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Eine unerwartete Erbschaft (German Edition)

Eine unerwartete Erbschaft (German Edition)

Titel: Eine unerwartete Erbschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen McQuestion
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anderen Ende mit den Schultern zuckte. Sie atmete laut aus. »Okay, ich weiß es. Ihr versteht euch gut. Euch gefallen dieselben Filme und dieselbe Musik. Deine Eltern mögen ihn, seine Eltern mögen dich. Ihr lacht beide über denselben Blödsinn.«
    Letzteres stimmte. Wie bei einer Filmmontage sah ich Hunderte von Szenen, in denen Hubert und ich uns vor Lachen auf dem Boden krümmten, während Piper vollkommen verständnislos neben uns saß. Einmal, kurz nach dem College, hatten wir drei im Außenbereich eines Lokals etwas gegessen. Als sich ein junges Pärchen neben uns setzte, beobachteten wir, wie sie feststellten, dass ihr Tisch wackelte. Sofort beugte Hubert sich vor und flüsterte: »Passt auf, in einer Sekunde gucken beide unter den Tisch.«
    Genau wie vorhergesagt, steckten beide ohne ein weiteres Wort ihre Köpfe unter den Tisch und suchten nach der Ursache für das Wackeln. Es war ein vollkommen logischer Ablauf, aber da Hubert ihn vorhergesagt hatte, war er zum Schreien komisch geworden. Wir platzten beide los vor Lachen und Piper sah uns an, als wären wir verrückt geworden. Dann stand sie auf und gab dem Paar ein paar Zuckerpäckchen, um sie unter das kürzere Tischbein zu schieben. Bei der Erinnerung musste ich jetzt noch schmunzeln. »Wir haben tatsächlich viel gemeinsam und er bringt mich auch zum Lachen«, stimmte ich zu, »aber zum Heiraten braucht man doch wohl mehr als das.«
    Piper schien nicht überzeugt, aber sie redete auch nicht dagegen. »Ja, zum Heiraten braucht man mehr, aber es wäre immerhin ein guter Anfang.«

25
    Das einzig Gute an Huberts schlechter Verfassung war, dass wir bei den Chos nun nicht mehr Kimchi essen mussten. Ehrlich gesagt, hatte ich die Einladung, die Hubert für uns beide angenommen hatte, ganz vergessen. Deshalb dachte ich, als es nach meinem Gespräch mit Piper an der Tür klingelte, einen aufgeregten Moment lang, es wäre Ryan. Doch als ich die Tür öffnete, stand dort das genaue Gegenteil von Ryan: Ben Cho.
    »Hallo«, sagte er. »Hier ist etwas für Sie.« Er hielt mir die Tüte einer großen Drogeriekette entgegen. Wäre er nicht mein Nachbar gewesen, hätte ich ihn für einen Vertreter gehalten. »Meine Mutter lässt Ihnen ausrichten, dass sie sehr bedauert, dass Sie nicht zum Essen zu uns kommen können. Wir alle hoffen, dass es Hubert bald besser geht.« Neuigkeiten verbreiteten sich in der King Street schnell. Dazu fiel mir ein Witz ein: Was sind die drei besten Wege, um Neuigkeiten zu verbreiten? Nachrichten, Nachschlagewerke und Nachbarn. Ich schmunzelte über meinen Geistesblitz und Ben lächelte zurück, da er dachte, er sei gemeint.
    Ich nahm die Tüte und sah darin die glänzenden Deckel von Marmeladengläsern. »Was ist das denn?«
    »Meine Mutter meinte, da Sie nicht zum Essen kommen können, schickt sie das Essen zu Ihnen.«
    »Wie nett. Sag ihr bitte vielen Dank.« Wir standen eine Weile nur da, dann deutete ich mit der Hand ins Haus, »Willst du reinkommen?«, und hoffte, dass er ablehnte.
    »Nein, danke, ich muss noch mehr Gläser ausliefern. Richten Sie Hubert einfach aus, er soll mich anrufen, wenn er wieder fit ist.«
    »Das werde ich.« Ich schloss die Tür, ging in die Küche und holte die vier Gläser aus der Tüte. Offenbar hatten die Chos noch nichts von Gefrierbeuteln mit Reißverschluss oder Frischhaltedosen gehört. Jetzt würde ich die leeren Gläser zurückbringen müssen, was weiteren persönlichen Kontakt mit den Nachbarn erforderte. Ich spürte schon, wie ich in ihren Strudel gesogen wurde. Stück für Stück verlor ich an Grund.
    In der Küche hatte Tante May ein Radio stehen gehabt, ein altes Ding mit dem damals noch üblichen runden Knopf für die Sendersuche. Es war auf einen Oldies-Sender eingestellt gewesen, mit Musik aus den vierziger und fünfziger Jahren, den ich in letzter Zeit gern gehört hatte, wenn ich die Spülmaschine ausräumte oder Lebensmittel verstaute. Ich schaltete ihn also auch jetzt ein, drehte am Frequenzknopf, um das statische Rauschen zu verringern, und lächelte, als ich Frank Sinatras »New York, New York« hörte. Dann betrachtete ich die Gläser genauer. Sie waren nicht beschriftet. Ich hielt eines gegen das Licht und überlegte, was wohl darin war. In einem Glas war Kimchi, soviel wusste ich, doch der Rest blieb unklar. »Nicht identifizierbare Essensbrocken« war die beste Beschreibung, die mir einfiel.
    »Was ist das?« Frisch geduscht stand Hubert im Türrahmen. Obwohl wir schon fast Sommer

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