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Eine unbeliebte Frau

Titel: Eine unbeliebte Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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Parkettfußbodens hängen. Eine unregelmäßige Stelle weckte seine Aufmerksamkeit. Er kniete sich hin und ließ seine Fingerspitzen über den Boden gleiten. Tatsächlich! Eines der Vierecke war locker! Bei genauem Hinsehen bemerkte er an den Rändern des Parkettstücks Kratzer. In dem Moment betrat Pia die Wohnung.
    »Frau Kirchhoff!«, rief er über die Schulter. »Schauen Sie mal hier!«
    Pia erschien im Türrahmen.
    »Von den Nachbarn ist entweder keiner da, oder sie machen nicht auf. Was machen Sie denn da?«
    »Hier«, Bodenstein deutete auf das lose Holzquadrat. »Haben Sie ein Taschenmesser dabei oder etwas Ähnliches?«
    Pia kam näher und ging in die Hocke. Aus ihrer Tasche förderte sie eine Nagelfeile zu Tage. Sie schob die Spitze in die schmale Fuge und hebelte das Parkettstück heraus.
    »Ich wette, danach haben die gesucht«, grinste sie und fasste in das Loch im Boden.
    »Das denke ich auch«, bestätigte Bodenstein. Pia tastete in dem Hohlraum herum. Als Erstes reichte sie Bodenstein ein zerfleddertes Notizbuch im Taschenbuchformat. Ein triumphierendes Lächeln glitt über Bodensteins Gesicht, während er mit spitzen Fingern das Büchlein durchblätterte. Pia fand in dem Versteck unter dem Fußboden noch einige andere Dinge, unter anderem eine flache Geldkassette, die nicht verschlossen war. In ihrem Inneren befanden sich ein Stapel nagelneuer Fünfhundert-Euro-Scheine, ein Packen Fotos, diemit einem Gummiband umwickelt waren, zwei Goldketten, mehrere Ringe und fünf kleine Kassetten, die zu einem Anrufbeantworter passten. Als Letztes fand sie einen ganzen Stapel DVDs.
    »So«, Bodenstein richtete sich auf und klopfte den Staub von seinen Hosenbeinen, »jetzt bin ich aber wirklich mal gespannt, was die liebe Isabel hier so alles versteckt hat.«
     
    Auf dem Bildschirm erschien das Gesicht von Isabel Kerstner, ein wirklich hübsches Gesicht mit hohen Wangenknochen, großen, grünen Augen und einem sinnlichen Mund mit vollen Lippen und strahlend weißen Zähnen. Sie räkelte sich äußerst knapp bekleidet auf einem breiten Bett und hatte ihr Gesicht vor die Kameralinse geschoben.
    »Heute ist Sonntag, der 6. August 2005«, sagte sie. »Genau 19:13 Uhr. Ich erwarte hohen Besuch.«
    Sie kicherte albern und posierte mit einem lasziven Grinsen vor der Kamera, umfasste ihre Brüste und fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen. Die Delphin-Tätowierung über ihrem Bauchnabel war deutlich zu sehen.
    »Ich habe nämlich eine schöne Überraschung für meinen Boss.«
    Im Hintergrund klingelte es.
    »Oh«, sagte Isabel, »das ist er. Pünktlich auf die Sekunde.«
    Sie tänzelte davon und verschwand aus dem Bild. Im Hintergrund waren Stimmen zu hören. Es dauerte elf Minuten, bis Isabel wieder auftauchte. Hinter ihr erschien Hans Peter Jagoda, der schnurstracks zum Schrank gegenüber ging und einen argwöhnischen Blick hineinwarf. Er ahnte wohl nicht, dass Isabel mit zwei Kameras arbeitete, und die Kamera, die ihn nun aufnahm, war so geschickt angebracht, dass sie das ganze Bett und die Tür zum Badezimmer erfasste.
    »Nicht, dass ich auch mit in unser Filmarchiv gerate«, sagte er. Isabel lachte und begann, ihm die Krawatte vom Hals zu ziehen.
    »Lass das«, Jagoda warf einen Blick auf seine Uhr. »Ich habe jetzt keine Zeit für solche Spielchen.«
    »Ach, komm schon«, sie lächelte ihn verführerisch an.
    »Hör auf damit«, er schob sie von sich fort. »Ich will, dass du den Kerl richtig rannimmst. Wenn du ihn dazu bringst, dass er sich vor der Kamera ein paar Lines Koks reinzieht, dann gibt's einen Extrabonus.«
    »Kein Problem«, Isabel kicherte. »Der Typ ist so was von scharf, der macht alles, was ich ihm sage. Bei Mutti zu Hause darf er wahrscheinlich nur im Dunkeln. Vielleicht ist sie auch so ein Nilpferd wie deine Frau. Musst du wirklich schon weg?«
    Sie ließ sich aufs Bett sinken, reckte und streckte sich. Jagodas Entscheidung schien ins Wanken zu geraten. Er betrachtete Isabel, dann warf er wieder einen Blick auf die Uhr.
    »Was soll's«, er knöpfte seine Anzugjacke auf. »Sollen sie auf mich warten. Immerhin bin ich der Boss.«
    Interessanter als das, was sie in weniger als sieben Minuten vor laufender Kamera darboten, waren die Inhalte ihrer Gespräche. Sie redeten über Leute, deren Namen Bodenstein und seinen Mitarbeitern nichts sagten, aber sie verstanden, wofür Jagoda Isabel Kerstner wirklich bezahlt hatte. Er, der den seriösen Biedermann spielte, hatte unter anderem verärgerte

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