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Eine Spur von Verrat

Eine Spur von Verrat

Titel: Eine Spur von Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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ein. Ein unerwartetes Glücksgefühl ergriff von ihm Besitz, als er sah, wie Hesters Züge sich entspannten und sie ihn erleichtert anlächelte.
    »Danke.«
    »Aber vielleicht nützt es nichts.« Er mußte sie noch ein letztes Mal warnen, auch wenn er ihre Hoffnungen nur urigern untergrub. Die Furcht vor ihrer erheblich schwerwiegenderen Verzweiflung und ihrem berechtigten Zorn, falls sie sich später von ihm getäuscht fühlte, war wesentlich schlimmer.
    »Ja, ich weiß«, versicherte sie ihm. »Das ist mir klar. Aber wir müssen es wenigstens versuchen.«
    »Was auch immer es bringen mag…«
    »Werden Sie Monk Bescheid geben?«
    »Ja – ich werde ihn bitten, mit seinen Nachforschungen fortzufahren.«
    Ein unverhofft strahlendes Lächeln erhellte ihr Gesicht.
    »Danke. Ich danke Ihnen sehr.«
    Monks Überraschung war groß, als Rathbone ihn bat, den Fall weiter zu bearbeiten. Zwar hätte er rein aus persönlicher Neugier gern das wahre Mordmotiv gekannt, doch verfügte er weder über ausreichend Zeit noch Geld, um in zweifelsohne langer und ermüdender Arbeit nach einer Antwort zu suchen, die den Ausgang des Prozesses kaum beeinflussen konnte.
    Aber Rathbone hatte ihn daraufhingewiesen, daß es wahrscheinlich die beste Verwendungsmöglichkeit für Alexandras Geld war, vorausgesetzt, Erskine als ihr Anwalt und Interessenvertreter hatte nichts dagegen. Jedenfalls gab es wohl keinen Zweck, für den es sinnvoller eingesetzt wäre. Und für ihre Nachkommen sowie die des Generals war vermutlich gut gesorgt.
    War das vielleicht ein Ansatzpunkt – Geld? Er bezweifelte zwar den Nutzen diesbezüglicher Recherchen, aber wenn nichts dabei herauskam, durfte er diese Möglichkeit zumindest abhaken. Und da des Rätsels Lösung ohnehin in Dunst und Nebel steckte, konnte er genausogut hiermit anfangen. Vielleicht wurde er ja angenehm überrascht.
    Es war nicht weiter schwierig, etwas über General Carlyons Nachlaß in Erfahrung zu bringen, da Testamente öffentlich zugänglich waren. Thaddeus George Randolf Carlyon hatte sich zur Zeit seines Todes eines beträchtlichen Vermögens erfreut. Seine Familie schien in der Vergangenheit ein ausgesprochen glückliches Händchen auf dem Gebiet von Investitionen gehabt zu haben. Obwohl sein Vater noch lebte, hatte Thaddeus stets über ein großzügiges Taschengeld verfügt, mit dem er sparsam umgegangen war. Auf äußerst klugen Rat hin hatte er einen Großteil dieses Geldes in Exportgeschäfte mit verschiedenen Teilen des Empires gesteckt – Indien, Südafrika und dem angloägyptischen Sudan –, die ihm weitaus mehr als nur ein nettes Sümmchen eingebracht hatten. Er hatte ein gutes, in Relation zu seinen Mitteln jedoch eher bescheidenes Leben geführt.
    Während Monk sich einen Überblick über seine Finanzen verschaffte, wurde ihm plötzlich klar, daß er das Haus des Generals noch gar nicht gesehen hatte. Ein Versäumnis, das es dringend nachzuholen galt. Aus den Büchersammlungen, Möbeln, Bildern und anderen Kleinigkeiten, für die die Leute ihr Geld ausgaben, konnte man oftmals eine Menge schließen.
    Er konzentrierte sich auf die Verteilung, die der General für seine Vermögenswerte vorgesehen hatte. Bis zu ihrem Tode gehörte Alexandra das Haus, dann ging es in den Besitz seines einzigen Sohnes Cassian über. Die Summe, die er für die Instandhaltung des Hauses und die Fortführung ihres Lebensstandards eingesetzt hatte, war adäquat, aber in keiner Weise verschwenderisch, und größere Ausgaben ihrerseits waren nicht eingeplant. Ohne beträchtliche Einsparungen bei anderen Dingen würde sie sich weder neue Pferde oder Kutschen, noch ausgedehntere Reisen in sonnige Gefilde wie Italien oder Griechenland leisten können.
    Seine Töchter erhielten ein kleineres Legat, seinen beiden Schwestern, Maxim und Louisa Furnival, Valentine Furnival und Dr. Charles Hargrave wurden persönliche Andenken zuteil. Aber der Großteil seines gewaltigen Vermögens, sei es nun Grundbesitz oder Geld, ging an seinen Sohn Cassian und sollte bis zu dessen Volljährigkeit von einer Anwaltssozietät treuhänderisch verwaltet werden. Alexandra besaß diesbezüglich keinerlei Entscheidungsgewalt, und es gab keine Klausel, die vorsah, daß sie auch nur zu Rate gezogen werden sollte.
    Daraus ließ sich unweigerlich schließen, daß sie zu Thaddeus’ Lebzeiten wesentlich besser dran gewesen war. Die Frage war nur, hatte sie vor seinem Tod davon gewußt, oder war sie davon ausgegangen, daß sie eine reiche

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