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Eine unbeliebte Frau

Titel: Eine unbeliebte Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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helfen?«
    Der Mann trug helle Reithosen und Arbeitsschuhe, er hatte ein Pflaster an der Stirn und musterte Bodenstein misstrauisch von Kopf bis Fuß. Fremde schienen in diesem Stall nicht gerade willkommen zu sein.
    »Ich wollte zu Herrn Döring«, erwiderte Bodenstein, »danke.«
    In dem Moment galoppierte Friedhelm Döring an der Tür vorbei und erblickte Bodenstein. Ein erstaunter Ausdruck flog über sein Gesicht, er parierte sein Pferd durch.
    »Guten Abend, Herr Hauptkommissar!«, rief er, und unwillkürlich wandten sich alle Leute in der Reithalle mehr oder weniger auffällig zu Bodenstein um. In den Augen des Mannes mit der hellen Reithose flackerte Unbehagen auf. Bodenstein ahnte, dass es sich bei ihm um Reitlehrer Kampmann handeln musste.
    »Guten Abend, Herr Döring«, erwiderte Bodenstein.
    »Wollen Sie zu mir?«, der Mann gab seinem Pferd, das einenerschreckten Satz zur Seite gemacht hatte, eine scharfe Parade.
    »Ja. Aber lassen Sie sich nur Zeit.«
    Bodenstein beobachtete den Betrieb in der Reithalle, aber seine Gedanken wanderten zu der jungen Frau namens Thordis und viel weiter zurück in die Vergangenheit. Er fragte sich, ob er bei Inka eine Chance gehabt hätte, wenn Ingvar Rulandt ein Jahr früher aus Ruppertshain verschwunden wäre, um in der großen, weiten Welt Karriere als Springreiter zu machen. Hatte Inka eigentlich geahnt, wie sehr er in sie verliebt gewesen war? Wahrscheinlich nicht. Im Verbergen starker Gefühle war er schon von Kindesbeinen an gut gewesen. Für Inka war er wohl immer nur Quentins großer Bruder gewesen, mehr nicht. Bodenstein schüttelte den Kopf und richtete sein Interesse auf die Vorgänge in der Reitbahn. Reitlehrer Kampmann stand jetzt in der Bahnmitte und gab einer Frau Unterricht. Sein Blick glitt immer wieder zu Bodenstein hinüber, und es schien ihm absolut nicht geheuer, schon wieder einen Kripobeamten in seiner Nähe zu wissen. Döring hingegen wirkte ungerührt. Er hatte seinem Pferd eine Decke über die Kruppe gelegt und ritt am langen Zügel Schritt, wobei er mit einer anderen Reiterin, die eben mit dem Reiten begonnen hatte, ungezwungen plauderte. Entweder war der Mann völlig abgebrüht oder an den Umgang mit staatlichen Behörden gewöhnt. Als er schließlich absaß und sein Pferd in den Stall führte, folgte Bodenstein ihm.
    »Ein schönes Pferd«, sagte er zu Döring. »Ein Springpferd?«
    »Ja, und zwar ein gutes«, erwiderte der Mann mit einem stolzen Lächeln. Er fuhr sich mit der Hand durch sein schweißnasses Haar, und Bodenstein musste zugeben, dass Friedhelm Döring eine ausgesprochen männliche Erscheinung war. Die Reithose saß obszön eng, wie bei einem Balletttänzerzeichnete sich unter dem grauen Stoff seine Männlichkeit deutlich ab. Die hellen Augen unter den schweren Lidern verrieten eine latente Wildheit, die unter der geschliffenen Oberfläche lauerte, aber Döring kaschierte dies gekonnt mit einem charmanten Lächeln und einer gewinnenden Art. Viele Frauen mochten Männer, die auf eine etwas derbe Art gut aussahen – weshalb nicht auch Anna Lena Döring?
    »Ich hab ihn zweijährig auf der Auktion gekauft«, sagte Döring in diesem Moment mit unverhohlenem Stolz. »Verstehen Sie etwas von Pferden?«
    »Etwas«, gab Bodenstein zu, »früher bin ich selbst einmal geritten. Aber jetzt fehlt mir leider die Zeit.«
    »Berittene Polizei, was?« Döring zwinkerte ihm kumpelhaft zu.
    »Nein, das war, bevor ich zur Polizei ging«, erwiderte Bodenstein, ohne auf die offensichtlich als Witz gemeinte Bemerkung mit Humor zu reagieren. Döring bedachte ihn mit einem abschätzenden Blick, nahm dem Pferd die Abschwitzdecke ab und führte es in die Box.
    »Reiten Sie jeden Abend Ihre Pferde?«, erkundigte Bodenstein sich.
    »Nein«, Döring schob die Boxentür zu und ergriff seine Jacke, die an einem Haken vor der Box hing. »Eigentlich macht das meine Frau, aber sie ist im Augenblick verreist.«
    Er sagte das ganz ruhig und gelassen, und wenn Bodenstein nicht morgens noch Anna Lena Döring mit ihrem entstellten Gesicht gesehen hätte, hätte er auch nicht daran gezweifelt.
    »Der Mann von Isabel Kerstner behandelt Ihre Pferde, nicht wahr?«
    »Ja«, Döring schlüpfte in seine Jacke, »er ist ein wirklich guter Tierarzt. Aber Isabel war für ihn als Mann eine Nummer zu groß.«
    »Wie meinen Sie das denn?«
    Döring grinste plötzlich, und seine Zähne blitzten sehr weiß in seinem dunklen Gesicht.
    »Lassen Sie uns ein Bier trinken. Dann erzähle ich

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