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Eine Stadt wie Alice

Eine Stadt wie Alice

Titel: Eine Stadt wie Alice Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neville Shute
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über
geschäftliche Dinge geredet hatten, erwähnte sie, die Arbeitsschürzen seien
noch immer nicht aus der Wäsche zurück.
    «Ich war bei Mrs. Harrison, aber sie
hat wieder Rückenschmerzen. Wir müssen uns wohl nach jemand anderm umsehen.»
    Die jungen Mädchen sollten ihre
Arbeitskleidung jede Woche wechseln, und daher dachte nun Joan an eine eigene
Waschmaschine: «Mit Anschluß an den Dynamo; wenn wir nicht Waschtag haben,
könnten wir die Maschine an andere Haushaltungen vermieten und kämen dadurch
auf unsere Kosten. Vorläufig müssen wir zuerst einmal einen Ersatz für Mrs.
Harrison finden.»
    Das Geschäftliche war erledigt, und
Aggie sagte: «Hier reden alle von Ihrem Ritt, Miss Paget!»
    «Wirklich?»
    «Sogar die Lageristin aus Normanton
wußte es.»
    «Nicht möglich!»
    «Ja, das kommt von den kleinen Sendern
auf den Viehstationen», belehrte sie Aggie. «Die Burschen hier haben mir
erzählt, sie hören alle mit, was durchgegeben wird: Telegramme, persönliche
Mitteilungen, Krankenberichte. Sie haben ja sonst nichts. Geheim bleibt in
diesem Land überhaupt nichts. Die Ambulanz ist heute früh abgeflogen. Steht es
schlimm mit dem Patienten?»
    «Gut jedenfalls nicht», erwiderte Joan,
«aber die Schwester hofft, daß das Bein zu retten ist. Hier am Ort müßte
natürlich ein Arzt wohnen!»
    «Er fände zuwenig Beschäftigung»,
meinte Aggie. «In welches Spital hat man denn den Patienten übergeführt?»
    «Nach Cairns; es soll dort ein gutes
Krankenhaus sein», antwortete Joan, wandte sich zum Gehen, blieb aber bei der
Tür noch einmal stehen und fragte: «Was denken Sie von einer Badeanstalt in
Willstown... Ob sie wohl gut besucht würde?»
     
    Am Nachmittag kam Joe Harman mit Pete
Fletcher angeritten, brachte sein Pferd im Stall hinter dem»Hotel Australien»
unter und suchte nach Joan.
    Wie es sich für einen Jüngling gehört,
der seine Liebste besucht, war er fein adrett vom Gehöft aufgebrochen, nun aber
war er von oben bis unten durchnäßt und verdreckt. Sie hatten einen der beiden
Flüsse durchschwimmen müssen; er hatte sich an der Pferdemähne und dem Sattel
festgehalten, und der Straßenschlamm hatte ein übriges dazu beigetragen, den
guten Eindruck, den er hervorrufen wollte, zunichte zu machen. Nachdem er beim
Stall seine Stiefel entleert, sich gekämmt und halbwegs getrocknet hatte, ging
er in die Eisdiele, um sich bei Rose zu erkundigen, wo Joan sei.
    Sie war in ihrem Schlafzimmer, wo sie
mir einen langen Brief schrieb. Er klopfte an, und sie kam geschwind heraus.
    «Hier drin dürfen wir nicht beisammen
sein. Daß du dich nie unterstehst! Komm in die Eisdiele zu einem Eis!»
    Die Eisdiele war tatsächlich der
einzige Ort, an dem zwei junge Leute verschiedenen Geschlechts an6tändigerweise
beisammen sein konnten, andernfalls hätten sie jetzt, da die Hotelveranda vor
Nässe schwamm, in einem Stall oder einer Scheune verschwinden müssen.
    Sie fanden einen Tisch an der Wand;
Joan betrachtete mißbilligend den rechteckigen, ungegliederten Raum. «Hier
müßten einige Nischen eingebaut werden, wo Gäste ungestört miteinander reden
können!»
    «Was darf ich dir bringen?» fragte Joe.
    «Einen Bananen-Split; ich muß zunehmen.
Du weißt vielleicht nicht, daß ich recht krank war. — Nicht zahlen, Joe, es
geht auf Geschäftskosten!»
    «So sehe ich aus! Führe ein Mädchen aus
und lasse mich von ihm freihalten, ha!» Er grinste.
    Lind sie: «Wenn du es so-o-o auffaßt,
nehme ich zwei! Bis morgen sind die Bananen ohnedies schlecht.»
    Früchte kamen jeden Mittwoch mit der
«Dakota», und es war nicht leicht, die kleinen Mengen rasch genug und zu solchen
Preisen abzusetzen, daß die Kosten der Luftfracht dabei heraussprangen. Etliche
Früchte hielten sich auch keine ganze Woche.
    Als er mit dem Bestellten vom Büfett
zurückkam und ihr gegenüber Platz nahm, fing sie an: «Also, mein lieber Joe,
was ist nun eigentlich mit dem Poddy-Korral auf Midhurst?»
    «Ach, Unsinn!» Er schaute sich mit
verlegenem Grinsen um, «auf Midhurst gibt’s überhaupt keinen Poddy-Korral»,
raunte er ihr zu.
    «Aber etwas, das verdammt danach
aussieht!» versetzte sie lachend. «Heraus mit der Sprache, Joe! Wie hat sich
die Sache mit Don Curtis zugetragen?»
    «Was hat sich der Kerl auf meinem Land
umherzutreiben», antwortete Joe diplomatisch, «wo er absolut nichts verloren
hat!»
    Joan ließ nicht locker.
    «Auf die Art ist er eben an mein Gehege
gekommen, wo ich einige Poddys hake — meine eigenen

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