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Eine Sünde zuviel

Eine Sünde zuviel

Titel: Eine Sünde zuviel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Klienten tat. Er blieb sitzen und kratzte sich das Kinn.
    Welch eine Sauerei hat er da vor, dachte er. Verdammt, man sollte die Frau vor ihm warnen. Aber die Schweigepflicht verbietet das. Ich kann dieses Mandat nur ablehnen … und, lieber Fritz Kutscher, du wirst dir das auch genau überlegen.
    Um die Ecke der Straße, in der die Praxis Dr. Kutschers lag, kaufte Dahlmann in einem Blumenladen einen neuen Strauß.
    Es waren diesmal blasse rosa Rosen. Langstielig und ohne Dornen.
    »Es müssen zweiunddreißig Stück sein«, sagte er.
    Sie kosteten 76,80 Mark, das Stück zu 2,40 Mark.
    Es war eine Ausgabe, die sich Dahlmann zweimal wöchentlich leisten wollte.
    *
    Die Tage in Montreux waren ausgefüllt mit Spaziergängen oder Dampferfahrten über den Genfer See. Fräulein Pleschke erlebte zum erstenmal die große Welt, die Atmosphäre eines Luxushotels, das für den Neuling erregende Fluidum des Geldes. Für sie war diese Reise eine Fahrt durch Märchen und Wunder … für Luise waren es Tage des Wartens und Hoffens, weiter nichts. Zwar spürte sie den Wind, wenn sie oben auf dem Sonnendeck der Schiffe saß und über den See glitt, sie hörte das Rauschen des Wassers am Schiffsrumpf, die Erklärungen des Fremdenführers in drei Sprachen, der über Lautsprecher die Sehenswürdigkeiten an den Ufern schilderte. Es war ihr nichts Neues, sie kannte Montreux von früher her, aus einer Zeit, als sie als junges Mädchen über die Uferpromenade schlenderte und die jungen Männer vor sich hinpfiffen und stehenblieben, um ihr nachzublicken.
    Das alles lag weit zurück. Für Luise war Montreux jetzt nur noch eine große Wartehalle, ein Ort der stillen Hoffnung. Wird Professor Siri aus Bologna zusagen, wird er operieren, wird er überhaupt erst einmal untersuchen, ob es sich lohnt, das neue Wagnis einzugehen?
    Um Ruhe zu haben, blieb Luise meistens auf ihrem Zimmer, saß auf dem großen Balkon unter einem Sonnenschirm und spielte sich auf dem mitgenommenen Tonbandgerät Opern und Sinfonien vor, ab und zu auch einmal Tanzmusik, wenn die ernste Musik ihr hoffnungsbanges Herz zu sehr belastete.
    Jeden dritten Tag kam ein Brief aus Hannover von Ernst Dahlmann. Er schickte jedesmal eine kleine Tonbandrolle, auf die er seine Grüße sprach. Luise brauchte zum Auflegen dieser Bänder keine Hilfe mehr, sie hatte jeden Handgriff im Gefühl.
    »Uns geht es allen gut –«, sprach Ernst Dahlmann auf seinem letzten Tonband mit ruhiger Stimme. »Moni hat ihre Plakatentwürfe verkauft und ist glücklich, wie es ein Künstler sein kann, wenn seine Arbeit Erfolg zeigt. Die Apotheke läuft wie immer gut. Mach dir also um nichts Sorgen, erhole dich, genieße die Sonne und die reine Luft und denke immer daran, daß ich dich liebe –«
    An einem Morgen – Luise stand an der offenen Fenstertür zum Balkon und ließ den warmen Wind vom See über ihre Stirn streichen, Fräulein Pleschke war unterwegs, die neuesten Zeitungen zu holen, um sie dann vorzulesen – klopfte es, und das Zimmermädchen trat ein. Auf einem silbernen Tablett brachte es einen dünnen Umschlag.
    »Für Sie, Madame«, sagte das Mädchen und knickste, obwohl sie wußte, daß es Madame nicht sehen konnte.
    »Was ist es?«
    »Ein Telegramm, Madame.«
    »Ein –« Durch den Körper Luises fuhr es wie ein elektrischer Schlag. »Bitte, geben Sie es mir … bitte …«
    Sie streckte die Hand aus, das Mädchen drückte ihr das Kuvert in die Finger, Luise riß es auf und entfaltete mit einem plötzlichen Zittern das Formular. Ein Telegramm, dachte sie. Ihre Fingerspitzen glitten über das Papier. Sie spürte die aufgeklebten Telegrammstreifen und tastete sie ab. Fünf Zeilen … ein langes Telegramm.
    Es ist eine Absage, dachte sie und lehnte sich an den Türrahmen. Für eine Zusage braucht man keine fünf Zeilen. Es war, als zerbräche etwas in ihr. Eine lähmende Schwäche kroch in ihr hoch und legte sich auf das Herz. Das Atmen wurde schwer, die Kehle trocknete aus, sie hatte das Gefühl, ersticken zu müssen. Mit letzter Kraft hob sie den Arm und hielt das Papier dem Mädchen entgegen.
    »Bitte, lesen Sie mir das Telegramm vor –«, sagte sie tonlos. »Es ist doch aus Bologna, nicht wahr … von einem Professor Siri –?«
    Das Zimmermädchen sah auf das Formular und nickte.
    »Ja«, sagte es.
    »Bitte lesen Sie.«
    Das Zimmermädchen überflog den Text. Er war in deutscher Sprache, und das deutsche Sprechen fiel ihm leichter als das Lesen. Dann las es laut vor:
    »untersuchung am 23.

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