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Eine unbeliebte Frau

Titel: Eine unbeliebte Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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Leuten gesessen hatten, bezahlten ihre Getränke und standen auf.
    »Ihr geht schon?«, fragte Döring, als sie an ihm vorbeigingen, und streckte den Arm aus.
    »Wenn du uns den ganzen Abend allein lässt«, die mollige, etwa vierzigjährige Brünette ließ sich bereitwillig in den Arm nehmen und warf Bodenstein einen herausfordernden Blick zu. »Du und dein Freund, ihr tut ja so geheimnisvoll.«
    »Hauptkommissar Bodenstein sucht Isabels Mörder«, sagte Döring.
    »Oh!«, die Mollige kicherte. »Verdächtigt er etwa dich?«
    Döring lachte schallend, als habe sie einen guten Witz gemacht, aber die aufgesetzte Heiterkeit erreichte seine Augen nicht.
    »Sag mal, Freddy«, sagte die andere Frau mit dem grauen Bubikopf, »kannst du Anna Lena bitte sagen, dass ich am Wochenende den Hänger brauche? Sie hat ihn sich am Samstag geliehen.«
    Für eine Sekunde verschwand das leutselige Lächeln aus Dörings Gesicht, und Bodenstein glaubte, einen Funken von Zorn in den hellen Augen zu sehen.
    »Klar«, sagte er unbefangen. »Sie kommt morgen zurück, und dann stellt sie ihn wieder hin.«
    Die Frauen verabschiedeten sich und gingen.
    »Wohin ist Ihre Frau verreist?«, fragte Bodenstein und sah Döring in die Augen. »Weiß sie schon, dass Isabel Kerstner tot ist?«
    Friedhelm Döring zuckte nicht mit der Wimper.
    »Sie ist in Paris bei einer Freundin«, log er glatt. »Die Sache mit dem Pferd ging ihr ziemlich nahe. Ich bin mir nicht sicher, ob sie es weiß.«
    Obwohl Bodenstein wusste, dass er nach Strich und Faden angelogen wurde, konnte er nicht umhin, Dörings schauspielerisches Talent zu bewundern.
    »Der Bruder Ihrer Frau ist ja ein bekannter Strafverteidiger. Verstehen Sie sich gut mit ihm?«
    »O ja«, Döring bekam wieder ein frisches Pils serviert. »Ich habe ein gutes Verhältnis zur Familie meiner Frau.«
    Die nächste eiskalte Lüge! Dörings Aussprache wurde nach dem siebten Pils und dem fünften Wodka allmählich undeutlicher, und das gestochene Hochdeutsch, dessen er sich bis dahin befleißigt hatte, wich einem leichten hessischen Akzent. Der Genuss des Alkohols hatte Dörings Gesicht gerötet, und seine Augen glänzten. Bodenstein warf einen Blick auf seine Uhr.
    »Es ist ja gleich elf!«, er tat erstaunt. »Na ja, es war ein netter Abend. Ich habe auch nur noch eine Frage an Sie, Herr Döring.«
    »Nur zu!« Döring setzte sein achtes Pils an und machte eine auffordernde Geste.
    »Einige Leute hier aus dem Stall haben behauptet, Sie hätten Ihre Frau am vergangenen Samstag krankenhausreif geschlagen. Ist das wahr?«
    Döring setzte sein Glas hart auf den Tresen. Zwischen seinenAugenbrauen erschien wieder diese steile Falte, und er richtete sich auf.
    »Wer redet denn so eine Scheiße?«, fragte er unwirsch.
    »Mehrere Leute«, erwiderte Bodenstein unbestimmt.
    »So ein Quatsch!« Döring schüttelte ungehalten den Kopf.
    »Uns wurde eine ganz andere Version der Vorgänge vom Samstag erzählt, und da hieß es, Sie hätten erst Ihr Pferd und dann Ihre Frau verprügelt.«
    Friedhelm Döring lief tiefrot an, und plötzlich wusste Bodenstein, dass Anna Lena Döring nicht gelogen hatte. Die Verwandlung, die vor seinen Augen mit dem Mann vor sich ging, war beängstigend, und es war, als habe unvermittelt eine andere Person von seinem Körper Besitz ergriffen.
    »So ist das also«, zischte er und durchbohrte Bodenstein mit einem zornigen Blick aus zusammengekniffenen Augen, »sich hierher setzen und harmlos tun, na ja, ich kenn euch Brüder ja. Ihr Bullen seid alle gleich. Und wenn schon! Was ich mit meiner Frau mache, ist ja wohl meine Privatangelegenheit!«
    »Also haben Sie sie tatsächlich geschlagen?«, insistierte Bodenstein.
    »Ich hab ihr eine verpasst, weil sie sich dämlich und hysterisch aufgeführt hat«, brüllte Döring so unerwartet los, dass Bodenstein unwillkürlich zusammenzuckte. »Sie hat mir mein bestes Pferd versaut, und dann hat sie mich angeschrien, diese blöde Kuh!«
    Alle Gespräche im Reiterstübchen waren verstummt. Bodenstein registrierte die verstohlenen Blicke der wenigen Leute, die noch anwesend waren.
    »He!« Döring sprang auf und hielt sich an der Lehne des Barhockers fest. »Wer von euch bescheuerten Spießern hat den Bullen so einen verdammten Mist über mich erzählt? Na los, ihr Feiglinge!«
    Von seiner Gelassenheit und seinem weltmännischen Charme war nichts mehr übrig, und aus dem kultivierten, freundlichen Unterhalter war unversehens ein schweinischer, hartgesichtiger

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