Eine Tote im Arm
Weißt du das ?« sagte ich schroff.
Sie
blickte mich fast traurig an. »Aber ich muß mir ja Sorgen um einen Strolch wie
Nick Fessler machen«, flüsterte sie. »Ich bin mit ihm verheiratet .«
Dann
rannte sie die Zufahrt zu dem am Straßenrand geparkten Wagen hinab, während ich
ihr verblüfft nachstarrte.
SIEBENTES KAPITEL
A ls
ich gegen acht Uhr an diesem Abend bei Edwina Ballard eintraf, trat ich als der
komplett ausgerüstete Industrieberater mit der Achtunddreißiger im Gürtelholster unter der Jacke auf. Ich hatte Edwina Ballard eine halbe
Stunde später, nachdem mich Betty Wong — oder Betty Fessler? — verlassen hatte,
angerufen; und sie hatte mir erklärt, acht Uhr passe ihr großartig, und
natürlich würde Bobby Giles auch dasein . Der Ton
ihrer Stimme hatte ausgedrückt, wer denn, zum Kuckuck, wohl sonst bei ihr sein
sollte.
Also
hatte ich an der Restaurant Row früh zu Abend
gegessen und war anschließend zu den Palisades hinausgefahren.
Das
Mädchen führte mich ins Wohnzimmer, wo die beiden saßen und wie ein frisch
verheiratetes Paar in der dritten Woche seiner Ehe aussahen, das gleichzeitig
entdeckt hat, daß die neue Möglichkeit, jede Nacht miteinander schlafen zu
können, plötzlich an Reiz verloren hat.
Die
elegante, gepflegte, aristokratisch aussehende Blonde war wie immer elegant
angezogen — sie trug ein schwarzes Hostess-Gewand. Der Shakespeare-Schauspieler
lag mit ausgestreckten Beinen in einem Sessel, den zu zwei Dritteln gefüllten
unvermeidlichen Cognacschwenker fest in der rechten Hand.
»Guten
Abend, Mr. Holman «, sagte Edwina, und ein matter
Schimmer von Interesse tauchte in ihren blaßblauen Augen auf. »Was ist mit Ihrem Gesicht los? Es sieht entschieden entsetzlich aus !«
»Sei
nicht so verdammt unhöflich, mein liebes Herz !« brummte Giles in seinem prächtigen Bariton. »Sonst stellt er dir vielleicht
dieselbe Frage, und ich bin sicher, es fällt ihm leichter, sie zu beantworten,
als dir !« Er blickte mich an und grinste, aber die
faszinierend braunen Augen waren ängstlich und ließen nervöse Spannung
erkennen. »Wie geht es Ihnen, Mr. Holman ? Darf ich
Ihnen etwas zu trinken bringen ?«
»Mir
geht’s okay«, sagte ich. »Und einen Bourbon auf Eis, bitte.«
Er
hievte seinen massiven Körper aus dem Sessel hoch und ging mit unbewußt geschmeidiger Anmut zur Bar. »Setzen Sie sich,
alter Junge«, brummte er über seine Schulter hinweg, während er den Drink
zurechtmachte. »Sie sehen aus wie ein Bestattungsinstitutsangestellter oder so
was, der gekommen ist, um die Leiche abzutransportieren, bevor sie zu stinken
beginnt .«
Ich
setzte mich auf einen Stuhl, der dem seinen gegenüberstand, worauf sich Edwina
Ballard auf der in diagonaler Richtung zu beiden stehenden Couch niederließ.
Giles brachte mir das Glas, wobei er sein eigenes noch immer fest in der
anderen Hand hielt, und ließ sich dann wieder in den Sessel fallen, in dem er
zuvor gesessen hatte.
»Prost !« Er hob sein Glas. »Sie bringen hoffentlich gute
Nachrichten ?« Er beobachtete eindringlich mein
Gesicht, und als ich nicht antwortete, zog er eine heftige Grimasse. »Na, dann
jedenfalls ein paar schlechte, Himmel noch mal!«
»Sei
nicht so ungeduldig, mein liebes Herz«, sagte Edwina mit spöttischer Stimme.
»Ich bin überzeugt, Mr. Holman hat uns nicht besucht,
nur um gratis Whisky trinken zu können .«
»Nun
weiß ich, warum er mich an ein Bestattungsinstitut erinnert hat«, sagte er
mürrisch. »Weil du den Humor eines Leichenbestatters hast, Liebling, verdammt
makaber! Halte also jetzt sofort wenigstens einmal in deinem süßen
giftversprühenden Dasein deinen süßen kleinen Rosenmund, Edwina, sonst könnte
ich mich zu einer unritterlichen Geste mit meinem Handrücken hinreißen lassen !«
»Der
liebe Bobby!« Sie blickte mich an und ihre feingeschnittenen Züge waren eine
Maske kalter Wut. »Wenn ich ihn nicht so zärtlich liebte, hätte ich ihn schon
lange umgebracht. Und wenn er so weitermacht, werde ich es ungeachtet dessen doch
noch tun müssen !«
»Wenn
Sie beide einen Schiedsrichter brauchen, werde ich gehen und einen suchen«,
sagte ich erschöpft.
»Es
liegt nur daran, daß meine Nerven ein bißchen strapaziert sind, alter Junge«,
sagte Giles düster. »Ich verspreche, daß wir beide mäuschenstill sein werden
wie Starlets aus dem Team eines Produzenten, während Sie Ihre freudvollen oder
betrüblichen Nachrichten vor uns ausbreiten .«
Ich
beobachtete, wie er seinen
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