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Eine Trillion Euro

Titel: Eine Trillion Euro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eschbach Andreas
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nach und nach zu erfinden glaubte. Manchmal spielte er falsch, aber sie war unfähig, es zu erkennen.
    Sie unterhielten sich länger als beim ersten Mal. Die Gärten hängten Schattengirlanden über ihre Köpfe und umhüllten sie mit einem Mantel aus Dunkelheit, der gut zu den sanften Farben ihrer Worte passte. So verborgen hatten sie keine Schwierigkeiten, vertraulich von sich selbst zu sprechen. »Sie kennen …«
    Er korrigierte sie vorsichtig. Sie errötete, weil er sie bei einem Fehler ertappt hatte.
    »Du kennst meinen Namen. Aber ich erinnere mich deiner nicht.«
    »Das ist normal. Ich bin auf dem Grund deines Gedächtnisbrunnens ertrunken, als sie dir deine Erinnerungen nahmen.«
    Sie senkte die Augen. »Habe ich es … deinetwegen getan?«
    »Vielleicht. Vermutlich.«
    Einen Moment blieben sie stumm. Sie klappte ihr Buch auf und verscheuchte eine Fliege, die sich auf einer Falte ihres Rockes niederlassen wollte. Er beobachtete sie mit einfühlsamem Blick. Nach ihrer Trennung hatte er sich dem Traum von einem unmöglichen Wiedersehen mit einer idealisierten Gefährtin hingegeben, aus deren Gedächtnis jegliches Missverständnis getilgt war. Sein Wunsch war erhört worden, denn sie hatte die Umstände ihrer Trennung vergessen, und er wollte sie um jeden Preis aus seiner Erinnerung streichen. Nichts schien sich ihrer wieder gefundenen Innigkeit in den Weg zu stellen. Er fühlte sich mutig genug, seine Hand auf ihre zu legen. Zu spät bemerkte er den Irrtum. Sie klappte ihr Buch zu und ließ ihn allein und wie versteinert auf der Bank sitzen.
    In dieser Nacht schlief er schlecht. Auf dem Weg zur Arbeit machte er einen Umweg, um nicht an den Gärten vorbei zu kommen. Nach Einbruch der Dunkelheit ging er dann doch hin, traf aber niemanden.
    Eine Woche später führten ihn die Kiesalleen unausweichlich zu der Bank und der Frau, die dort saß. Er murmelte eine Entschuldigung, merkte aber an ihrem erstaunten Blick, dass sie nicht die geringste Erinnerung an ihr voriges Treffen hatte. Seine Unruhe legte sich, und er wagte es, ihr zuzulächeln. Zehn Minuten später hatten sie ihre Bekanntschaft erneuert.
    Er gewöhnte sich daran, sie fast jeden Abend aufzusuchen, um die Fäden neu zu knüpfen, die von den Gedächtnishändlern gekappt worden waren. Doch jede Stunde, die sie fern von ihm verbrachte, zerstörte das Gewebe gemeinsamer Erinnerungen wieder. Während des folgenden Treffens webte er es geduldig neu zusammen. Mit der Zeit wurde er sehr geschickt in diesem Spiel und wusste, wie er mit wenigen Sätzen die Intimität wieder herstellen konnte, die für ihre Gespräche nötig war. Doch länger als zwei oder drei Tage behielt sie nie, was er gesagt hatte …
    Wenn er wissen wollte, wie viele Informationen sie seit dem letzten Treffen vergessen hatte, brauchte er nur den Roman anzuschauen, den sie zu lesen versuchte. Hatte sich das Lesezeichen nicht weiterbewegt, war sein Reden vergebens gewesen. Die Geschichte, ihre eigene wie die der Gestalten des Romans, war an Ort und Stelle stehen geblieben. Manchmal allerdings war sie in ihrer Lektüre einige Seiten weiter vorgedrungen und erinnerte sich an seinen Namen oder an sein Gesicht. An solchen Tagen begrüßte sie ihn mit einem zögernden Lächeln und fand es nicht merkwürdig, dass er sich an ihrer Seite niederließ. Doch an den folgenden Tagen steckte sie das Lesezeichen an den Kapitelanfang zurück, begann die Erzählung von vorn und zwang ihn, das Gleiche zu tun.
    Für die Bitterkeit solcher Augenblicke wurde er durch die süße Ruhe der Momente entschädigt, die er in ihrer Nähe im Gespräch mit ihr verbringen durfte. Der Schmuck, mit dem die Gärten um sie herum prunkten, veränderte sich kaum. Es war, als ob sie ein Grenzgebiet zwischen der Wirklichkeit der Stadt und den veränderlichen Räumen des Gutsbesitzes der Familie Medici besetzten. Dennoch verwischten die Mechanismen jeden Morgen ihre Spuren vom Vortag und erneuerten die welken Blätter, die sie zertreten hatten.
    Ihr fiel es nicht auf, aber er litt darunter, in der Erinnerung des Gartens ebenso wenige Spuren hinterlassen zu können wie im Gedächtnis seiner Gefährtin. Allein sein Geist bewahrte das Andenken der zerronnenen Augenblicke, und manchmal ertappte er sich dabei, sein Zeitgefühl in Zweifel zu ziehen. Während solcher Krisen verließ er sie ohne Abschiedsgruß oder schlug sie in die Flucht, weil er eine zu große Hast an den Tag legte, auf das Wichtigste zu sprechen zu kommen …
    Er kam

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