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Eine unbeliebte Frau

Titel: Eine unbeliebte Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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Kelkheim.«
    »Das gibt's doch nicht!« Bodenstein blickte auf.
    »Doch«, Ostermann grinste zufrieden, »das Foto habe ich schon angefordert.«
    »Helfrich war Isabels Mädchenname«, warf Pia ein.
    »Genau«, Ostermann nickte, »Günther Helfrich war ihr Vater.«
    »Diese Thordis hat das Auto gegen halb vier auf dem Parkplatz von McDonald's gesehen«, überlegte Bodenstein laut, »womöglich hat sich Isabel dort mit ihrem Vater getroffen.«
    »Nein, das hat sie sicher nicht«, Ostermann schüttelte den Kopf.
    »Wieso nicht?« Bodenstein trommelte mit den Fingerspitzen auf die Tischplatte, während er nachdachte.
    »Weil er tot ist«, sagte Ostermann. »Herzinfarkt, Oktober 2001. Seine Witwe, Isabels Mutter, lebt in einem Pflegeheim in Bad Soden. Sie hat Alzheimer.«
    »Wieso ist dann das Auto in Gießen zugelassen?«
    »Keine Ahnung.«
    Für einen Moment herrschte Schweigen in der Runde.
    »Okay«, sagte Bodenstein schließlich, »Ostermann, Sie klemmen sich wieder hinter Ihren Computer und versuchen, mehr über Döring und Jagoda herauszubekommen. Mich interessiert alles: finanzielle und private Verhältnisse, etwaige Vorstrafen, beruflicher Werdegang und so weiter.«
    Der Mann nickte.
    »Was wissen wir von Kerstners Nachbarn aus Kelkheim?«
    »Die haben alle dasselbe gesagt«, sagte Kathrin Fachinger. »Die Kerstners waren selten zu Hause, er war oft bis spät in die Nacht weg, und sie lag hauptsächlich auf der Terrasse in der Sonne oder hörte laut Musik, wenn sie da war.«
    »Gut«, Bodenstein nickte. »Frank, Sie fahren nach Ruppertshain und versuchen, mit ein paar Bewohnern des Zauberbergs zu sprechen. Vielleicht hat irgendjemand etwas gesehen oder gehört.«
     
    Als Behnke, Pia und Ostermann sein Büro verlassen hatten, griff er wieder zum Telefon, um Kriminaldirektor Dr. Nierhoff anzurufen, aber der war in einer Besprechung. Bodenstein hinterließ seiner Sekretärin, sie möge ihm ausrichten, dass er sich später wieder melden würde. Danach machte er sich ein drittes Mal auf den Weg in die Pferdeklinik, um nochmals mit Kerstner zu sprechen. Als er in die Stichstraße einbog, an dessen Ende sich die Pferdeklinik befand, erkannte er an der Anzahl der auf dem Parkplatz abgestellten Pferdeanhänger, dass in der Klinik Hochbetrieb herrschte. Dennoch betrat er den Hof, wo Rittendorf und Kerstner gerade damit beschäftigt waren, ein Pferd zu untersuchen. Das Tier schien sich nur mühsam auf den Beinen zu halten, es stand mit gesenktem Kopf und stumpfen Augen da – ein Bild des Jammers.
    »Ich will Sie nicht lange von der Arbeit abhalten«, sagte er entschuldigend, als er den leicht ungehaltenen Gesichtsausdruck Rittendorfs sah. »Ich habe eigentlich nur eine Frage.«
    »Worum geht's diesmal?«
    »Wie kommt man an Natrium-Pentobarbital, wenn man kein Arzt oder Apotheker ist?«
    »Selbst dann ist es in Deutschland nicht einfach so erhältlich«, Rittendorf schob mit dem Zeigefinger seine Brille hoch. »Im Gegensatz zur Schweiz. Ein dort niedergelassener Arzt kann es gegen Rezept in der Apotheke erwerben.«
    »Und wie kommen Sie an dieses Mittel?«
    »Es ist lediglich Bestandteil einiger Medikamente«, sagte Rittendorf. »Wir bestellen es direkt bei den Pharmafirmen, mit denen wir zusammenarbeiten, und wir bewahren diese Medikamente in unserem Giftschrank auf, der immer abgeschlossen ist. Jede Entnahme wird dokumentiert.«
    Bodenstein blickte zu Kerstner hinüber, der gerade mit der Frau sprach, die das Pferd am Zügel hielt und ein bekümmertes Gesicht machte. Er hatte den Tierarzt bisher noch nie bei der Ausübung seines Berufes erlebt. Kerstner wirkte konzentriert und gelassen, wie jemand, der genau weiß, über was er spricht und was er tut. Bodenstein erinnerte sich an die verschiedentlich gemachten Aussagen, Kerstner sei ein hervorragender Tierarzt.
    »Es tut mir wirklich leid, Frau Wilhelm«, sagte Kerstner in dem Moment, »aber es sind nicht nur die Röntgenaufnahmen. Sie sehen ja selbst, wie der arme Kerl dasteht. Er hat starke Schmerzen, und das trotz der Spritzen. Sie tun ihm keinen Gefallen, wenn Sie ihn jetzt wieder mitnehmen.«
    Die Frau nickte tapfer und wischte sich über die Augen. Sie tätschelte den Hals des Pferdes.
    »Was ist mit dem Pferd?«, fragte Bodenstein leise.
    »Hochgradige Hufrehe im Endstadium«, erwiderte Rittendorf.»Hufbeinsenkung an beiden Vorderbeinen. Das ist unheilbar.«
    Seine Augen blitzten spöttisch.
    »Wenn Sie möchten, können Sie ja zuschauen, wie Pentobarbital

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