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Eine unbeliebte Frau

Titel: Eine unbeliebte Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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den selbst die großzügige Villa von Cosimas Mutter bescheiden wie ein Hausmeisterhäuschen wirkte. Überwachungskameras sicherten Tor und Einfahrt, und ein Schild wies ungebetene Gäste darauf hin, dass mehrere ausgehungerte Rottweiler nur darauf warteten, sie zu zerfleischen. Bodenstein drückte auf die Klingel, aber es hieß, Herr Döring sei zum Reiten gefahren. Das musste er in Ermangelung seiner Frau wohl selber tun. Bodenstein fand, dass es eine gute Gelegenheit sei, Gut Waldhof selbst einmal in Augenschein zu nehmen, und lenkte seinen BMW auf die B519 Richtung Hofheim. Es dämmerte schon, als er auf den Parkplatz einbog. Hier reihten sich die Luxuskarossen aneinander. Neben einem knallgelben offenen Jeep standen zwei junge Frauen in Reitkleidung und rauchten. Als sie Bodenstein erblickten, verstummte ihr Gespräch, und sie musterten ihn neugierig.
    »Guten Abend«, grüßte er freundlich. »Können Sie mir sagen, wo ich Herrn Döring finde?«
    »Hallo«, erwiderte die langbeinige Blondine, »der ist in der Reithalle.«
    »Sind Sie ein Freund von Freddy?«, erkundigte sich die Dunkelhaarige.
    »Nein«, Bodenstein lächelte, während er von den jungen Frauen unverhohlen taxiert wurde. »Mein Name ist Hauptkommissar Bodenstein.«
    Der neugierige Gesichtsausdruck verwandelte sich in spöttische Herablassung.
    »Oh«, die Blonde zog die Augenbrauen hoch, »da haben sich Ihre Eltern aber wirklich Mühe mit Ihrem Vornamen gegeben. Oder sollte es sich etwa um eine Berufsbezeichnung handeln?«
    »Eins zu null«, dachte Bodenstein belustigt. Der Mann in ihm registrierte einen knackigen Busen unter einem knappen weißen T-Shirt und lange, schlanke Beine, aber der Polizist bemerkte den flüchtigen Blick, den die beiden jungen Damen tauschten.
    »Glücklicherweise ist Letzteres der Fall«, sagte er. »Oliver von Bodenstein.«
    Die Herablassung wurde augenblicklich zu echtem Interesse. Simple Polizeibeamte standen hier nicht besonders hoch im Kurs, aber ein »von« vor dem Namen bewirkte Wunder.
    »Wo wir gerade bei eigenartigen Vornamen sind«, sagte die Blonde, »ich heiße Thordis. Haben Sie was mit den Bodensteins von Schloss Bodenstein zu tun?«
    »Ja«, Bodenstein nickte erstaunt, »das sind mein Vater und mein Bruder.«
    »Ich habe Sie dort nie gesehen«, sagte die Blonde, »dabei bin ich früher dort geritten.«
    »Und warum jetzt nicht mehr?«
    »Ich wollte etwas mehr als nur im Gelände rumgurken. Und da sie noch immer keine gescheite Reithalle gebaut haben, bin ich hierher ausgewandert.«
    Bodenstein wusste, dass sein Vater und sein Bruder seit Jahren mit Ämtern und Baubehörden kämpften, weil sie die winzige Reithalle, die leider unter Denkmalschutz stand, abreißen wollten und eine Genehmigung für eine zeitgemäße, große Reithalle brauchten. Aber er kam vom Thema ab. Er besann sich auf das, was er eigentlich wissen wollte.
    »Haben Sie Isabel Kerstner gekannt?«
    »Ach, es geht um Isabel«, Thordis wirkte enttäuscht. »Ich dachte schon, Freddy hätte was auf dem Kerbholz. Ich hatte nicht viel mit ihr zu tun, aber ich bin auch noch nicht sehr lange hier im Stall.«
    »Ich fand sie nett«, sagte die Dunkelhaarige, die AnkeSchauer hieß. »Sie war echt cool drauf und scherte sich nicht um das, was andere von ihr dachten.«
    »Sie war nicht besonders beliebt hier im Stall«, sagte Bodenstein, »aber können Sie sich vorstellen, dass jemand so weit gehen würde, sie umzubringen?«
    »Oh, hier im Stall gibt's sicher dreißig Leute, die sie liebend gerne erwürgt hätten«, behauptete Thordis, »die ehrgeizigen Mütter genauso wie die verschmähten Männer.«
    »Was ist mit Kampmann?«, fragte Bodenstein.
    Die jungen Frauen sahen sich an und schüttelten die Köpfe.
    »Der nicht«, sagte Thordis. »Isabel war wichtig für ihn. Ihr hat er es zu verdanken, dass der Pferdehandel richtig gut lief und seine Kasse klingelte. Herr Kampmann ist ausgesprochen nett zu Leuten, von denen er Vorteile hat.«
    »Das klingt aber ziemlich zynisch.«
    Thordis zuckte die Schultern.
    »Die Kampmanns sind nicht mein Fall«, gab sie zu. »Sie verteilen ihre Gunst sehr offensichtlich.«
    »Das kannst du aber nicht sagen«, verteidigte Anke Schauer den Reitlehrer und seine Frau. »Der Kampmann und die Susanne sind echt nett.«
    »Nett«, Thordis schnaubte verächtlich. »Du bist auch so eine Hörige. Klar ist er nett zu dir. Dein Vater hat ihm schon zwei teure Pferde abgekauft.«
    Anke Schauer schien die Kritik am Reitlehrer und

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