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Eine Stadt wie Alice

Eine Stadt wie Alice

Titel: Eine Stadt wie Alice Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neville Shute
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ein
Wallaby höchstens vier. Das Känguruh hat ein Gesicht etwa wie ein Hirsch, der
Wallaby eher wie ein Kaninchen oder eine Ratte. Auf dem Gehöft habe ich einen
Wallaby; den zeige ich dir nachher.»
    «Einen wilden?»
    «Jetzt ist er noch zahm. Wenn er älter
ist, wird er wild und reißt aus.» Als sie kürzlich auf Wallabyjagd gewesen
seien, um, wie verabredet, für die Gerberei in Cairns Häute zu erbeuten, hätten
sie, so erzählte Joe, ein Weibchen mit dem Jungen im Beutel erlegt. Damit es
nicht umkomme, habe er das hilflose Kleine zur Aufzucht mit heimgenommen. «Ich
habe gern ein Wallaby auf dem Gehöft.»
    Zwei Drähte, von Baum zu Baum gezogen
und in Abständen durch Pfähle gestützt, kreuzten ihre Bahn. Sie waren in
Midhurst. Hinter einem gußeisernen Tor begann so etwas wie ein richtiger Weg.
Joan stieg aus, öffnete die Torflügel, und er fuhr durch.
    «Das ist die Pferdekoppel», erklärte
er. Unter den Bäumen standen schlanke Reitpferde und wehrten mit ihren langen
schwarzen Schweifen die Fliegen ab.
    «So sind etwa drei Quadratmeilen ums
Haus herum eingezäunt.»
    Der Weg machte eine Biegung. Vor ihnen
auf einem niedrigen Hügel an einer Flußkrümmung stand, anmutig anzusehen, ein
Gehöft, das Gehöft Midhurst. Der Fluß war fast ausgetrocknet; nur an einzelnen
Stellen gab es noch Wassertümpel.
    «Du siehst es leider in der
schlechtesten Jahreszeit», sagte Harman entschuldigend. «Im Winter ist es ein
prächtiges Flüßchen. Aber selbst in der schlimmsten Trockenzeit wie jetzt ist
immer noch etwas Wasser da.»
    Die Niederlassung, ein ansehnlich
breites Gehöft, war auf hohen Holzpfosten errichtet. Stufen führten zur Veranda
empor. Das Haus bestand aus Holz, das Dach aus dem unvermeidlichen Wellblech.
Die drei Schlafzimmer und der Wohnraum waren rings von der etwa vier Meter
breiten Veranda umgeben. Blattpflanzen aller Art auf Ständern und in großen
Töpfen säumten das Geländer und dämpften das grelle Sonnenlicht. An der einen
Querseite war die Küche angebaut, an der gegenüberliegenden das Badezimmer. Ein
etwas abseits über einer Grube in der Pferdekoppel errichtetes Häuschen war die
Toilette.
    Das Leben der Siedlung spielte sich
offenbar hauptsächlich auf der Veranda ab. Hier standen Joes Bett mit
Moskitonetz, etliche Rohrsessel, der Eßtisch mit Stühlen. Unter der vorspringenden
Dachrinne hing in der kühlenden Morgenluft ein großer Wassersack aus Segeltuch,
daneben an einer Schnur ein emaillierter Becher.
    Die Utility hielt vor den
Eingangsstufen. Ein Rudel Hunde umsprang unter lautem Gebell die Ankömmlinge.
Joe schüttelte sie lachend ab und wies auf eine blau und gelb gefleckte, große
Hündin, von einer Art, die Joan noch nie gesehen hatte.
    «Das ist Lily», sagte er zärtlich. «Ihr
Wurf ist bonza, kann ich dir sagen!»
    Damit geleitete er die künftige Herrin
auf Midhurst in den Schatten der kühlen Veranda.
    Sie blickte sich erfreut um. «Ach, ist
es hier nett, Joe!»
    «Gefällt’s dir?»
    Seltsam gefärbte gelbe und blaue
Hündchen drängten und kugelten sich zu ihren Füßen, leckten ihnen die Finger,
und hinter einem der Stühle am Ende der Veranda stand auf zwei Beinen ein
kleines Tier und lugte neugierig hervor. Joe nahm ein Hundejunges nach dem
andern auf den Arm und setzte es hinter eine Drahteinfassung in der Ecke.
    «Heute früh, ehe ich abgefahren bin,
habe ich sie herausgelassen. Bald sind sie groß genug, um sich im Hof tummeln
zu können.»
    «Wer hat denn für all die Farne und
Topfpflanzen gesorgt? — Du, Joe?»
    «Nein, Mrs. Spears, als sie noch hier
wohnte, und ich habe es so gelassen. Die Lubras gießen sie.»
    Das waren die drei Eingeborenen, Frauen
seiner farbigen Ringer. Sie teilten sich in die häuslichen Geschäfte der
Niederlassung und kochten das Essen.
    Er schaute sich um. «Wo steckt denn das
Josefchen?»
    Der kleine Wallaby hüpfte auf der
anderen Seite der Veranda umher, sah aus wie ein Känguruh en miniature und war
etwa fünfundvierzig Zentimeter hoch. Er zeigte nicht die geringste Furcht, und
als sich Joan zu ihm hinunter bückte und ihn streichelte, lutschte er an ihren
Fingern.
    «Womit wird er denn gefüttert?» fragte
sie.
    «Mit Brot und Milch; das bekommt ihm am
besten.»
    «Tun ihm die Hündchen nichts?»
    «Manchmal jagen sie ihn, aber er
schlägt ordentlich aus. Ein erwachsener Wallaby kann einen Hund töten.
Vorläufig kommen sie gut miteinander aus. Sie spielen nur.» Entzückt
beobachtete er, wie auch Joan mit dem Wallaby

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