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Eine unbeliebte Frau

Titel: Eine unbeliebte Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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Mann geworden. Unter der dünnen Lackschicht guten Benehmens kam der brutale Prolet zum Vorschein, der er in Wirklichkeit war.
    »Beruhigen Sie sich doch, Herr Döring«, sagte Bodenstein. »Was haben Sie eigentlich nach dem Vorfall mit dem Pferd gemacht?«
    Döring fuhr herum. Er stemmte die Arme in die Seiten und schob sein Kinn vor, was ihm das Aussehen einer kampfbereiten Bulldogge verlieh. Bodenstein ließ sich nicht einschüchtern.
    »Können Sie sich daran erinnern?«
    »Ja, das kann ich«, schnappte Döring. »Ich bin von hier aus nach Hause gefahren, weil ich am Abend eingeladen war. Um kurz nach acht war ich dort. Dafür gibt es Zeugen.«
    »Und für die Zeit, nachdem Sie den Stall verlassen hatten und bis Sie dort auftauchten, gab es da auch Zeugen?«, fragte Bodenstein liebenswürdig. Dörings Fassade der Arroganz und Selbstsicherheit begann zu bröckeln.
    »Herr Döring«, setzte Bodenstein nach, »wann haben Sie Frau Kerstner das letzte Mal gesehen oder gesprochen?«
    »Ich sage kein Wort mehr«, gab Döring frostig zurück.
    »Das ist Ihr gutes Recht«, Bodenstein erhob sich und legte einen Zehneuroschein auf den Tresen. »Ich möchte Sie bitten, morgen früh um neun auf dem Kommissariat zu erscheinen.«
    »Und wieso, wenn ich fragen darf?«, die Frage klang drohend.
    »Sie dürfen«, Bodenstein gelang ein unverbindliches Lächeln. »Ich versuche, den Tagesverlauf von Isabel Kerstners Todestag zu rekonstruieren. Sie hatte am Tage ihres Todesmit mindestens einem Mann Geschlechtsverkehr. Ich werde morgen früh die richterliche Anordnung einer DNA-Probe beantragen.«
    Der Blick, den Friedhelm Döring ihm zuwarf, war mörderisch.
    »Das können Sie sich sparen«, zischte er. »Ich hab sie nicht umgebracht, aber ich hab sie gefickt. Freitagnacht. Am Samstag hab ich sie nicht mehr gesehen. Reicht Ihnen das?«
    »Ja, das reicht erst mal«, Bodenstein stand auf. »Sie sollten in Ihrem Zustand nicht mehr selber Auto fahren. Einen schönen Abend noch.«
    Döring starrte ihm schweigend aus blutunterlaufenen Augen nach, aber an der Eile, in der die anderen Gäste des Reiterstübchens nun ihre Jacken zusammenrafften, erkannte Bodenstein, dass sie an Auftritte dieser Art gewöhnt waren und wussten, dass es höchste Zeit war, in einem zügigen Exodus die Flucht zu ergreifen.

Mittwoch, 31. August 2005
    Den seriöseren Tageszeitungen war der Mord an Isabel Kerstner nur eine Randnotiz wert gewesen, viel interessanter war der Freitod von Oberstaatsanwalt Hardenbach. Lediglich die Lokalblätter hatten ausführlicher berichtet. Die BILD-Zeitung hatte die von Bodenstein nur spärlich zur Verfügung gestellten Informationen allerdings zu einer fetten Schlagzeile gemacht. »POLIZEI RATLOS – WER ERMORDETE DIE SCHÖNE ISABEL?« Darunter das verschwommene Foto einer blonden Frau.
    »Na, herzlichen Dank«, knurrte Bodenstein, als er die Zeitung bei der morgendlichen Besprechung durchblätterte. Der reißerischen Schlagzeile verdankte er ganz sicher auch die soeben erfolgte Aufforderung, sich umgehend bei Kriminaldirektor Nierhoff zu melden. Er überflog die fünf Zeilen unter der Schlagzeile mit grimmiger Miene und las auf Seite 7 weiter. Die Pressefritzen ergingen sich in Mutmaßungen und hatten das getan, was sie am liebsten taten, nämlich die Polizei als ahnungslose Deppen hinzustellen.
    »Ich habe den Computer nach sämtlichen zugelassenen Mercedes-Benz W 113 Typ 280 SL – auch als ›Pagode‹ bezeichnet – durchsucht«, verkündete Kai Ostermann, der einigermaßen übernächtigt aussah. Bodenstein blickte auf.
    »Um die Suche einzugrenzen, habe ich mich auf die Autokennzeichen, die mit einem G beginnen, beschränkt«, fuhrOstermann fort, »davon gibt es immerhin 45 verschiedene Möglichkeiten in Deutschland.«
    »Und?«, fragte Frank Behnke.
    »Glücklicherweise war das Auto nicht rot oder silbern«, Ostermann ließ sich nicht ablenken, »denn es gibt in allen 45 Zulassungsbezirken ganze zweiunddreißig goldene SL 280 Typ Pagode. Einer davon steht in Gießen, und er ist auf einen Günther Helfrich zugelassen. Amtliches Kennzeichen: GI-KH 336.«
    »Aha«, Bodenstein nickte, »und weiter?«
    »Das Fahrzeug«, fuhr Ostermann fort, »wurde am Samstag, den 27. August 2005 um 22:19 Uhr mit Tempo 104 geblitzt. Und jetzt dürft ihr mal raten, wo.«
    »Mir ist nicht nach Ratespielen zumute«, erwiderte Bodenstein, noch immer verärgert über die Schlagzeilen in der Boulevardpresse.
    »Auf der B519 zwischen Königstein und

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