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Eine unbeliebte Frau

Titel: Eine unbeliebte Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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eingegipsten Arm und den durchscheinenden Schatten unter den Augen gab er ein Bild des Jammers ab, aber Bodenstein vermochte kein Mitleid mehr mit ihm zu empfinden.
    »Auch gut«, sagte er nach einer Weile. »Sie müssen nichts sagen, womit Sie sich selbst belasten würden. Morgen werden Sie ins Untersuchungsgefängnis gebracht, und die Staatsanwaltschaft wird offiziell Anklage gegen Sie wegen Mordes an Isabel Kerstner erheben. Da kommen Sie nicht mehr raus.«
    Kampmann presste die Lippen aufeinander. Er wandte den Kopf ab und machte eine hilflose Geste mit seiner unverletzten Hand. Die Ausweglosigkeit seiner Situation schien ihm plötzlich in ihrer ganzen Tragweite bewusst zu werden.
    »Ich hab sie nicht umgebracht«, seine Stimme klang weinerlich. »Aber Sie glauben mir ja doch kein Wort.«
    »Sie haben nicht ein einziges Mal die Wahrheit gesagt, sondern nur gelogen«, Pia beugte sich vor. »Weshalb sollten wir Ihnen diesmal glauben?«
    Kampmann starrte in stummer Verzweiflung an die Wand.
    »Sie verstehen das alles nicht«, sagte er schließlich mit tonloser Stimme, in die sich Bitterkeit mischte. »Sie wissen nicht, wie das ist, wenn man kein Geld hat. Sie kennen das erniedrigende Gefühl nicht, arm zu sein, umgeben von Leuten, die einfach mal so einen Porsche kaufen, die übers Wochenende nach New York fliegen und auf einer Auktion für eine halbe Million ein Pferd ersteigern können, ohne mit der Wimper zu zucken. Leute, die nicht darüber nachdenken, wenn sie einen Sattel für dreitausend Euro kaufen, obwohl ihr Kind kaum richtig auf dem Pferd sitzen kann!«
    Er fuhr sich mit einer kraftlosen Bewegung über die Augen.
    »Meine Frau hat hohe Ansprüche«, fuhr er fort, »und ich bin ein Versager. Nachdem die Reitanlage meiner Eltern zwangsversteigert wurde, wusste ich nicht, wie ich jemals meine Schulden bezahlen sollte, aber dann wendete sich ganz unerwartet alles zum Besseren. Ich lernte die Jagodas kennen,und sie boten mir die Gelegenheit, Geld zu verdienen. Ich habe nie gefragt, ob diese Geschäfte seriös waren oder nicht, ich wollte nur meine Schulden los sein. Sie kauften eine Reitanlage, stellten mich als Verwalter ein. Das erste Mal nach langen Jahren hatte ich keine Sorgen mehr. Wir hatten ein schönes Haus, zwei Autos, ich verdiente gutes Geld. Meine Frau konnte in Boutiquen einkaufen gehen, und ich war in der Lage, ihr schönen Schmuck zu schenken. Sie hielt endlich den Mund. Alle finanziellen Sorgen hatten sich in Luft aufgelöst.«
    Kampmann seufzte abgrundtief.
    »Ganz plötzlich«, flüsterte er, »war ich jemand. Die Leute respektierten mich. Sie liefen mir nach, fragten mich um Rat, ja, sie himmelten mich kritiklos an! Es hat ihnen nicht weh getan, mehr für ein Pferd zu bezahlen, als es in Wahrheit wert war, sie haben es ja nicht einmal bemerkt und waren zufrieden.«
    »Ihre Frau behauptet, dass Isabel Sie erpressen und Ihren Kunden die Wahrheit über die Pferdegeschäfte erzählen wollte«, bemerkte Pia. »Das hätte Sie Ihren lukrativen Job gekostet, wenn Frau Jagoda davon erfahren hätte, oder nicht?«
    »Ja, wahrscheinlich«, Kampmann seufzte.
    »Und obwohl sie versucht hat, Sie zu erpressen, wollten Sie Ihre Familie verlassen und mit Isabel nach Irland gehen?«
    »Das hat sich meine Frau so zusammengereimt«, Kampmann schüttelte den Kopf. »Ich hatte ihr gesagt, dass ich das Geld, das ich bei den Geschäften für Jagoda verdient hatte, verspekuliert hätte. Ich wollte nicht, dass sie es einfach so aus dem Fenster schmeißt. Dann kriegte meine Frau heraus, dass ich ein Haus in Irland kaufen wollte. Das hatte überhaupt nichts mit Isabel zu tun, aber meine Frau hat mir damit gedroht, Marianne Jagoda alles über meine Geschäfte zu sagen, wenn ich nicht auf der Stelle dafür sorgen würde, dassIsabel aus dem Stall und aus unserem Leben verschwinden würde.«
    »Und was haben Sie getan?«, fragte Pia. Kampmann zuckte die unverletzte Schulter. »Nichts. Ich dachte, Susanne beruhigt sich wieder, wenn Isabel erst in Argentinien ist.«
    »Ach, Sie wussten davon?«
    »Ja«, bestätigte Kampmann. »Isabel sagte mir, eine Heirat mit Dörings Sohn sei die Chance ihres Lebens. Der Mann sei steinreich, er könne ihr all das bieten, wonach sie sich sehnte. Sie bot mir sogar an, mit nach Argentinien zu kommen. Auf so einer großen Hazienda gäbe es sicher einen Job für mich.«
    »Hat es Ihnen überhaupt nichts ausgemacht, dass Isabel einen anderen Mann heiraten wollte?«, fragte Bodenstein. »Ich

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