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Eine skandalöse Versuchung

Eine skandalöse Versuchung

Titel: Eine skandalöse Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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war nachdenklich. Er blickte auf, als sie das oberste Tagebuch vom Stapel nahm.
    »Oh.« Er blinzelte sie an, als wäre er kurzsichtig.
    Sie spürte seinen instinktiven Wunsch, ihr das Buch wieder zu entreißen. »Ich dachte, ich helfe euch ein bisschen.«
    Jeremy errötete leicht und warf einen Blick hinüber zu Humphrey. »Das ist ehrlich gesagt nicht so ganz einfach, es sei denn, du wärest bereit, die meiste Zeit deines Tages hier zu verbringen.«
    Sie runzelte die Stirn. »Wieso?«
    »Wegen der vielen Querverweise. Wir haben zwar gerade erst begonnen, aber das Ganze droht zum Albtraum zu werden, bis wir die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Tagebüchern und deren logische Abfolge durchschaut haben. Wir müssen uns dabei ständig mündlich austauschen, denn es wäre viel zu umständlich, alle denkbaren Bezüge schriftlich festzuhalten; außerdem ist die Sache zu dringend.« Er sah sie an. »Wir sind diese Art von Arbeit gewohnt. Wenn es noch andere Dinge zu erkunden gibt, könntest
du dich da womöglich besser nützlich machen; vermutlich können wir das ganze Rätsel schneller lösen, wenn du dich auf einen anderen Aspekt konzentrierst.«
    Keiner der beiden wollte sie ausschließen; das las sie in ihren Augen, in ihren aufrichtigen Zügen. Aber Jeremy hatte recht, sie waren die Fachleute auf diesem Gebiet - und sie selbst hatte tatsächlich nicht den allergrößten Drang, den Rest des Tages und gewiss einen Großteil des Abends damit zuzubringen, Cedrics zitterige Handschrift zu entziffern.
    Außerdem hatte sie eine ganze Reihe andere Dinge zu erledigen.
    Sie lächelte gutmütig. »Es gibt in der Tat ein paar andere Dinge, auf die ich mich konzentrieren könnte. Wenn ihr also auch ohne mich zurechtkommt?«
    »O ja.«
    »Wir kommen schon zurecht.«
    Ihr Lächeln wurde breiter. »Schön, dann will ich euch nicht weiter stören.«
    Sie wandte sich um und ging zur Tür. Als sie, die Hand am Türknauf, einen letzten Blick zurückwarf, waren die beiden schon wieder über die Bücher gebeugt. Immer noch lächelnd verließ sie den Raum und richtete ihre gesamte Aufmerksamkeit auf ihre mit Abstand dringlichste Tätigkeit: Sie musste sich um ihren verwundeten Wolf kümmern.

15
    Um ihr Vorhaben, mit Tristan Frieden zu schließen, zu planen und in die Tat umzusetzen, war ein außergewöhnliches Maß an Einfallsreichtum und verwegener Kühnheit vonnöten, wie sie es noch nie zuvor an den Tag gelegt hatte. Aber sie hatte keine andere Wahl. Sie ließ Gasthorpe zu sich kommen, erteilte ihm dreist Anweisungen und veranlasste, dass eine Kutsche bestellt würde, die sie in die
rückwärtige Gasse hinter der Green Street bringen und dort auf sie warten sollte.
    Natürlich all dies unter dem Vorbehalt, dass Seine Lordschaft, der Earl, unter keinen Umständen etwas davon erfahren dürfe. Gasthorpe hatte ihr seine Dienste bereitwillig zur Verfügung gestellt; obwohl ihr der Gedanke widerstrebte, den Mann dazu anzustiften, seine Loyalität Tristan gegenüber bewusst außer Acht zu lassen, diente die Aktion doch letzten Endes seinem Besten.
    Als Leonora schließlich in der Dunkelheit des späten Abends zwischen den Büschen in Tristans Garten stand und Licht aus den Fenstern seines Arbeitszimmers dringen sah, empfand sie ihr Verhalten als absolut gerechtfertigt.
    Er war also nicht ausgegangen, um irgendeinen Ball oder eine Dinnerparty zu besuchen. Angesichts der Tatsache, dass sie selbst ebenfalls durch Abwesenheit glänzte, würde sein Nichterscheinen gewiss heftige Spekulationen auslösen. Während sie dem Weg zwischen den Büschen entlang folgte und schließlich das Haus erreichte, fragte sie sich, wie bald er sich wohl ihren Hochzeitstermin wünschen würde. Nun, da sie ihre Entscheidung endlich getroffen hatte, war es ihr im Grunde egal, aber wenn sie eine Vorliebe hätte äußern sollen, dann eher früher als später.
    Desto weniger Zeit bliebe ihr, sich Gedanken darüber zu machen, wie sich das Ganze wohl entwickeln würde - lieber stürzte sie sich ins kalte Wasser und brachte es hinter sich.
    Ihre Mundwinkel wanderten nach oben. Gewiss war er derselben Meinung, wenn auch vielleicht nicht aus denselben Gründen.
    Vor dem Fenster seines Arbeitszimmers blieb sie stehen und spähte auf Zehenspitzen hinein; der Fußboden lag um einiges höher als der Boden hier draußen. Tristan saß an seinem Schreibtisch, den Kopf über die Arbeit gebeugt; er hatte ihr den Rücken zugewandt. Ein Stoß Papiere befand sich zu seiner Rechten,

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