Eine tollkuehne Lady
Frau erwähnt hatte, in Janpur, sein Tonfall abweisend und schroff geworden war, und dass er schnell das Thema gewechselt hatte. Sie wusste, dass er nicht gern über Dinge redete, die ihm am wichtigsten waren - Herzensangelegenheiten. Das hatte sie schon festgestellt, wenn es um Matthew ging. Je mehr Ians Gefühle betroffen waren, desto schweigsamer wurde er.
Erklärte das aber, warum er Catherine nie erwähnte? Hatte er sie so sehr geliebt, dass die Wunde jetzt, fünf Jahre später, noch immer so stark schmerzte, dass es ihm unmöglich war, über diesen Verlust zu sprechen? Und liebte er sie immer noch, wie Lady Faulconer es behauptet hatte? Vielleicht sollte sie einfach hingehen und ihn fragen. Aber vielleicht erhielt sie dann eine Antwort, die sie nicht hören wollte.
Georgie war bereit, um ihn zu kämpfen, das schon, aber nicht, wenn ihre Bemühungen von Anfang an zum Scheitern verurteilt waren. Nur über eines war sie sich im Klaren: Anders als ihre Freundin Prinzessin Meena - oder auch ihre Feindin Königin Sujana - würde sie ihren Ehemann niemals teilen können. Weder mit einem Geist noch mit jemandem wie Lady Faulconer!
Wahre Liebe bedeutete in ihrer Vorstellung alles oder nichts. Sie wollte ihn ganz - so wie sie sich ihm auch geben würde - oder eben gar nicht.
Gerade in diesem Augenblick störte eine heitere Stimme ihre Überlegungen.
„Hier sind Sie! Ich habe sie gefunden, Jungs! Sie ist hier draußen!“
Sie drehte sich um, als einer der jungen Gentlemen, denen sie vorhin vorgestellt worden war, in der Tür erschien, ein breites Grinsen im Gesicht. Leider war ihr sein Name entfallen.
„Oh, meine liebe Miss Knight! Haben Sie es vergessen? Sie haben mir einen Tanz versprochen! “
„Er hat sie gefunden! Sie ist auf der Terrasse!“, riefen andere Männerstimmen im Ballsaal einander zu, während der erste der jungen Burschen auf sie zueilte.
Innerhalb eines Augenblicks war sie umringt von vier jungen Kerlen mit dandyhaften spitzen Kragen und zurückgekämmtem Haar. Alle strahlten, hatten rosige, glatt rasierte Wangen, und Georgie fühlte sich an Adley erinnert, ihren liebenswerten stutzerhaften Verehrer in Kalkutta.
„Meine liebe junge Lady, geht es Ihnen gut? Sie sehen besorgt aus!“
„Bedränge sie nicht, du Schuft!“
„Möchten Sie etwas trinken?“, fragte der Dritte.
„Mir geht es gut, wirklich“, sagte Georgie und überlegte, ob sie sich am Ende für einen von ihnen entscheiden müsste.
„Welche Erleichterung! Ich dachte schon, Sie möchten nicht mehr mit mir tanzen! “
Sie wandte sich zu dem ersten Burschen um und verkniff sich eine ungeduldige Erwiderung, als der Zweite ihn mit dem Ellenbogen zur Seite stieß. „Ich bin sowieso an der Reihe, sie hat es mir versprochen.“
„Du irrst dich. “ Der Erste ließ nicht locker. „Miss Knight hat ausdrücklich gesagt, dass sie bei der nächsten Quadrille mit mir tanzen wird. Erinnern Sie sich, Miss Knight? Sagen Sie es ihm bitte, er ist ein grober Bursche.“
„Ich, grob? Du bist es, der sie bedrängt.“
„Hören Sie nicht auf die beiden“, mischte sich der Dritte mit einem öligen Lächeln ein, schob die beiden mit dem Arm zur Seite und ergriff Georgies Hand. „Sie sind zu schön, um Ihre Zeit mit denen zu vergeuden. Tanzen Sie mit mir.“
„Oh, er ist mittellos. Wissen Sie, Sie sind das interessanteste Mädchen, das seit einer Ewigkeit in die Stadt gekommen ist ...“
„Gentlemen!“, ließ sich lautstark eine zornige Männerstimme von der Tür her vernehmen.
Alle verstummten.
Georgie sah auf, erschreckt von dem Lärm.
Ian stand auf der Terrasse, und seine finstere Miene wurde vom Schein der Laterne noch betont.
Ihre neuen Freunde schienen sich vor Georgies Augen in kleine ängstliche Welpen zu verwandeln, die vor einem großen, wilden Löwen kuschten.
„Was - ist hier los?“, rief er und musterte die Dandys streng, denn sie waren viel zu kühn geworden.
Sie stammelten ein paar entschuldigende Worte, dann entflohen sie in Richtung Tür.
Ian warf den Jungs böse Blicke hinterher und als sie verschwunden waren, wandte er sich Georgie zu. Aber als er sie dann mit seiner ernsten Miene anblickte, fühlte Georgie sich verstimmt.
Warum um alles in der Welt war er ihr böse? Wenn im Moment jemand sich wegen eventueller Rivalen sorgen müsste, dann sie - zuerst seine schreckliche Mätresse, und dann seine geheiligte Ehefrau!
Zu sehen, wie Georgiana von lüsternen Verehrern umringt war, hatte ihm zuerst die
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