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Eine unbeliebte Frau

Titel: Eine unbeliebte Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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Blaue.
    »Ja, natürlich«, Döring nickte. »Ich habe das Gebäude vor einigen Jahren mit zwei Teilhabern gekauft.«
    Bodenstein und Pia zeigten ihre Überraschung nicht, aber spätestens jetzt war es eindeutig, dass ihnen dieser Mann nichts von sich aus sagen würde.
    »Aha«, sagte Bodenstein, »Sie gehören also zu der Investorengruppe.«
    »Im Prinzip bin ich die Investorengruppe«, Döring lächelte schmal. »Escher und Gregori hatten nicht genug Geld, dafür aber das nötige Know-how. Ich wollte Geld verdienen und Steuern sparen, hatte aber keine Zeit, mich um das Ding zu kümmern. Ich besitze übrigens einige Objekte dieser Art.«
    »Was ist mit dem Dom?«, erkundigte Pia sich. Da lächelte der Mann das erste Mal richtig. Dieses Lächeln verwandelte sein Gesicht auf eine unglaubliche Art und Weise, machte es geradezu sympathisch und ließ erahnen, weshalb sich Anna Lena Döring irgendwann einmal in ihn verliebt haben mochte.
    »Den Dom benutze ich gelegentlich, wenn mir danach ist«, erwiderte er mit einer Belustigung, die Bodenstein und Pia nicht recht nachvollziehen konnten.
    »Als Liebesnest?«, fragte Pia nach.
    »Wenn Sie es so bezeichnen wollen. Ja.«
    »War Frau Kerstner auch mit Ihnen schon dort?«
    »Allerdings. Nachdem sie sich endgültig von ihrem Tierarzt getrennt hatte, habe ich ihr die Wohnung zur Verfügung gestellt.«
    »Zur Verfügung gestellt«, wiederholte Bodenstein. »Ein seltsamer Ausdruck. Haben Sie ihr die Wohnung vermietet?«
    »Nein. Sie konnte sie nutzen, wenn sie es wollte.«
    »Und wofür?«
    »Um dort zu übernachten, fernzusehen, was auch immer.«
    Döring schien diese Unterhaltung zunehmend zu amüsieren.
    »Natürlich«, Bodenstein lächelte. »Haben Sie ihr auch den Porsche bezahlt?«
    Döring machte eine vage Handbewegung, dann lachte er.
    »Wie Isabel ihren Lebensunterhalt bestritten hat, ist mir nicht bekannt«, sagte er. »Ihr Mann war im Rahmen seiner bescheidenen Möglichkeiten recht großzügig, und sie hatte außer mir noch andere Freunde, die sie hin und wieder beschenkten.«
    Er warf einen Blick auf die Rolex an seinem Handgelenk und stand auf.
    »Leider habe ich jetzt noch einen Termin«, sagte er mit gekünsteltem Bedauern. »Ich stehe Ihnen aber jederzeit zur Verfügung, falls Sie noch Fragen an mich haben sollten.«
    Bodenstein und Pia erhoben sich ebenfalls.
    »Sie haben noch gar nicht gefragt, auf welche Art und Weise Isabel Kerstner ums Leben gekommen ist«, bemerkte Bodenstein. »Oder wissen Sie das bereits?«
    Das Lächeln verschwand aus Dörings Gesicht.
    »Diese Andeutung habe ich überhört«, sagte er kalt. »Ich habe nicht gefragt, weil es mich nicht interessiert.«
     
    Bodenstein trank einen Schluck Kaffee und konzentrierte sich auf die Dinge, die sie bisher in Erfahrung gebracht hatten. Kerstner war am Nachmittag aus der Untersuchungshaft entlassen worden, nachdem er die Samstag-Version von Anna Lena Döring bestätigt hatte. Er hatte auch bestätigt, dass Frau Döring öfter Spuren von Misshandlungen im Gesicht gehabt hatte und dass ihr Ehemann in Reiterkreisen dafür bekannt war, nach Alkoholkonsum zu Gewalttätigkeiten zu neigen. Dr. Clasing, Anna Lena Dörings Bruder, hatte mit finsterem Gesicht zugehört. Kerstner hatte als Zeugin für die Anwesenheitin der Pferdeklinik eine Nachbarin aus Ruppertshain benannt, die gegen Viertel nach sieben mit ihrem Hund an der Klinik vorbeigekommen war und dabei zugesehen hatte, wie er und Frau Döring das verletzte Pferd auf dem Parkplatz abgeladen hatten. Damit hatte Kerstners Alibi nur noch eine Lücke von ungefähr neunzehn Uhr vierzig bis einundzwanzig Uhr fünfundvierzig, als er und Frau Döring im Bad Sodener Krankenhaus eingetroffen waren. Bodenstein konnte sich trotzdem nur schwer mit dem Gedanken anfreunden, dass der Mann in diesen gut zwei Stunden seine Frau mit einer Injektion getötet und die Leiche auf den Aussichtsturm geschleppt haben sollte. Auf die Mitteilung, dass seine Frau bereits seit ein paar Monaten ausgerechnet eine Wohnung Dörings in Ruppertshain als Liebesnest benutzt hatte, hatte Kerstner kaum reagiert. Als Pia ihm erzählte, sie habe womöglich auch ein Techtelmechtel mit Reitlehrer Kampmann und Friedhelm Döring gehabt, hatte er nicht einmal aufgeblickt. Diese eigenartige Teilnahmslosigkeit, in die Kerstner zu versinken vermochte, war erschreckend. Aber es gab andere Spuren, die Bodenstein verheißungsvoller erschienen. Da war Friedhelm Döring, der sie so offensichtlich

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