Eine skandalöse Versuchung
lässt!«
»Ganz genau! Auf euch!«
Charles und Deverell prosteten ihm zu. Tristan hob ihnen sein Glas entgegen, dann trank er ebenfalls.
»Also, wann ist die Hochzeit?«
Tristan betrachtete die kreisende, bernsteinfarbene Flüssigkeit in seinem Glas. »Sobald wir Mountford zur Strecke gebracht haben.«
Charles verzog den Mund. »Und was ist, wenn es länger dauert als erwartet?«
Tristan sah zu ihm auf und begegnete seinem finsteren Blick. Er lächelte. »Ich garantiere dir, das wird es nicht.«
Früh am nächsten Morgen begab sich Tristan zum Haus der Carlings am Montrose Place. Noch bevor Leonora oder irgendein anderes Familienmitglied nach unten kam, hatte er das Anwesen bereits wieder verlassen; er war nunmehr fest davon überzeugt, Mountfords rätselhaftes Eindringen in Miss Timmins’ Haus geklärt zu haben.
Da Jeremy die Schlösser in dem Haus der alten Dame auf seine Aufforderung hin hatte auswechseln lassen, musste Mountford wohl eine weitere bittere Enttäuschung erlebt haben. Diese Tatsache
würde dazu beitragen, ihn in ihre Falle zu treiben. Ihm blieb keine andere Möglichkeit, als das Haus zu mieten.
Als Tristan durch das Eingangstor auf den Gehweg trat, bemerkte er einen Arbeiter, der über der niedrigen Grundstücksmauer des Nachbarhauses ein Schild anbrachte. Auf diesem stand zu lesen, dass das Haus Montford Place Nummer sechzehn ab sofort zu vermieten sei; die Kontaktdaten des Maklers waren direkt darunter zu finden. Deverell hatte keine Zeit vergeudet.
Er begab sich zum Frühstück zurück in die Green Street und wartete mannhaft, bis endlich alle seine sechs Mitbewohnerinnen im Frühstückssalon erschienen waren, um ihnen seine frohe Botschaft mitzuteilen. Sie waren über die Maßen entzückt.
»Sie ist genau die Art von Gattin, die wir uns für dich gewünscht hätten«, kommentierte Millicent.
»Ganz recht«, bestätigte Ethelreda. »Sie ist so eine patente junge Frau. Wir hatten schon Sorge, du würdest uns so ein dummes Küken vorsetzen. Eines von diesen geistlosen Plappermäulern, die unaufhörlich kichern. Gott weiß, wie wir damit hätten zurechtkommen sollen.«
Er pflichtete ihnen überschwänglich bei und flüchtete sich daraufhin mit einer Entschuldigung in sein Arbeitszimmer. Er musste sich zwingen, die naheliegende Ablenkung aus seinem Kopf zu verbannen, und wandte sich eine Stunde lang dringlicheren Dingen zu, ohne darüber jedoch zu vergessen, seinen Großtanten eine kurze Notiz nach Surrey zu senden, in denen er sie ebenfalls von der bevorstehenden Hochzeit in Kenntnis setzte. Als die Uhr elf schlug, ließ er seine Feder sinken, stand auf und verließ leise das Haus.
Er traf Charles am Grosvenor Square. Sie winkten eine Droschke heran, und um zehn Minuten vor zwölf betraten sie das Red Lion . Das Publikum in diesem beliebten Wirtshaus war überaus gemischt - Händler, Vertreter, Spediteure und Angestellte aller Art. Die Schankstube war recht voll, doch ein flüchtig gekreuzter Blick mit Tristan oder Charles ließ die meisten der Gäste hastig beiseitetreten.
Sie gingen zur Bar, wo sie umgehend bedient wurden, und wandten sich dann mit einem Bierkrug in der Hand forschend dem Raum zu.
Nachdem er seinen Blick hatte schweifen lassen, nahm Tristan einen Schluck von seinem Ale. »Er sitzt dort drüben in der Ecke am zweiten Tisch. Der, der sich die ganze Zeit umsieht wie ein aufgeschrecktes Huhn.«
»Das ist also der Freund?«
»Die Beschreibung passt haargenau. Die Kappe kann man kaum übersehen.« Besagte Tweedkappe lag auf dem Tisch, an dem der junge Mann saß und wartete.
Tristan überlegte kurz, dann schlug er vor: »Er kennt uns nicht. Warum setzen wir uns nicht einfach an den Nachbartisch und warten einen günstigen Moment ab, um uns vorzustellen?«
»Gute Idee.«
Erneut teilte sich die Menge vor ihnen wie das Rote Meer. Sie setzten sich an den kleinen Tisch in der Ecke, ohne dabei mehr als einen flüchtigen Blick und ein höfliches Lächeln des jungen Mannes auf sich zu ziehen.
Er kam Tristan entsetzlich jung vor.
Der junge Mann wartete geduldig. Sie taten es ihm nach und vertieften sich derweil in eine Unterhaltung über die Probleme, welche die unerwartete Leitung eines großen Anwesens mit sich brachte. Das Thema war umfassend genug, um ihnen glaubhaft Deckung zu verleihen, hätte der junge Mann sie belauscht. Das tat er aber keineswegs; wie ein junger Hund blickte er unablässig zur Tür, jederzeit bereit aufzuspringen und zu winken, sobald sein
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