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Eine Tote im Arm

Eine Tote im Arm

Titel: Eine Tote im Arm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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ihn selig
schnarchend samt all seinen häßlichen unbeantworteten Fragen zurückzulassen.
    Sekundenlang
öffnete ich den Wandschrank, aber ausreichend lange, um den Blick auf eine
Reihe von Kleidern zu werfen, die in keiner Weise zu dieser schlanken Figur und
ihrer zerbrechlichen Schönheit paßten . Danach
enthüllten die Kommodenschubladen eine verschwenderische Fülle von Damenwäsche,
die durchaus hätte passen können, mit Ausnahme der mir gewissen Tatsache, daß
mein gleichermaßen zarter und in gewisser Hinsicht keineswegs feinfühliger
chinesischer Engel keines BH, Größe 8c, bedurfte. Noch viel weniger bedurfte
sie eines ganzen Dutzends von dieser Übergröße. Ich erinnerte mich, daß ich in
der vergangenen Nacht etwas enttäuscht über die Wohnungseinrichtung gewesen
war, weil sie so ganz und gar nicht zur Persönlichkeit meiner Gastgeberin gepaßt hatte. Infolgedessen sah es so aus, daß die
logischste Antwort darauf zugleich die einfachste war. Das hier war gar nicht
Betty Wongs Wohnung, sondern sie gehörte irgendeinem anderen Mädchen, einer
Dame mit einem phänomenalen Brustumfang und einem lausigen Geschmack, was
Wohnungseinrichtungen betraf.
    Möglicherweise
würde ich noch lange fortgefahren haben, mir den Kopf über die unbekannte Dame
zu zerbrechen, in deren Wohnung ich die Nacht verbracht hatte, aber dann fand
ich in der untersten Kommodenschublade die Fotografie.
    Es
war ein Brustbild achtzehn mal vierundzwanzig eines
Mädchens, das oben herum eine Art Oberteil eines zweiteiligen Badeanzugs trug,
das keinen Zweifel über ihren enormen Busenumfang ließ. Ihr Gesicht war
überraschend ausdrucksvoll und lebendig. Ihre Augen funkelten geradezu von
unbezähmbarer Vitalität. Robert Giles’ Beschreibung paßte auf sie wie ein Trikot. »Eine phantastische Primitive mit lohfarbenem Haar, mit einer Figur wie eine der üppigen Akte des alten Renoir — aber
kompakt! Alles rund und fest — nichts Schwabbliges, schlicht: eine Wucht .«
    Irgendwie
war es geradezu eine Erleichterung, die Unterschrift auf dem Foto zu lesen.
Dort stand in einer weiten weiblichen Handschrift: Für Nick, in nie endender
Leidenschaft — Dixie !
    Ich
wurde mir plötzlich darüber klar, daß ich es leid war, von diesen verdammten
Leuten wie ein Trauerkloß herumgeschubst zu werden. Und was die Sache noch
schlimmer machte und mich den üblen Geschmack in meinem Mund noch intensiver empfinden ließ, war die Tatsache, daß ich in dieser
Beziehung ihre Erwartungen vermutlich noch übertroffen hatte.

FÜNFTES KAPITEL
     
    J a,
Mr. Holman !« Die Augen hinter der dunklen dickrandigen Brille weideten sich verschmitzt an meinem
Anblick. »Was ist denn mit Ihrem Gesicht los ?«
    »Ich
habe es gestern nacht versehentlich auf der Zufahrt
liegenlassen und irgendein Sadist ist beim Rückstößen mit seinem Lastwagen
darübergefahren«, knurrte ich. »Ist Bruce Milford in
seinem Büro ?«
    »Leider
nein.« Die Stimme des weiblichen Elektronenrechners klang selbstzufrieden.
    »Dann
werde ich auf ihn warten — in seinem Büro !«
    »Wie
Sie wünschen, Mr. Holman .« Sie lehnte sich in ihren Stuhl zurück und bedachte mich mit einem nachsichtigen
Lächeln. »Aber er hat die Neunuhrmaschine nach New York genommen und wird ein
paar Tage wegbleiben. Falls Sie Durst bekommen, können Sie ja jederzeit nach
Kaffee schicken .«
    »Sie
sind zu reizend«, ich lächelte sie gezwungen an, »und außerdem sexy, richtig
sexy — wie eine nigelnagelneue Packung Waschpulver .«
    »Ich
habe heute morgen eine schreckliche Menge
Korrespondenz zu erledigen«, murmelte sie. »Würden Sie daher die Güte haben,
Ihren Traum woanders abzuladen, Mr. Holman ? Ich weiß,
Sie nehmen es mir nicht übel, wenn ich es sage, aber sie bringen mir das ganze
Büro in Unordnung .«
    »Hilda
Jones«, las ich laut von dem polierten bronzenen Namensschild auf ihrem
Schreibtisch ab. »Sie haben einen Namen, der einem leicht entfällt, Süße, und
irgendwie paßt er zu Ihnen .«
    »Sie
waren wohl ein unwillkommenes Kind, oder ?« erkundigte
sie sich mit höchst beiläufigem Interesse.
    »Heute
haben wir Mittwoch«, sagte ich und machte eine gewaltige Anstrengung, mich im
Zaum zu halten. »Also kommt Milford am Freitag
zurück. Stimmt’s ?«
    »Ich
erwarte ihn gegen mittag hier im Büro«, sagte sie
zuversichtlich. »Um drei Uhr nachmittags hat er eine sehr wichtige Konferenz .«
    »Ob
er seine wichtige Konferenz um drei oder um zwölf hat«, fauchte ich sie an,
»jedenfalls werde

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