Eine Traumrolle fuer Madison
das tun, was sie schon seit längerem befürchtete: Sie würde in Tränen ausbrechen.
Fast hätte Madison es geschafft. Sie ging die Treppe hinauf und schlich sich an Edgars Zimmer vorbei. Aber gerade als sie die Gästezimmertür öffnete, ging auch Edgars Tür auf, und Madisons Patenonkel stand auf der Schwelle. Hastig schloss er seinen Morgenmantel.
Verlegen blieb Madison stehen. Sie traute sich kaum, Edgar anzublicken, denn sie befürchtete, dass die Leidenschaft, die sie in Gideons Armen erfahren hatte, sich nur zu deutlich in ihrem Gesicht widerspiegelte. Aber zu ihrer Überraschung war auch Edgar verlegen.
Und jetzt fielen Madison die Ungereimtheiten auf. Es war erst halb zehn, und solange sie hier wohnte, war Edgar noch nie so früh ins Bett gegangen. Anscheinend hatte er unter dem Morgenmantel nichts an…
"Ich… ich habe dich so früh nicht zurückerwartet", sagte Edgar stockend.
Und diese Worte zeigten Madison, dass sie Recht gehabt hatte. Edgar war nicht allein! Armer Onkel Edgar, dachte sie, immerhin ist es seine Wohnung, und ich nutze seine
Gastfreundschaft ja wirklich über alle Maßen aus! Endlich hatte er einmal einen ungestörten Abend mit seiner neusten Flamme geplant, und dann war sie, Madison, gekommen und hatte alles verdorben!
"Ich gehe gleich ins Bett", sagte sie schnell. "Ich bin unheimlich müde."
"Gut", erwiderte Edgar, der sich inzwischen gefasst hatte.
"Ach ja, bevor ich es vergesse, deine Mutter hat angerufen.
Du sollst zurückrufen."
Aber nicht mehr heute Abend. Eins wusste Madison genau: Ihre Mutter würde sie sofort durchschauen. Sie würde schon am Klang ihrer Stimme hören, dass irgendetwas nicht in Ordnung war. Und dann würde sie das nächste Flugzeug nach London nehmen. Nur um festzustellen, dass ihre geliebte Tochter nicht mehr dort war…
"Ich rufe sie von der Isle of Man an", antwortete Madison.
"Versprochen. Du kannst wieder ganz beruhigt ins Bett gehen."
Was hatte sie nun wieder gesagt! Sie machte ja alles nur noch schlimmer. Schnell wechselte sie das Thema. "Eins wollte ich dir noch sagen, Onkel Edgar. Bitte steh meinetwegen morgen nicht so früh auf. Claire holt mich schon um halb acht ab. Du kannst also in aller Ruhe ausschlafen." Mit wem auch immer, dachte sie. Wenigstens den Morgen wollte sie ihrem Patenonkel nicht auch noch verderben.
"Ist gut." Edgar nickte. "Aber bitte vergiss nicht, deine Mutter anzurufen. Du weißt doch, wie sie ist."
O ja, das wusste Madison nur zu gut. Es würde nicht leicht werden, den gezielten Fragen ihrer Mutter auszuweichen.
Doch das war ein Kinderspiel im Vergleich zu dem Problem, vor dem sie morgen früh stand. Wenn sie Gideon begegnete…
Gideon lehnte sich im Flugzeugsessel zurück und schloss die Augen. Aber er schlief nicht. Genauso wenig wie er die letzte Nacht geschlafen hatte, nachdem Madison gegangen war. Und sich mit Simon Cauley getroffen hatte - zum Abendessen oder vielleicht auch zu mehr? Der Gedanke hatte ihn die ganze Zeit über gequält und ließ ihn nicht mehr los.
Deshalb hatte er Madison nur sehr kurz begrüßt, als sie mit Claire am Flughafen erschienen war, und hatte die halb ängstlichen, halb herausfordernden Blicke übersehen, die Madison ihm zugeworfen hatte. Wahrscheinlich hatte sie jeden Moment erwartet, er würde sie mit Spott und Hohn überhäufen, und er war sicher, dass sie sic
h auch schon die passende
Antwort zurechtgelegt hatte. Aber diese Genugtuung hatte er ihr nicht gegeben!
Er hätte sie nicht küssen und schon gar nicht berühren dürfen.
Aber es hatte ihm so gut gefallen, ihre zarte Haut zu liebkosen…
Das Verlangen nach ihr brannte in ihm - stärker als je zuvor.
Keine guten Voraussetzungen für die nächsten Monate!
"… landen gleich." Claire legte ihm die Hand auf die Schulter. Gideon machte die Augen auf und sah sie
verständnislos an. Sie zeigte auf den Sicherheitsgurt, und er erkannte, dass er die Ansage der Stewardess zum Anlegen der Gurte gar nicht zur Kenntnis genommen hatte. Verdammt noch mal, dachte er, das muss sofort aufhören! Er hatte einen Film zu drehen, und Madison war seine Rosemary.
Madison…
"Ja?" fragte sie überrascht.
Er hatte doch tatsächlich ihren Namen laut ausgesprochen!
So langsam zweifelte er an seinem Verstand.
"Hast du dich angeschnallt?" Etwas Besseres fiel ihm auf die Schnelle nicht ein.
"Natürlich." Immer noch war ihr die Überraschung deutlich anzusehe n.
"Was hältst du von der Insel?" Sie überflogen gerade die östliche
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