Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine skandalöse Versuchung

Eine skandalöse Versuchung

Titel: Eine skandalöse Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
Vom Netzwerk:
eine geöffnete Kladde zu seiner Linken.
    Sie konnte genug sehen, um sicher zu sein, dass er allein war.

    Als er sich nach links wandte, um einen Eintrag in dem Buch zu überprüfen, und sie sein Gesicht erkennen konnte, fand sie, dass er nicht nur allein, sondern regelrecht einsam wirkte. Ein einsamer Wolf, der sein einzelgängerisches Dasein hatte ablegen müssen, um sich samt Titel, Häusern und Angehörigen in die Kreise der feinen Gesellschaft einzuordnen und den damit verbundenen Anforderungen gerecht zu werden.
    Er hatte all seine Freiheit, seinen aufregenden, gefährlichen und einsamen Lebenswandel aufgegeben, ohne sich zu beschweren, um die Zügel aufzunehmen, die man ihm ungebeten in die Hand gedrückt hatte.
    Er hatte dafür kaum eine Gegenleistung erwartet - weder eine Belohnung noch eine Entschädigung.
    Er verlangte nur eines, nämlich sie zur Frau zu nehmen. Er hatte ihr alles geboten, was sie sich jemals hätte erträumen können, ihr alles gegeben, was sie bedenkenlos annehmen konnte und annehmen würde.
    Im Gegenzug hatte sie ihm ihren Körper dargeboten, nicht jedoch das, wonach er sich am meisten sehnte. Nicht ihr Vertrauen. Nicht ihr Herz.
    Oder vielleicht hatte sie das durchaus getan, aber sie hatte es sich selbst nicht eingestanden. Und es ihm daher nie gesagt.
    Aber diese Nachlässigkeit würde sie nun wiedergutmachen.
    Sie wandte sich leisen Schrittes ab und ging weiter in Richtung Frühstückszimmer. Sie hatte damit gerechnet, dass er daheimbleiben und sich um geschäftliche Dinge kümmern würde, die er zweifellos vernachlässigt hatte, um sich auf die Suche nach Mountford zu konzentrieren. Sie hatte gehofft, dass er in seinem Arbeitszimmer sein würde; sie kannte sowohl die Bibliothek als auch das Arbeitszimmer, und sie hatte den Eindruck gewonnen, dass Letzteres weit mehr von seiner Persönlichkeit widerspiegelte, dass dies der Raum war, in den er sich normalerweise zurückzog. Seine Zuflucht.
    Sie war heilfroh, dass sie mit dieser Einschätzung offenbar richtiglag.
Die Bibliothek befand sich nämlich im anderen Gebäudeteil jenseits der Eingangshalle.
    Sie erreichte die Verandatür, durch die sie bei ihrem letzten Besuch ins Haus gelangt waren. Sie stellte sich direkt davor, legte ihre Hände gegen den Rahmen, so wie er es getan hatte - wobei sie jedoch sicherheitshalber beide Hände benutzte -, und versetzte ihm einen kräftigen Stoß.
    Die Türflügel knarrten, blieben allerdings verschlossen.
    »Verdammt!« Sie blickte sie böse an; dann trat sie etwas näher heran und lehnte sich mit der Schulter gegen den Türrahmen. Sie zählte bis drei und warf sich mit ihrem gesamten Gewicht gegen die Tür.
    Die Türflügel sprangen abrupt auf; um ein Haar wäre sie der Länge nach hingefallen.
    Während sie noch mit ihrem Gleichgewicht kämpfte, wirbelte sie herum, um die Tür wieder zu verschließen; dann zog sie ihren Mantel fest um sich und schlich leise durchs Zimmer. Mit angehaltenem Atem wartete sie ab, ob jemand etwas bemerkt hatte; sie war der Meinung, nicht allzu viel Lärm gemacht zu haben.
    Sie hörte keine Schritte; niemand eilte herbei. Allmählich beruhigte sich ihr Puls etwas.
    Vorsichtig ging sie weiter. Das Letzte, was sie jetzt gebrauchen konnte, war, dabei erwischt zu werden, wie sie ins Haus einbrach, um sich heimlich mit dem Hausherrn zu treffen; dann würde sie nach ihrer Heirat das gesamte Personal entlassen oder bestechen müssen, und darauf war sie beileibe nicht erpicht.
    Sie warf einen prüfenden Blick in die Eingangshalle. Wie zuvor war um diese Zeit kein Diener mehr zu sehen; Havers, der Butler, hielt sich mit Sicherheit im Untergeschoss auf. Sie hatte freie Bahn und schlüpfte in den dunklen Korridor, der zu seinem Arbeitszimmer führte - ein Stoßgebet auf den Lippen.
    Zum Dank dafür, dass sie es bis hierher geschafft hatte, und mit der innigen Bitte, ihr Glück noch ein wenig fortdauern zu lassen.

    Vor der Tür seines Arbeitszimmers hielt sie inne und starrte die Wandvertäfelung an, um sich noch ein letztes Mal den fiktiven Ablauf ihrer Unterhaltung durch den Kopf gehen zu lassen; doch ihr Verstand war wie leer gefegt.
    Sie musste es jetzt hinter sich bringen, ihre Entschuldigung wie auch ihre Bekanntmachung. Sie atmete tief ein und griff nach dem Türknauf.
    Er wurde ihr ruckartig aus der Hand gerissen; die Tür flog weit auf.
    Sie blinzelte und fand sich Tristan gegenüber, der sie bedrohlich überragte.
    Er blickte an ihr vorbei den Korridor hinunter, dann

Weitere Kostenlose Bücher