Eine stuermische Braut
Mann niederkämpfte.
St. Austell hielt die Hand hoch und genoss das Schweigen. Mit keuchendem Atem und blutigen Klingen in der Hand hockten Logan und Linnet sich hin und sammelten ihre Messer ein.
Tief im Nebel hinter sich hörten sie plötzlich Schritte. Wortlos schnappte Logan sich seinen Beutel, St. Austell schnappte sich Linnets, und alle drei rannten los.
Zwangsläufig musste St. Austell ihnen den Weg zeigen. Linnet folgte, Logan hatte sich an ihre Fersen geheftet. Ihr blieb nicht der Hauch einer Sekunde zum Nachdenken, sosehr musste sie sich zwingen, mit den langbeinigen Männern mitzuhalten.
Aber St. Austell kannte den Weg. Sie stürmten in eine breitere, obwohl immer noch enge Straße, wo ihre Kutsche wartete. St. Austell riss den Schlag auf und hielt ihn auf, während erst Linnet und dann Logan einstiegen. Anschließend schmiss er Linnets Beutel hinein und kletterte auf den gegenüberliegenden Sitz.
Noch bevor der Schlag schwungvoll zugeklappt wurde, hatte der Kutscher mit den Zügeln geschnalzt, und die Kutsche rumpelte davon - schnell, aber doch sanft.
Keuchend und lauschend kämpften sie um jeden Atemzug. Als die Kutsche auf einen der größeren Plätze rumpelte, dann eine Hauptstraße hinunter, atmeten alle drei tief durch und setzten sich ordentlich hin, Linnet und Logan auf dem Sitz in Fahrtrichtung, St. Austell und ihre Beutel auf dem anderen. Endlich konnten sie sich entspannen.
St. Austell bückte sich und kramte unter dem Sitz herum. Zog einen Lumpen hervor und griff nach Linnets blutigen Messern.
»Wenn Sie gestatten, Captain Ma’am.«
Linnet grinste trocken und reichte ihm die Klinge.
»Ich denke, unter den gegebenen Umständen und nach dem, was wir eben durchgestanden haben, können wir die Förmlichkeiten beiseitelassen. Vielleicht sollten wir uns jetzt vorstellen. Ich bin Linnet Trevission von Mon Coeur, Guernsey, die Inhaberin der Reederei Trevission. Außerdem bin ich Kapitän der Esperance.«
»Und Inhaberin eines Kaperbriefes«, ergänzte Logan.
St. Austell sah aufrichtig beeindruckt aus.
»Das sind ziemlich erstaunliche Talente. Und die Klinge liegt Ihnen auch recht geschickt in der Hand. Ich bin einer der zwei Wachen, die Logan zugeteilt sind.« Er vollführte eine halbe Verbeugung. »Charles St. Austell, Earl of Lostwithiel. Stets zu Diensten. Aber bitte nennen Sie mich doch Charles.« Er händigte Linnet die gesäuberte Klinge aus und bat um Logans.
Logan reichte sie ihm.
»Logan Monteith. Ehemaliger Major der Ostindien-Kompanie, wie Sie bestimmt wissen. Und Ihnen liegt die Klinge auch ziemlich gut in der Hand. Haben Sie bei den Guards gedient?«
»Ursprünglich ja.« Charles reichte Logan den gesäuberten Säbel zurück und griff nach seinem eigenen. »Aber Royce - damals hieß er noch Dalziel - hat mich innerhalb weniger Monate angeworben. Danach habe ich den größten Teil der Kriegsjahre hinter feindlichen Linien verbracht. Die meiste Zeit in Toulouse.«
»Sie müssen dort schwere Zeiten erlebt haben«, sagte Logan, »waren Sie dort, als wir durchgezogen sind?«
Linnet ließ ihre Gedanken abschweifen, während Logan und Charles ihre Erfahrungen mit der Einnahme von Toulouse austauschten und Charles die Messer putzte.
In östlicher Richtung - sie hatte ihren inneren Kompass befragt - rumpelten sie aus Plymouth hinaus. Linnet kannte England nicht besonders gut, jedenfalls nicht über die wichtigsten Häfen im Süden hinaus, aber sie nahm an, dass sie sich auf der Straße nach Exeter befanden.
Sie zitterte. Zarte Schauder rannen durch ihr Inneres.
Ohne seine Unterhaltung abzubrechen, griff Logan nach ihrem Gepäck, öffnete es, langte hinein und zog ihren Reiseumhang heraus. Noch immer sprach er mit Charles, als er den Beutel wieder auf die gegenüberliegende Seite stellte, den Umhang ausschüttelte und half, ihn ihr über die Schultern zu legen.
Sie freute sich über die zusätzliche Wärme und gestattete sich die Einbildung, dass sie wegen der sinkenden Temperaturen zitterte. Aber es war nicht so frostig, dass ihre Muskeln sich verkrampfen und zittern mussten. Ebenso wenig zitterte sie aus Erschöpfung oder einfach nur vor Schreck. Schließlich hatte sie schon viel schlimmere und längere Schlachten durchgestanden, hatte dem Tod ins Auge geblickt und um ihr Leben kämpfen müssen, hatte auch früher schon töten müssen.
Aber noch nie hatte sie an der Seite eines Menschen kämpfen müssen, an dem ihr so viel lag wie an Logan. Sie hatte noch nie an der Seite
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