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Eine skandalöse Lady

Eine skandalöse Lady

Titel: Eine skandalöse Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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von London hierher gekommen, um den Schrein zu verehren?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ganz bestimmt nicht. Die einzige Opfergabe, die eine Frau wie Justine zufrieden stellen würde, wäre das Herz eines Mannes – ihm aus der Brust gerissen, während es noch schlägt.«
    Lottie warf ihm einen verwunderten Blick zu, erstaunt über die Tiefe seiner Verachtung. »Warum so abgeklärt? Haben Sie ihr nicht auch einmal den Hof gemacht?«
    »Doch, schon.« Er schaute wieder das Portrait an, und ein reuiges Lächeln spielte um seine schmalen Lippen. »Mit all der Leidenschaft und der romantischen Inbrunst eines einundzwanzigjährigen Verliebten. Ich habe bei jedem Ball versucht, ihre Tanzkarte zu füllen, und im Schweiße meines Angesichts Oden an den Glanz ihrer Haare und die Üppigkeit ihrer Lippen verfasst.«
    »Es muss Ihnen das Herz gebrochen haben, als sie sich entschlossen hat, Hayden zu heiraten.«
    Er zuckte die Schultern. »Als sie meinen Antrag abgewiesen hatte, habe ich geschmollt und es als ungerecht empfunden, wie es von mir erwartet wurde, aber wenn Sie die Wahrheit wissen wollen: Tief innerlich habe ich vor allem eines gefühlt – grenzenlose Erleichterung.«
    Lottie runzelte die Stirn, verwundert über sein Geständnis. »Aber ich dachte, Sie liebten sie. Wie konnten Sie dann so leicht aufgeben?«
    »Ich bin mir nicht sicher. Vielleicht wusste ich damals schon, dass etwas nicht in Ordnung war. Außerdem bin ich kein Mann wie Hayden«, erklärte er unverblümt. »Ich wäre nie stark genug gewesen, ihre kapriziösen Launen und Forderungen zu ertragen.«
    Lottie bemühte sich, ihren Tonfall leicht zu halten, als sie fragte: »War Haydens Freund Phillipe genauso verliebt und genauso erleichtert?«
    Eine steile Falte bildete sich auf Neds Stirn. »Phillipe war nie Haydens Freund. Ich hätte ihm das sagen können, aber er hätte es mir nie geglaubt. Mit seinem sonnigen Wesen war Hayden immer entschlossen, von allen nur das Beste zu glauben.«
    Lottie verkniff sich ein Lächeln, amüsiert, dass jemand ihrem Ehemann ein sonniges Wesen bescheinigte. »Mir kam er immer entschlossen vor, nur das Schlimmste von mir anzunehmen. In der Nacht, in der wir uns kennen gelernt haben, dachte er, ich wäre eine Spionin für eines dieser Skandalblätter.«
    Ned schnaubte abfällig. »Wenn er das wirklich geglaubt hat, hätte er Sie vermutlich von der nächsten Klippe gestoßen.«
    »Wenn Hayden Phillipe für seinen Freund hielt, warum hat Phillipe ihn dann betrogen?«
    »Phillipe war der zweite Sohn eines Viscounts, der fast das gesamte Familienvermögen verspielt hatte, während Hayden der geliebte und verwöhnte Sohn eines Marquis und Erbe eines stattlichen Vermögens ist. Phillipe begehrte alles, was Hayden berührte, ganz besonders aber Justine. Er hat Hayden nie verziehen, dass er ihr Herz und ihre Hand gewonnen hat.«
    »Hayden hat mir gesagt, dass er und Justine sich heftig gestritten haben, während sie in London waren, kurz bevor … bevor Phillipe. Wissen Sie, weswegen?«
    Ned seufzte. »Justine wollte verzweifelt von ihm ein weiteres Kind – einen Erben, aber sie hatte nach Allegras Geburt so gelitten, dass Hayden fürchtete, die Anstrengungen einer Geburt könnten den Rest zerstören, der von ihrem Verstand noch übrig war.«
    »Aber wie hat er das verhindert …? Wie haben sie …?« Lottie verstummte, zögerte, ihre eigene Unwissenheit zu offenbaren.
    »Es war ganz einfach, Mylady«, erwiderte Ned sanft. »Nach Allegras Geburt ist Hayden nie wieder in das Bett seiner Frau zurückgekehrt.«
    Lottie konnte ihn nur sprachlos ansehen, erstaunt über die Enthüllung. Sie hatte geglaubt, sie hätte ihrem Ehemann nichts zu bieten, das sich mit der Leidenschaft vergleichen ließ, die er mit Justine erlebt hatte. Trotzdem hatte er sich mehr als sechs Jahre lang das Ehebett versagt.
    Ned fuhr fort: »Außer ihren normalen Wutanfällen konnte Justine auch wahnsinnig eifersüchtig sein. Sie war wie besessen von der Idee, dass Hayden seine Lust in den Betten anderer Frauen stillen würde.«
    »Hat er das?« Lottie erwiderte Neds Blick kühn und hoffte, dass sie sich nicht anmerken ließ, was sie diese Frage kostete.
    Ned schüttelte den Kopf. »Die meisten anderen Männer, ich selbst eingeschlossen, hätten sich eine Mätresse genommen, um ihre niederen Triebe zu befriedigen. Aber nicht Hayden. Er konnte es nicht ertragen, ihr das anzutun. Es ihnen beiden anzutun.«
    Lottie blickte in Justines spöttische violette Augen.

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