Eine Traumrolle fuer Madison
auch nicht so viele Verbrechen wie auf dem Festland oder in den Staaten."
Sie fuhren an einem Schild vorbei, auf dem "Port Erin Bay"
stand. Madison blickte durch das Fenster hinaus aufs Meer und sah zu ihrem Erstaunen kleine graue Köpfe auf den Wellen auf und ab tanzen. "Sieh mal, Claire, Seehunde!"
Claire nickte und parkte den Wagen direkt am Wasser.
"Manchmal gibt es hier sogar Haie."
Als die beiden am späten Nachmittag von ihrem Ausflug
zurückkamen, war Gideon noch nicht zurück. Madison fühlte sich so gut, dass sie Claire verschlug, ihre Eltern zu besuchen, die immer noch auf der Insel wohnten. Ihre Freundin bat sie mitzukommen, doch Madison lehnte ab, da sie das Drehbuch noch einmal in Ruhe studieren wollte.
Es war schon nach acht, als Madison hörte, wie Gideon die Tür aufschloss und den Flur betrat. Sie hatte es sich im Wohnzimmer auf dem Sofa gemütlich gemacht und sich in das Skript vertieft. Jetzt blickte sie auf und spürte, wie die Spannung, die sie den ganzen Vormittag verfolgt hatte, wiederkehrte. Energisch rief sie sich zur Ordnung. Sie wollte ihm so normal wie möglich gegenübertreten.
Madison stand auf und ging in die Küche, wo Gideon sich gerade einen Tee machte. "Hallo, Gideon. Ich habe mich also doch nicht verhört." Sie trug das Haar offen und sah in ihrem grünen Sweat-Shirt und den engen Jeans einfach hinreißend aus.
Gideon versteifte sich, als er ihre Stimme vernahm, aber auch er hatte sich schnell wieder gefangen. "Ich habe mir heute Nachmittag noch einen Mietwagen aus der Stadt besorgt. Ein Auto für uns drei ist zu wenig."
Zwei Wagen sind es auch, dachte Madison. Immer, wenn sie irgendwohin wollte, musste sie entweder Gideon oder Claire fragen. Bei nächster Gelegenheit würde auch sie sich ein Auto mieten.
"Als ich kam und der Wagen nicht da war, dachte ich schon, ihr wärt zum Essen gefahren", sagte er und strich sich müde mit der Hand durchs Haar.
Madison blickte ihn prüfend an und entdeckte tiefe Schatten unter seinen Augen. Kein Wunder, dass er erschöpft war - erst der Schlag auf den Kopf, dann fast einen Tag im Krankenhaus, danach gleich ins Flugzeug und zum Dreho rt!
"Claire besucht ihre Eltern. Ich habe übrigens auch noch nichts gegessen. Im Kühlschrank sind Eier und etwas Salat. Soll ich uns Omeletts mit Salat machen?" Madison wusste selbst nicht, warum sie das vorgeschlagen hatte, denn eigentlich war sie ganz und gar nicht der hausfrauliche Typ.
Er kniff die Augen zusammen, und es kam ihr vor, als hätte er sie durchschaut. Aber zu ihrer Erleichterung gab er keinen spöttischen Kommentar ab, sondern sagte nur: "Du machst die Omeletts, und ich kümmere mich um den Salat."
Die nächsten fünfzehn Minuten verliefen richtig harmonisch, was Madison über alle Maßen erstaunte. Sie standen einträchtig nebeneinander in der Küche, bereiteten das Essen und setzten sich dann an den Tisch.
"Schmeckt gut", sagte Gideon, nachdem er das Omelett probiert hatte.
Das Kompliment entlockte ihr ein Lächeln. "Wir armen halb verhungerten Schauspielerinnen lernen schon früh, aus wenig etwas Schmackhaftes zuzubereiten."
Gideon sah sie nachdenklich an. "In der Rolle der halb verhungerten Schauspielerin bist du eine Fehlbesetzung, Madison."
Damit hatte er den Nagel auf den Kopf getroffen. Ihre
Familie war wohlhabend und hatte sie ohne Vorbehalte
unterstützt. Sie hatte wirklich Glück, und das wusste sie. Aber sie bemühte sich, ihrer Familie finanzie ll so wenig wie möglich zur Last zu fallen. Sie musste es allein schaffen.
"Ich wollte dich nicht beleidigen, Madison", sagte Gideon leise, als sie nicht antwortete. "Verdammt noch mal, banale Konversation liegt mir nun überhaupt nicht."
"Du hast mich nicht beleidigt, Gideon", antwortete sie lächelnd. "Und du willst mir doch nicht weismachen, dass du jemals in deinem Leben banale Konversation betrieben hast."
"Da hast du Recht", gab er zu.
"Und jetzt ist es zu spät. Du wirst es nicht mehr lernen." Sie konnt e einfach nicht anders, sie musste ihn auf den Arm nehmen.
"Iss dein Omelett, Frau", befahl er gespielt streng.
"Schon besser. Das ist der Gideon, den ich kenne. Versuch bloß nicht, dich zu ändern. Kein Mensch würde dich mehr wieder erkennen."
"Bin ich wirklich so ein unausstehlicher Tyrann?"
Madison wollte ihm die passende Antwort darauf geben,
doch sie überlegte es sich anders. Ehrlichkeit war nicht immer angebracht.
"Dazu möchte ich mich lieber nicht äußern", sagte sie schließlich.
Gideon
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