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Eine skandalöse Lady

Eine skandalöse Lady

Titel: Eine skandalöse Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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länger aufgehalten worden, hätte dieser charmante junge Herr hier nicht eingewilligt, mich zu begleiten.«
    Hayden bedachte Ned mit einem kühlen Blick. »Vermutlich hat meine Frau auch nach dir geschickt.«
    Ehe Lottie widersprechen konnte, grinste Ned. »Himmel, warum sollte ich einen Vorwand benötigen, einen so guten alten Freund zu besuchen?«
    »Du brauchst keinen Vorwand«, entgegnete Hayden, »sondern eine Einladung.«
    Ned seufzte. »Du warst immer schon kleinlich, was so etwas angeht.«
    Verwundert blickte Lottie zwischen Sir Ned und Miss Terwilliger hin und her. »Wie kommt es überhaupt, dass Sie beide einander kennen gelernt haben?«
    »Die Schuld dafür liegt allein bei Ihnen, Mylady«, erwiderte Ned und nahm dem Lakai seinen Spazierstock wieder ab. »An Ihrem Hochzeitsfrühstück habe ich die Bekanntschaft Ihres Bruders George gemacht. Es hat nicht lange gedauert zu entdecken, dass wir eine Menge gemeinsame Interessen haben.«
    Lottie konnte sich gut denken, woraus diese Interessen bestanden: Pferde, Glücksspiel und hübsche Operettentänzerinnen.
    »Ich stattete ihm gerade zufällig einen Besuch in Devonbrooke House ab, als Miss Terwilliger mit Ihrem Brief dort eintraf. Nachdem sie seinen Inhalt Ihrer Familie mitgeteilt hatte, wurde beschlossen, dass sie hierher reisen sollte, um Ihnen ihre Dienste anzutragen, sobald sie sich frei machen konnte.«
    Miss Terwilliger zog sich ihre Handschuhe mit einer Entschlossenheit aus, die Lottie zusammenzucken ließ. »Ich bekomme neben freier Kost und Logis innerhalb der nächsten Woche eine Vorauszahlung meines Gehaltes. Und ich dulde keinerlei Annäherungsversuche von meinen Arbeitgebern. Ich bin zu alt, um von irgendeinem liebestollen Edelmann quer durchs Schulzimmer gejagt zu werden, nur weil der mir unter die Röcke will.« Sie hielt Hayden ihren dürren Zeigefinger drohend unter die Nase, und die Haare auf ihrem Leberfleck zitterten empört. »Ich erwarte ein Schloss an meiner Schlafzimmertür, junger Mann, und Sie können sich darauf verlassen, dass ich es auch benutzen werde.«
    Nur mühsam ein Erschauern verbergend, machte Hayden eine elegante Verbeugung. »Sie müssen sich keine Sorgen um Ihre Tugend machen, Madam. Ich werde mich in Ihrer Gegenwart immer des Benehmens eines echten Gentlemans befleißigen.«
    Als er sich wieder aufrichtete, warf er Lottie einen Blick zu, der ihr verriet, dass er ihr kein solches Versprechen gab. Wenn er sie zuvor nicht hatte umbringen wollen, wollte er das ganz gewiss jetzt.
    Der stets ritterliche Sir Ned kam ihr zu Hilfe. »Kommen Sie, Mylady, und berichten Sie mir, wie Ihnen die Segnungen der Ehe zu Gesicht stehen.« Seinen Arm mit ihrem verschränkend, führte er sie zum Haus. »Ihr Gatte mag vielleicht gerne für jene, die nichts anderes von ihm erwarten, den Menschenfresser spielen, aber ich bin mir sicher, Sie haben inzwischen selbst entdeckt, dass unter seiner stählernen Brust ein weiches Herz schlägt.«
    Da Lottie wohl kaum zugeben konnte, dass sie sich langsam zu fragen begann, ob unter der Brust ihres Gatten überhaupt ein Herz schlug, warf sie ihm nur einen hilflosen Blick über ihre Schulter zu, ehe sie es Sir Ned gestattete, sie mit seinem Charme einzuwickeln.
    Als Hayden später am Tag zum Abendessen erschien, unterhielt Ned die Damen gerade mit Geschichten aus seiner und Haydens gemeinsam in Eton verbrachter Jugend. Hayden ließ sich auf seinem Stuhl nieder, nur um gleich darauf wieder aufzuspringen, als ein protestierendes Miauen erklang. Mit einem gemurmelten »lästige Viecher« setzte er ein schwarzes Kätzchen auf den Boden.
    Da es der erste Abend der Gouvernante auf Oakwylde Manor war, hatte Lottie Miss Terwilliger eingeladen, mit ihnen zu speisen. Die alte Dame war, von der anstrengenden Reise müde, bereits über ihrer Suppe eingenickt. Als Hayden sich erneut auf seinen Stuhl setzte, ließ sie ein Schnarchen hören, das bedenklich an ein Todesröcheln erinnerte.
    »Ich nehme es ihr nicht übel«, erklärte Hayden und ließ sich von Meggie eine Portion geräucherten Hering auflegen. »Neds Geschichten haben oft diese Wirkung auf seine Zuhörer.«
    Es war für Hayden unmöglich zu übersehen, dass Ned neben Lottie Platz genommen hatte. Seine Ehefrau sah heute Abend ganz besonders reizend aus in einer Seidenkreation mit hoch angesetzter Taille, deren Stoff im Kerzenschein wie Rosenwasser schimmerte. Ihre Locken hatte sie sich hochgesteckt, was ihren anmutig geschwungenen Hals betonte. Hayden

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