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Eine skandalöse Versuchung

Eine skandalöse Versuchung

Titel: Eine skandalöse Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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gehegt hatte, von Humphreys Leidenschaft angesteckt wurde, uralte Schriften von längst verstorbenen Menschen und toten Kulturen zu entziffern. Mit seinen vierundzwanzig Jahren war er bereits auf dem besten Wege, sich trotz des zunehmenden Konkurrenzkampfes auf diesem Gebiet eine solide Nische zu schaffen. Seine Position hatte sich zudem deutlich verbessert, als der komplette Haushalt vor sechs Jahren nach Bloomsbury umgezogen war, um Leonora unter der Ägide ihrer Tante Mildred, Lady Warsingham, in die Gesellschaft einzuführen.
    Nichtsdestotrotz war Jeremy noch immer ihr kleiner Bruder; sie musste ein wenig schmunzeln, als sie seine breiten, doch feingliedrigen Schultern sowie sein wirres braunes Haar betrachtete, das jeder Bürste zum Trotz immer zersaust aussah - Leonora war sich sicher, dass er sich mit den Händen hindurchfuhr, obwohl er dies beharrlich abstritt und sie ihn noch nie dabei erwischt hatte.

    Henrietta trottete quer durch den Raum und ließ sich vor dem Kamin nieder.
    Es wunderte Leonora nicht weiter, dass keiner der beiden Männer zu ihr aufsah, als sie den Raum betrat. Ein Hausmädchen hatte einmal auf den Fliesen vor der Bibliothek einen silbernen Tafelaufsatz fallen lassen, und keiner der beiden hatte irgendetwas davon mitbekommen.
    »Onkel Humphrey, Jeremy, wir haben Besuch.«
    Beide schauten auf und blinzelten sie mit demselben entrückten Gesichtsausdruck an.
    »Der Earl of Trentham möchte sich gerne vorstellen.« Sie schritt zum Sessel ihres Onkels hinüber und wartete geduldig, bis beide in die reale Welt zurückgekehrt waren. »Er ist einer unserer neuen Nachbarn aus Nummer zwölf.« Zwei Augenpaare folgten ihr, beide blickten weiterhin verständnislos drein. »Ich habe euch doch davon erzählt, dass das Nachbarhaus von einigen Gentlemen gekauft wurde. Trentham ist einer von ihnen. Soweit ich weiß, ist er derjenige, der die Renovierungsarbeiten überwacht.«
    »Ah … verstehe.« Humphrey schlug das Buch zu und legte es mitsamt dem Vergrößerungsglas beiseite. »Nett, dass er sich uns vorstellt.«
    Während sie hinter den Sessel ihres Onkels trat, bemerkte sie den verwirrten Ausdruck in Jeremys braunen Augen - nicht haselnussbraun, sondern schlicht dunkelbraun. Nicht durchdringend scharf, sondern angenehm beruhigend.
    Ganz im Gegensatz zu denen des Gentlemans, der in diesem Moment hinter Castor den Raum betrat.
    »Der Earl of Trentham.«
    Mit dieser Ankündigung verneigte sich Castor und verließ den Raum, die Tür wieder hinter sich schließend.
    Trentham war an der Tür stehen geblieben und studierte die Herrschaften im Raum; sobald die Tür ins Schloss fiel, breitete sich ein gewinnendes Lächeln über sein Gesicht. Mit dieser charmanten Maske trat er auf die Gruppe beim Kamin zu.

    Leonora zögerte, sie fühlte sich plötzlich unsicher.
    Trenthams Blick wanderte zu ihrem Gesicht, verweilte einen Moment dort … Dann sah er Humphrey an.
    Dieser stützte sich auf die Armlehnen seines Sessels und versuchte mit sichtlicher Mühe, sich zu erheben. Leonora eilte ihm zu Hilfe.
    »Bitte machen Sie sich keine Umstände, Sir Humphrey.« Mit einer anmutigen Geste bedeutete Trentham ihm, sitzen zu bleiben. »Ich danke Ihnen, dass Sie sich die Zeit nehmen, mich zu empfangen.« Er erwiderte Humphreys formelles Nicken mit einer Verneigung. »Ich kam zufällig vorbei und hoffte, sie würden mir die Formlosigkeit meines Besuches nachsehen, da wir schließlich in Zukunft Nachbarn sein werden.«
    »Durchaus, durchaus. Hocherfreut, Ihre Bekanntschaft zu machen. Wie ich hörte, lassen Sie einiges im Haus verändern, ehe Sie dort einziehen?«
    »Lediglich einige kosmetische Änderungen, um das Haus noch wohnlicher zu gestalten.«
    Humphrey wies mit der Hand auf Jeremy. »Darf ich Ihnen meinen Neffen vorstellen. Jeremy Carling.«
    Jeremy, der sich erhoben hatte, ergriff über den Schreibtisch hinweg Trenthams Hand. Zunächst aus reiner Höflichkeit, doch als sein Blick sich mit Trenthams kreuzte, weiteten sich seine Augen in plötzlichem Interesse. »Ach! Sie sind beim Militär, richtig?«
    Leonora starrte Trentham an. Wie hatte sie das nur übersehen können? Allein seine Haltung hätte sie bereits darauf stoßen müssen, aber zusammen mit der leichten Bräune, den harten Händen …
    Ihr Selbsterhaltungstrieb meldete sich zu Wort; sie trat innerlich einen deutlichen Schritt zurück.
    »Ich war beim Militär.« Jeremys erwartungsvoller Miene gehorchend, fuhr er fort: »Ich war Major bei der

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