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Eine Socke voller Liebe

Eine Socke voller Liebe

Titel: Eine Socke voller Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Beer
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Umrisse von zwei Pferden im
dichten Nebel. Die Tiere standen wie aus Stein gehauen an der Straße und
bewegten sich nicht von der Stelle.
    „Da vorne ist ein Wegweiser.“ Andrea hatte ihn gesehen. Der
Weg zum Lepoeder-Pass wurde steiler. Sie mussten über Felsen kraxeln und genau
hinschauen, wo sie ihre Füße aufsetzten. Mit dem Rucksack auf dem Rücken war
das ein ungewohnter Balanceakt.
    Und dann kündigte ein Wappenschild an, dass sie in Spanien
waren! Ab hier war der Jakobsweg durch gelbe Pfeile markiert. Wie aus dem
Nichts tauchte plötzlich ein ziemlich abgerissen aussehender Mann hinter ihnen
auf.
    „Ich glaub, den lassen wir mal vorbei“, schlug Sabine vor und
verlangsamte ihren Schritt.
    Aber der Mann machte keine Anstalten, sie zu überholen. Im
Gegenteil. Er ging ebenfalls langsamer. Sie liefen schneller. Er auch.
    „Was soll das?“, fragte Andrea. „Komm, wir bleiben einfach
stehen, dann muss er ja vorbei gehen.“
    Sie blieben stehen und tranken aus ihren Wasserflaschen.
    „Wie war das mit dem Märchen?“
    Der Verlumpte sah sie mit düsterem Blick an und brummte etwas
in französischer Sprache. Sie verstanden ihn nicht.
    „Bon voyage“, nahm Andrea ihren ganzen Mut zusammen. Er wand
sich ab und ging langsam weiter.
    „Dem laufen wir aber jetzt nicht sofort nach“, entschied
Sabine und war froh, als im Nebel eine Wandergruppe auftauchte, der sie sich in
kurzem Abstand anschließen konnten.
    Nach der Überquerung des Passes ging es bergab. Die Erde war
aufgeweicht und die Felsbrocken glitschig. Andrea gab Sabine einen ihrer
Wanderstöcke für den langen, steilen Abstieg. Sie mussten höllisch aufpassen,
um nicht abzurutschen. Vorsichtig und langsam stiegen sie Meter für Meter
hinunter ins Tal.
    Je näher sie der Klosteranlage Roncesvalles kamen, desto mehr
Pilger waren plötzlich unterwegs. Sie überholten eine Frau, die auf total
zerrissenen, dünnen Ballerinas unterwegs war. Beide Sohlen waren
durchgebrochen. Sie hatte die Fetzen mit Schnüren um ihre Füße gebunden. Hier
im Wald blieb ihr nichts anderes übrig, als die letzten Kilometer mit diesem
Provisorium an den Füssen zu laufen.
    „O Gott, hoffentlich passiert uns so etwas nicht“, meinte
Sabine.
    „Na, wir haben doch ordentliche neue Wanderschuhe. Hast du
nicht gesehen, was die Frau für dünne Schläppchen an den Füßen hatte? Damit
würden wir beide eine solche Wanderung nicht in Angriff nehmen.“
    Kurze Zeit später sahen sie zwischen den Baumwipfeln die
Dächer der alten Abtei.
    Der Rucksack lastete schwer auf ihren Schultern. Die Füße und
Beine waren müde.
    Sie mussten sich bei der Rezeption anmelden, bekamen ihre
Stempel und die Anweisungen für die Unterbringung im großen Schlafsaal. Sie
waren erstaunt über die vielen Menschen hier. Es herrschte eine straffe
Organisation.
    Der riesige Schlafsaal mit sechzig Etagenbetten (Sabine hatte
sie sofort gezählt) im ehemaligen alten Pilgerhospiz, sah aus wie ein riesiges
Kirchenschiff. Große Lampenräder hingen unter dem hohen Dachstuhl.
    Sabine und Andrea belegten zwei nebeneinander stehende obere
Betten. So konnten sie hoch hinaus in das Deckengewölbe schauen.
    Sie hatten ein bisschen Gymnastik gemacht, sich gedehnt und
gestreckt und fühlten sich nach der warmen Dusche und einem kurzen Schläfchen
wie neu geboren. Die gewaschenen Sachen hingen rundum auf den Bettgestellen zum
Trocknen.
    Nach dem Essen bummelten sie durch die riesige alte Abtei.
    In der Klosterkirche hatte gerade ein Pilgergottesdienst
begonnen.
    „Ich würde gerne daran teilnehmen“, sagte Andrea.
    Sabine überlegte einen Moment, bevor sie sagte: „Ja, ich
komme mit.“
    Die Menschen standen dicht gedrängt, alle Sitzbänke waren
besetzt. Die beiden Frauen wunderten sich. Unterwegs war ihnen doch kaum jemand
begegnet.
    Die Messgebete wurden in lateinischer Sprache gesungen, und
Sabine fühlte sich durch die Kirchensprache seltsam berührt von einem Gefühl
der Vertrautheit. Sie dachte an ihre Schulzeit und den Chor, mit dem sie eine
Mozartmesse einstudiert und in der Kirche der Maria-Ward-Schule gesungen
hatten.
    Ja, und in dieser Kapelle hatten Markus und sie sich vor
sechsundzwanzig Jahren das „Jawort“ gegeben. Wie mochte es ihm wohl jetzt
gehen? Ob er immer noch Entzugserscheinungen hatte? Ich gönne sie ihm! Die
können gar nicht schlimm genug sein! Schließlich hat er alles kaputt gemacht
mit seiner Sauferei.
    Sie wischte sich verstohlen die Tränen aus den Augenwinkeln
und versuchte, das

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