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Eine unbeliebte Frau

Titel: Eine unbeliebte Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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Kerstner gesprochen? Sie hatte versucht, Sie zu finden, also hat sie ja irgendetwas gewollt.«
    »Das habe ich Ihnen doch schon gesagt«, antwortete Döring, »ich habe sie nicht mehr gesehen. Vom Stall bin ich direkt nach Hause gefahren, habe mich geduscht und umgezogen, weil ich eingeladen war.«
    »Obwohl Ihr Pferd eingeschläfert werden musste, sind Sie auf eine Party gegangen?«, fragte Pia. Die Selbstbeherrschung von Friedhelm Döring begann zu schwinden.
    »Ja«, sagte er, »und jetzt reicht es. Komm, Anna Lena. Guten Tag, die Herrschaften.«
    Bodenstein und Pia wechselten einen Blick.
    »Ach, Frau Döring«, sagte Pia nun. »Wussten Sie eigentlich, dass Ihr Mann unter Alkoholeinwirkung seine erste Frau so brutal geschlagen hat, dass sie an den Folgen der Verletzungen gestorben ist?«
    Döring fuhr herum, sein Gesicht war erstarrt, aber in seinen Augen loderte heißer Zorn.
    »Was zum Teufel soll das?«, zischte er.
    »Wir sind über Sie im Bilde, Herr Döring«, sagte Bodenstein mit ruhiger Stimme, »und wir haben keine Lust, uns von Ihnen mit Lügen abfertigen zu lassen.«
    »Sie können mich mal«, entgegnete Döring kalt. »Ich habe mit der ganzen Sache nichts zu tun. Und jetzt verschwindenSie aus meinem Haus, sonst kriegen Sie eine Anzeige wegen Hausfriedensbruch!«
    »Wir können unser Gespräch auch gerne auf dem Kommissariat weiterführen«, Bodenstein blieb unbeeindruckt von diesen Drohgebärden, »ganz wie Sie wollen. Unsere Kollegen von der Drogenfahndung hätten da sicherlich auch noch ein paar Fragen zu den Heroinfunden in Ihren LKW. Ganz zu schweigen von der Sache mit den toten Indern in London.«
    In diesem Augenblick wurde Friedhelm Döring wohl bewusst, dass sich die beiden Kriminalbeamten nicht so leicht einschüchtern ließen. Er blickte zu seiner Frau hinüber, die mit verschränkten Armen und ausdruckslosem Gesicht dastand.
    »Ich habe nicht mehr mit Isabel gesprochen«, sagte er ungehalten. »Das ist die Wahrheit. Das letzte Mal, dass ich sie gesehen habe, war Samstagmorgen in ihrer Wohnung.«
    »Hat Isabel Ihnen von ihrem Kind erzählt? Wir wissen, dass sie es irgendwo versteckt hat, aber niemand weiß, wo es ist.«
    »Ich habe keine Ahnung wo das Blag abgeblieben ist«, blaffte Döring, »es ist mir auch scheißegal.«
    Anna Lena Döring starrte ihren Mann ungläubig an.
    »Was glotzt du so blöd?«, brüllte er sie unvermittelt an, worauf sie den Kopf senkte und schwieg. Solche Ausbrüche war sie offenbar gewohnt.
    »Schreien Sie nicht so herum«, sagte Bodenstein. »Sagen Sie uns lieber, bei wem und wo Sie am Samstagabend eingeladen waren. Sonst wird aus Ihren Terminen nichts mehr, weil Sie uns dann nämlich begleiten dürfen.«
    »Das ist doch wohl ein Witz!«, empörte Döring sich, aber da fiel ihm seine Frau ins Wort.
    »Wir waren bei Hans Peter Jagoda eingeladen«, sagte sie.
    »Aha«, Bodenstein nickte, »wann sind Sie dort eingetroffen, und wie lange waren Sie da?«
    »Ich bin nicht mitgefahren«, erwiderte Anna Lena Döring. »Nach dem Vorfall mit den Pferden fühlte ich mich nicht in der Verfassung, irgendwo zu feiern.«
    »Ich war um kurz nach acht dort und blieb bis um zwei«, sagte Döring.
    »Das werden wir überprüfen.«
    »Wenn es Sie glücklich macht«, Döring ergriff seine Frau am Arm und ging in Richtung Haustür. Anna Lena Döring warf Bodenstein einen kurzen Blick zu, bevor sie ihrem Mann folgte.
     
    Die Firmenzentrale der JagoPharm AG befand sich in einem pompösen U-förmigen Gebäude mit verspiegelter Glasfassade im Gewerbegebiet Sulzbach. Der Mann, der sich in seinem Privatleben gerne in teure Luxusautos setzte, die Wochenenden auf einer Dreißig-Meter-Yacht in Antibes verbrachte und private Hubschrauber und Flugzeuge benutzte wie andere Menschen Bus oder Bahn, schien auch beruflich großen Wert auf den richtigen Rahmen zu legen. Ein beleuchteter JagoPharm-Schriftzug auf dem Dach suggerierte dem Besucher, dass sich in diesem Gebäude ausschließlich Herz und Gehirn eines der meistdiskutierten Unternehmen des längst nicht mehr existenten Neuen Marktes befanden, aber das entsprach nicht der Wahrheit. Eine Hinweistafel vor dem Eingangsportal verriet, dass neben der JagoPharm AG noch verschiedene Anwälte, Steuerberater und andere Firmen mit phantastisch klingenden Namen hier ihre Büros hatten. In der gläsernen Eingangshalle war gerade eine Putzkolonne dabei, den grauen Granitfußboden auf Hochglanz zu polieren. Pia studierte die Hinweisschilder.
    »JagoPharm

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