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Eine Stadt wie Alice

Eine Stadt wie Alice

Titel: Eine Stadt wie Alice Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neville Shute
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dem Dinner mit
Dennison, Strickland und Callaghan wie gewohnt beim Bridge saß, erzählte ich
auch ihnen davon. Gegen elf erhob ich mich, ging ins Lesezimmer, um vor dem
Nachhausegehen eine letzte Zigarette zu rauchen, und fand dort nur den
ehemaligen Polizeioffizier aus Malaya. Ich setzte mich zu ihm: «Ich habe Ihnen
von der kleinen Paget erzählt...?»
    Mr. Wright grinste. «Ja, das haben
Sie.»
    «Sie heiratet bald. In
Nord-Queensland.»
    «So? Was ist er denn?»
    «Er hat eine Viehstation. Ein sehr
ordentlicher Mensch. Ich kenne ihn zufällig. Ich glaube, sie wird mit ihm
glücklich. Sie sind anscheinend sehr verliebt ineinander.»
    «Kommt sie vor der Hochzeit noch einmal
nach England?» fragte Wright.
    Mein Blick glitt über die Bücherregale
und das vergoldete Schnitzwerk, das bis zur Decke reichte. «Nein», antwortete
ich, «ich glaube, sie kommt nie wieder nach England, nie wieder.»
    Er schwieg.
    «Es ist zu weit weg; nun wird sie
Queensländerin...»
    Wir schwiegen lange. «Und schließlich»,
schloß ich, «sie hat keinen Grund, hierher zurückzukommen. Wozu...? Es bindet
sie nichts an England.»
    Und dann hat Mr. Wright etwas recht
Törichtes geäußert; er hat es vielleicht nicht böse gemeint, aber dumm war es
doch. Da bin ich aufgestanden, habe ihn sitzen lassen und mich in meine dunkle,
leere Wohnung begeben. Bin ihm längere Zeit aus dem Wege gegangen.
    Ich bin letzten Herbst dreiundsiebzig
geworden. Ich könnte ihr Großvater sein.
    Ich war doch nicht in sie verliebt!
     
     
     

Neuntes Kapitel
     
     
    Im November und Dezember jenes Jahres
arbeitete Joan Paget angestrengter denn je.
    Vierzehn Tage nach ihrer Ankunft in
Willstown traf auch Rose Sawyer dort ein. Aggie Topp sollte im November von
London abreisen. Auf meine Bitte schickte Mr. Peck sie vorher zu mir. Sie war
eine hagere, herbe Person, der man gleich ansah, wie recht Mr. Peck gehabt
hatte, als er meinte, sie sei die richtige, um Mädchen zur Arbeit anzuhalten.
Ich gab ihr die Fahrscheine und einen Zettel mit den Flugzeiten von Sydney bis
Willstown und sprach mit ihr über die Tätigkeit, die ihrer harrte.
    «Sie werden es schwer haben», sagte
ich, «und sehr heiß. Miss Paget muß alles sozusagen erst aus dem Boden
stampfen. Kapital ist vorhanden, aber es bedarf harter Arbeit, Mrs. Topp.»
    Sie habe zwei Briefe von Joan erhalten
und ein Foto der Hauptstraße von Willstown, sagte sie. «Die sieht allerdings
nach nichts aus; das muß ich schon sagen.»
    «Aber Sie gehen gerne hier weg?»
    «Ja; ich habe auch schon an schwierigen
Orten gearbeitet. Ein Jahr wird es gehen», meinte sie und setzte hinzu: «Ich
habe Joan schrecklich gern.»
    Ich hatte einen wichtigen Auftrag für
sie. Joans Werkschuppen brauchte notwendig eine Kühlanlage. Es war dies ein
Apparat etwa von der Größe eines mittelgroßen Kühlschrankes; er sog heiße Luft
ein und pumpte sie kalt heraus. In Australien war kein solcher Apparat
erhältlich. Joan hatte mir telegrafiert, und ich machte eine Firma ausfindig,
die imstande war, die Ware rechtzeitig zu liefern, was damals nicht einfach
war. Trotzdem hatte Derek Harris für Miss Paget günstige Zahlungsbedingungen erreicht.
In solchen Verhandlungen ist er besonders geschickt. Der Apparat stand unten an
der Treppe zu meiner Kanzlei. Ich zeigte ihn Mrs. Topp, da sie ihn als
Passagiergut bis nach Sidney mitnehmen sollte. Die Schiffsfracht betrug nicht
sehr viel, wohl aber der Lufttransport Sydney-Cairns-Willstown. Doch die
Mehrkosten lohnten sich meiner Ansicht nach, denn dort unten war jetzt die
heißeste Jahreszeit.
    Es war dies der größte Auftrag, den ihr
Telegramm enthielt, und mein Hauptbeitrag zu ihrem Unternehmen; alles andere
waren Kleinigkeiten, die ohne weiteres zu beschaffen waren. Aber von Peck
& Levy mußte Aggie Topp noch drei Kisten voll Werkzeug, Modelle und
Zutaten mitnehmen; die Rechnung dafür betrug rund hundertsechsundvierzig Pfund,
die ich in Miss Pagets Auftrag bezahlte.
    Der Bau des Werkstattschuppens war
gleich nach ihrer Ankunft in Willstown begonnen worden. Schon am Ankunftstag
hatten Joe und Joan mit Tim Whelan und seinen beiden Söhnen eine Besprechung in
deren Tischlerei inmitten der Särge. Zwei Waggons Bauholz hatten sie bereits in
Cairns bestellt. Die vier Männer hockten nach Ringerart auf dem Boden; der
Grundriß, der vor ihnen lag, zeigte in der Mitte die Werkstätte, daneben auf
der einen Seite den Wohnanbau mit drei Zimmern, auf der andern die dreigeteilte
Eisdiele. Auf dem

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