Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Eine unbeliebte Frau

Titel: Eine unbeliebte Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
Vom Netzwerk:
beliebt gewesen ist. Warum war das so?«
    »Isabel konnte super reiten, außerdem sah sie gut aus«, Thordis knotete den Führstrick ihres Pferdes los. »Ich kann mir schon denken, dass die Kaffeetanten, mit denen Sie eben gesprochen haben, kein gutes Haar an ihr gelassen haben. Ihre Töchter gurken mit den Pferden, die Kampmann ihnen für viel Geld angedreht hat, noch immer auf niedrigstem Niveau herum, während Isabel vorher mit denselben Pferden M-Dressuren gewonnen hat.«
    Sie wirkte belustigt, beinahe etwas schadenfroh.
    »Außerdem hatten sie Angst um ihre Männer«, Anke Schauer kicherte.
    »Gab es einen Grund dafür, dass sie Angst haben mussten?«, fragte Pia.
    »Nicht wirklich«, Thordis schenkte ihr einen herablassenden Blick. »Aber es passte den Damen nicht, dass ihren Männern schon die Zunge aus dem Hals hing, wenn Isabel nur an ihnen vorbeilief.«
    »Wie hat Isabel sich mit Frau Kampmann verstanden?«, fragte Pia. »Ihr Mann hat Isabel wohl regelmäßig auf Turniere begleitet und sie trainiert.«
    »Ich glaube nicht, dass Susanne sich deswegen Sorgen gemacht hat«, sagte Anke Schauer. »Wir haben oft zusammen im Reiterstübchen gesessen, im Sommer gegrillt oder Sekt getrunken. Wenn Susanne Isabel nicht gemocht hätte, hätte sie wohl kaum dauernd mit ihr zusammengehangen.«
    »Oder erst recht«, bemerkte Pia und erntete einen kritischenBlick von der jungen Frau. Thordis grinste und zog eine Augenbraue hoch.
    »Quatsch«, sagte Anke Schauer entschieden und schüttelte den Kopf. »Der Kampmann und Isabel – niemals!«
    Pia war sich da nicht so sicher.
    »Wissen Sie, wo Isabel gewohnt hat, nachdem sie bei ihrem Mann ausgezogen ist?«
    »Ja, klar«, Anke Schauer nickte. »Sie hatte von einem Bekannten eine megageile Penthousewohnung gemietet. In Ruppertshain.«
    »Im Zauberberg«, ergänzte Thordis. »Ich war einmal da. Noble Angelegenheit, mit eigenem Aufzug direkt ins Wohnzimmer.«
    »Aha«, Pia kombinierte rasch – Wohnung im Zauberberg, Tierklinik in Ruppertshain, Leichenfund nur ein paar Meter entfernt. »Und wem gehörte diese Wohnung?«
    Das wussten die beiden allerdings auch nicht. Thordis warf einen Blick auf ihre Armbanduhr.
    »Ich muss um eins im Büro sein«, sagte sie zu Pias Erstaunen, die angenommen hatte, sie würde nicht arbeiten, »und vorher noch mein Pferd auf die Koppel stellen.«
    »Alles klar«, Pia lächelte, »danke für die Auskünfte.«
    »Gern geschehen«, Thordis nickte. Pia tippte Bodensteins Nummer in ihr Handy. Sie sagte ihm, was sie erfahren hatte, und erfuhr ihrerseits, dass Kerstner durch die Aussage einer Anna Lena Döring, die zufällig die Schwester von Dr. Florian Clasing war, ziemlich entlastet worden war.
    »Döring hat vier Pferde in diesem Stall stehen«, sagte Bodenstein, »ich kann mich an seinen Namen auf der Liste nicht erinnern. Versuchen Sie, etwas über ihn und seine Frau herauszufinden.«
    »Was hat Frau Döring mit Kerstner zu tun?«, erkundigte sich Pia.
    »Eine rein platonische Freundschaft. Sie kennen sich seit Jahren.«
    »Glauben Sie ihr das?«, fragte Pia.
    »Bis jetzt habe ich keinen Grund, es nicht zu glauben«, erwiderte Bodenstein. Pia beendete das Gespräch, kramte die Liste aus ihrer Tasche, aber sie fand den Namen ›Döring‹ nicht. Sie nahm sich vor, Frau Kampmann zu fragen, wie sie einen Kunden mit immerhin vier Pferden einfach so vergessen konnte. Gerade als Pia den Stall betrat, verließ Reitlehrer Kampmann mit einem schnaufenden Pferd am Zügel die Reithalle. In der Stallgasse stand ein Frontlader, und der knackige Stallknecht – heute mit einem rosa Polohemd mit Gut-Waldhof-Aufschrift bekleidet – war gerade damit beschäftigt, eine Pferdebox auszumisten. Pia steuerte entschlossen auf Kampmann zu, der eilig mit dem Pferd in eine Box flüchtete.
    »Hallo, Herr Kampmann«, sagte sie. »Es tut mir leid, wenn ich Sie störe, aber ich habe noch ein paar Fragen an Sie.«
    »Ich hab viel zu tun«, erwiderte der Reitlehrer, ohne aufzublicken. Der Bluterguss in seinem Gesicht hatte die Farbe einer reifen Aubergine angenommen.
    »Das sieht aber böse aus«, bemerkte Pia. »Wie ist das passiert?«
    Kampmann sah sie kurz an, senkte aber sofort wieder den Blick.
    »Passiert schon mal, wenn man mit Pferden zu tun hat«, sagte er knapp.
    »Machen Sie doch eine kurze Pause und trinken Sie was«, schlug Pia freundlich vor. »Ich störe Sie auch nicht lange.«
    Kampmann starrte sie kurz an, dann verzog er das Gesicht zu einer Grimasse, die wohl

Weitere Kostenlose Bücher