Eine Stadt names Cinnabar
Zeitmaschine!“ rief Vince erschrocken.
„Kein Problem“, beruhigte ihn Obregon. „Das Summen war nur ein eingebauter Alarm, der anzeigte, daß der Treibstoff zu Ende war.“
„Nein, das Feuer …“
„Ja, das war Pech“, sagte Obregon bekümmert. „Inzwischen dürfte die Maschine ziemlich sicher vernichtet sein.“
„Was nun?“
„Keine Ahnung.“
„Sitze ich hier fest?“
„Das weiß ich leider auch nicht.“
„Eure Sachen stinken nach Rauch“, sagte Tourmaline zu den beiden Männern, „werft sie über Bord, das Gewicht ist sowieso überflüssig.“
Beide gehorchten, Vince nach einigem Zögern. Die hellen Stoffstücke segelten hernieder, verschwanden im dunklen Schatten, fielen zu Boden. Vince sah ihnen nach, und als sie weg waren, kam er sich verloren vor.
In Anflughöhe war der Baum von gelblich-bräunlichem, unruhigem Licht durchleuchtet. Vince mußte an den traditionellen Christbaum denken, den er zwar niemals selbst gesehen, von dem ihm aber seine Großmutter erzählt hatte: die lebendigen Zweige mit flackernden Kerzen geschmückt. Er blickte in das Blätterdach empor und konnte nicht entscheiden, was noch Kerzen und was schon Sterne waren. Lebendiges Gras deckte den Boden. An der einen Seite war das Laub so hochgezogen, daß es eine flache Schale bildete. Wasser sprudelte aus einer verborgenen Pumpe über den Rand und floß in dünnen Streifen ab; lange bevor es den Waldboden erreichte, hatte es sich schon in feinen Nebel aufgelöst.
Obregon saß zwischen zwei Lilienbüschen und rieb sich die rußigen Arme. „Ich komme mir vor, als hätte ich den ganzen Tag Rennwagen gefahren. Reib mir doch mal jemand den Buckel ab.“
„Ja“, sagte Vince. Er kniete sich hinter Obregon auf eine Bank. „Ein bißchen höher!“ befahl Obregon.
„Heute früh“, sagte Vince, „nachdem Sie das Labor … verschwinden ließen – haben Sie da etwas herausgefunden?“
„Verschiedenes. Ich habe mich gefragt, ob ich es Ihnen sagen soll.“
„Ich möchte es wissen.“
Tourmaline kam die Wendeltreppe von der Küche herunter. Sie trug ein Tablett und kam über das weiche Gras zu ihnen. „Ich habe mir mit der Suppe Mühe gegeben“, sagte sie. „Das ist kein programmiertes Rezept.“
„Ich habe einen rasenden Hunger“, sagte Obregon und plumpste zu Boden wie eine lahme Fischotter.
In den hölzernen Schalen war eine dicke Suppe von Fleisch und Gemüse. Außerdem gab es Obst, fingerdicke Schnitten dunklen Brotes und bündelweise fadenförmigen Käse. Tourmaline schenkte drei Becher ein.
Vincent nippte mißtrauisch. „Das schmeckt wie Ginger-Ale mit Lakritze.“ Er hob das Glas nochmals an die Lippen, doch Tourmaline tippte ihm aufs Handgelenk. „Langsam“, sagte sie, „das muß man genießen.“
„Einen Trinkspruch“, sagte Obregon, und die Gläser klangen dumpf aneinander. „Auf Sie und Ihre Zeitgenossen Mr. Herbert George Wells!“
„Tatsächlich?“ rief Tourmaline. „Das ist ja aufregend!“
„H. G. Wells? Der ist ja schon vor meiner Geburt gestorben.“
„Dicht genug daran“, meinte Obregon, „wenn man die überlieferte Geschichte aller bekannten Welten in Betracht zieht. Aus solchen Angaben wie ’Universität Denver’ und ’Central Texas’ machte ich ein weitläufiges Programm randomistischer Assoziationen zurecht und gab es Terminex ein.“
„Terminex – ist das der Computer?“
Obregon nickte selbstgefällig. „Die Resultate kamen aus einem der entlegensten Speicher randomisierter Assoziationen, über die Terminex verfügt. Ich entdeckte 640 engrammierte Jahrgänge von irgend etwas, das sich New York Times nennt.“
„Das war eine Zeitung …“
„Allem Anschein nach die Trivialinformationen einer ganzen Kultur auf einem Haufen. Aber ich fand eine Anzahl Hinweise auf Sie. Ich fand auch einen Querverweis auf das Texas Central College of Science. Er stand in den Lokalnachrichten vom 22. November 1963 nach Ihrem Kalender.“
„Das ist heute“, sagte Vince.
„Ich fand einen Hinweis in einer kleinen Notiz auf einer der inneren Seiten. Es war ein Bericht über den Tod zweier Physiker an einer kleinen Schule in einer Provinz namens Texas. Unerklärlicherweise, wie der Reporter berichtete, war das Laboratorium nicht explodiert, sondern vielmehr implodiert. Offenbar wurden Nachforschungen angestellt, doch ich konnte keine weiteren Angaben entdecken. Jedenfalls ging diese Einzelmeldung in der Fülle der sonstigen Tagesereignisse unter.“
„Von dorther
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