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Eine unbeliebte Frau

Titel: Eine unbeliebte Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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erschien ein wachsamer Ausdruck.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Er hat nicht zufällig in der Vergangenheit hin und wieder illegale Strohverkäufe Ihrer Inhaberaktien für Sie getätigt?«
    »Ich dachte, Sie seien mit der Aufklärung des Todes von Isabel Kerstner beschäftigt«, Jagoda wirkte plötzlich angespannt. »Was stellen Sie denn für Fragen?«
    Bodensteins Blick fiel auf ein Fernsehgerät in der Schrankwand hinter Jagodas Schreibtisch.
    »Sie können ja mal darüber nachdenken. Haben Sie hier zufällig einen DVD-Player? Wir möchten Ihnen gerne einen Film vorführen.«
    »Bitte«, Jagoda zuckte die Schultern und stand auf, um Fernseher und DVD-Player einzuschalten. Pia legte die DVD ein, dann drückte sie auf die PLAY-Taste. Hans Peter Jagoda betrachtete den Film ohne sichtbare Gemütsregung, aber seine Körperhaltung drückte deutliches Unbehagen aus.
    »Kennen Sie einen der Herren?«, fragte Bodenstein. »Frau Kerstner dürfte Ihnen ja sattsam bekannt sein.«
    »Wo haben Sie diesen Film her?«, erwiderte Jagoda heiser, statt auf die Frage zu antworten.
    »Das tut nichts zur Sache«, Pia wechselte die DVD. Das Gesicht von Isabel erschien auf dem Bildschirm.
    »Heute ist Sonntag, der 6. August 2005«, ertönte ihre Stimme. »Genau 19:13 Uhr.«
    Jagoda wurde blass, seine Augen hingen wie magnetisiert am Bildschirm, und während Pia ein Stück vorspulte, registrierten sie und Bodenstein, dass der Mann nervös schluckte. Ein dünner Schweißfilm erschien auf seiner Stirn, und seine Finger begannen, mit einem Kugelschreiber zu spielen. Eine Weile lief der Film unkommentiert.
    »Wussten Sie etwa gar nichts von der Existenz dieses Filmes?«, fragte Bodenstein sanft. Er erhielt keine Antwort.
    »Ist es möglich, dass Sie Ihre Kunden und Geschäftspartner mit kompromittierenden Filmen dieser Art in irgendeiner Art und Weise ... hm ... beeinflussen wollten?«
    Schweigen.
    »Haben Sie auf der Suche nach dieser DVD die Wohnung von Frau Kerstner durchsuchen und später, als sie bereits von der Staatsanwaltschaft versiegelt worden war, ausräumen lassen?«
    »Machen Sie das aus«, flüsterte Jagoda mit gepressterStimme und wandte den Blick ab. Er schwitzte so stark, dass sich unter seinen Achseln dunkle Flecken auf seinem grauen T-Shirt bildeten.
    »Sie haben gelogen, als Sie behauptet haben, Sie seien nie mit Isabel Kerstner im Bett gewesen«, sagte Pia nun. »Warum haben Sie nicht die Wahrheit gesagt?«
    Bodenstein legte das Diktiergerät auf den Tisch und schaltete es an.
    »... ich will dich heute Abend noch mal sehen«, ertönte Jagodas Stimme, »ich denke den ganzen Tag nur an dich.«
    »Ich kann heute nicht«, erwiderte Isabel, »ich hab noch was vor.«
    »Komm schon, Süße. Ich brauch dich! Wenn ich meine Alte, diese fette Henne nur sehe, könnte ich grad kotzen. Ich bin verrückt nach dir.«
    Bodenstein schaltete das Gerät aus. Jagoda holte zitternd Luft, dann biss er sich auf die Lippen und schloss die Augen.
    »Frau Kerstner hatte die unfeine Angewohnheit, Telefongespräche mit ihrem Anrufbeantworter mitzuschneiden«, sagte Pia. »Wir spielen Ihnen gerne noch andere Bänder vor. Da geht es um Geld und um diesen Maurice, von dem wir annehmen, dass er Aktien für Sie verkauft hat, weil Sie es als Vorstandsvorsitzender der JagoPharm nicht durften. Isabel hatte die Kassetten übrigens zusammen mit ihrem Notizbuch unter einem losen Parkettstück in ihrer Wohnung versteckt. Warum hat sie das getan? Wollte sie Sie damit unter Druck setzen? Kam sie vielleicht auf diese Idee, weil Sie mit den Sexfilmen Ihre Geschäftspartner erpressten?«
    »Ich sage dazu gar nichts«, Jagoda öffnete wieder die Augen, »und ich will mit meinem Anwalt sprechen.«
    »Das ist Ihr Recht«, Bodenstein nickte, »später. Sie werden uns jetzt begleiten.«
    »Wieso denn das?« Jagoda schien konsterniert.
    »Frau Kerstner kam vor sechs Tagen gewaltsam ums Leben«, erinnerte ihn Bodenstein und zog den Haftbefehl aus der Innentasche seines Sakkos. »Nach allem, was wir auf diesen Bändern gesehen und gehört haben, erscheint es uns denkbar, dass Sie etwas mit ihrem Tod zu tun haben.«
    Bodenstein präsentierte Jagoda den Haftbefehl.
    »Sie können mich doch nicht verhaften!«, plötzlich zeigte der Mann eine Reaktion, denn er wurde totenbleich. »Wissen Sie, was das für eine verheerende Wirkung auf meine Geschäfte haben wird?«
    »Zur Abwechslung könnten Sie uns auch reinen Wein einschenken«, schlug Bodenstein vor, »und uns Antworten auf

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