Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Spur von Verrat

Eine Spur von Verrat

Titel: Eine Spur von Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
Vom Netzwerk:
solch tiefer Haßgefühle von eisiger Kälte überfallen. »Mindestens vier von ihnen waren oben beim General«, fügte er hastig hinzu. »Genauer gesagt, nicht im Salon und daher unbeobachtet, bis Maxim Furnival hereinkam und sagte, daß er ihn auf dem Boden in der Halle gefunden hätte.«
    »Gelegenheit«, verkündete Monk mit etwas übertriebenem Diensteifer. »Deshalb haben Sie nicht ganz recht, fürchte ich. Das ist der wunde Punkt. Die Polizei befragte sowohl die Gäste wie auch Mr. und Mrs. Furnival eingehend, doch vom Personal ließen sie sich offenbar nur das bestätigen, was sie ohnehin schon wußten.«
    »Einer der Dienstboten war in die Sache verwickelt?« fragte Hester gedehnt. Ihre Miene verriet keine große Hoffnung, da Monk sie auf schlechte Nachrichten vorbereitet hatte. »Ich habe mich auch schon gefragt, ob einer von ihnen vielleicht ungute Erfahrungen mit dem General beim Militär gemacht hat oder mit jemandem verwandt ist, auf den das zutrifft. Womöglich haben wir es mit einem ganz anderen Motiv zu tun – eins, das nicht mit seinem Privatleben, sondern mit seiner Armeezeit in Verbindung steht…« Sie schaute Monk fragend an.
    Ein Flackern in Monks Zügen offenbarte Rathbone, daß er diese Möglichkeit bislang nicht in Betracht gezogen hatte. Woran lag das? An mangelnder Tüchtigkeit – oder hatte irgendeine unwiderlegbare Schlußfolgerung ihn daran gehindert, so weit vorzustoßen?
    »Nein.« Monk sah kurz zu ihm hin und sofort wieder weg.
    »Die Polizei hat sich nicht genau genug umgehört, wo sich das Personal zur fraglichen Zeit aufhielt. Der Butler sagte, sie wären alle ihren Pflichten nachgegangen und hätten nichts bemerkt. Da sich ihre Aktivitäten auf die Küche und den Dienstbotenbereich konzentriert hatten, überraschte es niemanden, daß ihnen das Umstürzen der Ritterrüstung entgangen war. Als ich ihn ins Gebet nahm, gab er schließlich zu, daß einer der Lakaien das Speisezimmer aufgeräumt hatte, allerdings nicht in dem Zeitraum, der für uns von Belang ist. Er hatte Anweisung, im ganzen Haus die Kohlenkästen aufzufüllen, auch im Empfangszimmer und in der Bibliothek, die beide an die Halle grenzen.«
    Hester drehte ihm das Gesicht zu. Rathbone setzte sich ein wenig aufrechter hin.
    Von einem ganz sachten Kräuseln seiner Mundwinkel abgesehen, blieb Monk völlig ungerührt.
    »Die Beobachtungen des Lakaien bezüglich der Rüstung, und er hätte sie kaum übersehen können, wenn sie in ihre Einzelteile zerlegt über den Boden verstreut gewesen wäre, mit dem Körper des Generals mittendrin und in seiner Brust eine Hellebarde, die wie eine zwei Meter hohe Fahnenstange herausragt…«
    »Schon gut, wir haben verstanden«, fiel Rathbone ihm scharf ins Wort. »Das reduziert die Zahl der Personen, die die Gelegenheit hatten. Ich nehme an, das ist der eigentliche Sinn Ihrer Ausführungen?«
    Ein Anflug von Verärgerung huschte über Monks Gesicht, verflüchtigte sich und wurde durch Genugtuung ersetzt, die weniger dem Ergebnis als seiner geschickten Beweisführung entsprang.
    »Genau. Die romantischen Anwandlungen des Zimmermädchens und die Tatsache, daß der Lakai die Kohleneimer aus Faulheit ausnahmsweise über die Vordertreppe zu Mrs. Furnivals Schlafzimmer hinauftrug, schließen alle Tatverdächtigen außer Alexandra aus. Tut mir leid.«
    »Sabella auch?« Hester runzelte die Stirn und beugte sich vor.
    »Ja.« Er wandte sich zu ihr um, seine Züge wurden für einen Augenblick weich. »Das Zimmermädchen wartete oben an der Treppe, um den Lakaien abzufangen. Als ihr klar wurde, daß sie ihn verpaßt hatte, und sie jemand kommen hörte, flüchtete sie blitzartig unter dem Vorwand, sie rufen gehört zu haben, in das Zimmer, in dem Sabella sich ausruhte. Sie traute sich erst wieder heraus, nachdem die Betreffenden vorbeigegangen waren, und lief dann über die Dienstbotentreppe in ihr eigenes Zimmer. Es muß sich dabei um Alexandra und den General gehandelt haben, denn als der Lakai nach getaner Arbeit über die Hintertreppe die Halle betreten wollte, kam er gerade rechtzeitig, um die Kunde von dem Unfall zu vernehmen. Der Butler hatte bereits Anweisung erhalten, niemanden in die Halle zu lassen und die Polizei zu verständigen.« Rathbone atmete seufzend aus. Überflüssig, Monk zu fragen, ob er sicher sei; wenn nicht, hätte er es niemals gesagt.
    Monk biß sich auf die Lippe und sah erst Hester, die einen völlig niedergeschmetterten Eindruck machte, dann Rathbone an. »Das

Weitere Kostenlose Bücher