Eine Traumrolle fuer Madison
nicht so wichtig. Edgar machte sich große Sorgen, und Madison wollte ihn nicht länger auf die Folter spannen. "Gideon hat heute Morgen im Krankenhaus angerufen. Claire ist wach. Er ist übrigens gerade bei ihr."
Den letzten Satz sagte sie nur widerstrebend, denn sie wusste ja, dass die beiden Männer sich nicht gerade besonders gut verstanden. Wenn sie erst einmal herausfanden, dass sie ein und dieselbe Frau liebten…
Madison umarmte erst ihre Mutter und dann ihren Bruder, aber ihr Lächeln war gezwungen. Natürlich freute sie sich, die beiden zu sehen. Doch ihre Mutter durchschaute sie zu leicht, und das würde viele Komplikationen mit sich bringen.
"Madison…"
"Nicht jetzt, Susan", sagte Edgar scharf. "Ihr könnt eure Probleme später lösen. Jetzt will ich mich erst einmal mit eigenen Augen davon überzeugen, dass es Claire gut geht." Er drehte sich um und wollte zum Ausgang gehen.
"Aber Edgar… Gideon…" Susan McGuire gab nicht auf.
Wütend drehte sich Edgar um. "Ich habe gesagt, jetzt nicht, Susan."
Erschrocken blickte Madison ihren Patenonkel an. So hatte sie ihn noch nie erlebt.
"Ich habe dich nicht gebeten mitzukommen. Und wenn es dir nicht gefällt, dass ich jetzt gleich ins Krankenhaus fahre, dann ist mir das, verdammt noch mal, ganz egal." Er wandte sich ab und ging davon.
Madison legte ihrer Mutter beruhigend die Hand auf den Arm, als sie sah, wie sehr Susan McGuire durch diese harten Worte verletzt war. "Nimm es ihm nicht übel. Er macht sich eben Sorgen."
Ihre Mutter nickte. "Diese Claire scheint ihm ja viel zu bedeuten."
Nicht nur ihm, dachte Madison traurig, sagte jedoch nichts.
Als Madison mit ihrer Familie das Flughafengebäude verließ, saß Edgar schon im Taxi neben dem Fahrer und wartete
ungeduldig auf sie. Sie setzten sich zu dritt auf die Rückbank.
Madison saß in der Mitte und nutzte die Gelegenheit, ihren Bruder auszuhorchen.
"Was soll das eigentlich werden?" fragte sie ihn leise. Jonny führte zusammen mit ihrem Vater die Geschäfte, und es musste schon sehr wichtig sein, wenn er sich auf den langen Weg nach Europa machte.
Jonny zuckte die Schultern. "Ich habe keine Ahnung. Mom hatte keine Lust, sich länger vo n Onkel Edgar abspeisen zu lassen. Du warst telefonisch nie zu erreichen, und sie hat sich große Sorgen gemacht. Also hat sie beschlossen,
höchstpersönlich nach England zu fliegen und nach dem
Hechten zu sehen. Dad konnte nicht mit, aber er wollte sie auch nicht allein reisen lassen - also hat es mich erwischt. Du kannst mir glauben, mir gefällt das genauso wenig."
Madison ärgerte sich über sich selbst. Sie hätte ihre Mutter anrufen sollen. Das hatte sie jetzt davon!
Aber egal, geschehen war geschehen, und sie konnte nichts daran ändern. Ein Blick auf das finstere Gesicht ihrer Mutter verhieß nichts Gutes. Verdammt noch mal, dachte Madison erzürnt, ich bin zweiundzwanzig und kein Baby mehr.
Irgendwann musste auch ihre Mutter das einsehen. Und so, wie es aussah, war die Zeit gekommen.
Madison schluckte trocken. Es war nicht nur ihre Mutter, die ein großes Problem darstellte, sondern auch Gideon. Was würde er wohl sagen, wenn er herausfand, dass sich fast ihre gesamte Familie auf der Insel aufhielt? Sie konnte sich seine Reaktion nur zu gut vorstellen, vor allem in Hinblick auf Klausel 27. Er würde sie umgehend zurück nach London schicken.
"Wir begleiten dich, Edgar", sagte Madisons Mutter energisch, als das Taxi vor dem Krankenhaus hielt. Madison blickte ihre Mutter erschrocken an. Eigentlich hatte sie geplant, dass ihre Familie im Taxi warten sollte, während sie Edgar Claires Zimmer zeigte. Gideon und Edgar sollten ihre
Schlachten allein ausfechten. Aber Susan McGuires
entschlossener Gesichtsausdruck belehrte Madison eines Besseren. Ergeben folgte sie Edgar und ihrer Familie ins Krankenhaus.
Jetzt gab es keine Möglichkeit mehr, das Unheil zu
verhindern. Gideon würde Madisons Mutter sofort erkennen wer würde das nicht, denn der einstmals gefeierte Filmstar Susan Delaney war auch mit Mitte fünfzig noch wunderschön und hatte nichts an Eleganz und Ausstrahlung eingebüßt.
Gideon hatte Madison die Rolle nur aus dem Grund gegeben, weil sie völlig unbekannt war. Jetzt musste er herausfinden, dass ihre Mutter alles andere war als das, und darüber wäre er bestimmt nicht sehr erfreut.
Madison hatte so sehr gehofft, ihm das erst nach den
Dreharbeiten beichten zu müssen. Vielleicht hätte sie ihn bis dahin von ihrem Talent überzeugen
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