, hörte sich Lottie bei weitem zu fröhlich an, als sie ihm antwortete: »Wenn sein Erfinder sich die Mühe gemacht hätte, es mit einer Lenkung auszustatten, meinst du, dann wäre ich eben gestürzt?«
    Es war keine Zeit mehr, die mangelnde Weitsicht des Erfinders zu beklagen. Der Graben befand sich nur noch einen Fuß vom Vorderrad entfernt. Beide Arme fest um Lottie schließend, warf sich Hayden zur Seite. Während sie durch die Luft segelten, versuchte er, sie so gut wie möglich mit seinem Körper gegen den unvermeidlichen Aufprall zu schützen.
    Das Nächste, was Hayden, wahrnahm, war, dass sein Kopf gegen etwas köstlich Weiches gedrückt wurde und eine Frauenstimme lockend seinen Namen rief. Er öffnete die Augen einen winzigen Spalt breit, nur um zu entdecken, dass das Weiche Lottie war. Er lag auf ihrem Schoß, und sein Kopf ruhte an ihrem Busen. Es war ein so angenehmes Gefühl, dass er sich wünschte, er könnte so den ganzen Tag liegen bleiben.
    »Oh, Hayden, ich fühle mich so schrecklich! Wenn du nicht so selbstsicher ausgesehen hättest, hätte ich dich wegen der Lenkung gewarnt. Ich wollte nie, dass du so schlimm stürzt.« Sie strich ihm über die Stirn und ließ ihre Finger zärtlich durch die lästige Locke gleiten, die ihm immer ins Auge fiel. »Kannst du mich hören, du armer Lieber?«
    »Selbstverständlich kann ich dich hören«, murmelte er und schaute ihr in die Augen. »Du säuselst mir ja direkt ins Ohr.«
    Sie stand abrupt auf und ließ ihn einfach zu Boden fallen.
    »Au!« Er rieb sich den Hinterkopf, setzte sich auf und schaute sie gekränkt an. »Ich bin nur froh, dass der Untergrund hier so weich ist.«
    »Ich auch«, erklärte sie in scharfem Ton und vermied es, ihm in die Augen zu sehen, während sie sich Gras und Erde aus den Röcken klopfte. »Wenn du dir den Hals gebrochen hättest, wäre ich als die ›Mörderische Marquise‹ in die Geschichte eingegangen.« Sie rümpfte die Nase. »Wenigstens bis ich mir einen zuvorkommenderen Ehemann gesucht hätte.«
    Als sie sich mit schwingenden Röcken umdrehte, um wegzugehen, sprang Hayden auf und fasste sie an der Hand, sodass sie sich umdrehen musste. »Dir ist aber auch gar nichts heilig, was?«
    Zuerst dachte sie, er wäre böse auf sie, doch dann sah sie, dass er lachte. »Nur die Dinge, die es wert sind.«
    Als Hayden seine Hand vorsichtig ausstreckte, um ihr einen Grashalm aus den Haaren zu ziehen, fragte er sich, was wohl geschehen würde, wenn sie irgendein Ehepaar wären, das zusammen auf einem sonnenbeschienenen Hügel stand, wenn sie sich zu einer anderen Zeit unter anderen Umständen kennen gelernt hätten und wenn es ihm erlaubt gewesen wäre, sie zärtlich zu umwerben, ehe er sie zu seiner Frau machte.
    Sie hätten es vielleicht sogar herausgefunden, wenn die nach Maiblüten duftende Brise nicht das Rattern von hölzernen Rädern auf Kopfsteinpflaster zu ihnen getragen hätte. Hayden runzelte die Stirn und beschattete mit einer Hand die Augen, während er den Hügel hinaufschaute. Eine Kutsche bog gerade in die Auffahrt ein, und der schwarze Lack schimmerte im Sonnenschein wie Rabenflügel.
    Die Ankunft von Besuchern auf Oakwylde Manor war kaum ein alltägliches Ereignis. Nach Justines Tod hatte er keinen seiner Nachbarn mehr

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