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Eine Unheilvolle Liebe

Eine Unheilvolle Liebe

Titel: Eine Unheilvolle Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kami Garcia
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es mir nur eingebildet hatte, aber sie lächelte und streckte ihre leuchtende Hand aus. Ich winkte zu ihr hinauf und sah zu, wie sie im Mondlicht verschwand.
    Ein einzelner Stern erschien am Caster-Himmel – ein Stern, den ich, wenn auch nur für einen kurzen Augenblick, sehen konnte. Der Südstern. Er hatte seinen angestammten Platz am Himmel wieder eingenommen.
    Lena hatte ihre Wahl getroffen.
    Sie hatte sich selbst berufen.
    Auch wenn ich noch nicht genau sagen konnte, was es bedeutete, so war sie doch bei mir. Ich hatte sie nicht verloren.
    Berufe dich selbst .
    Meine Mutter wäre stolz auf uns gewesen.

Dunkelheit und Licht

21.6.
    Lena hatte sich aufgerichtet. Wie ein schwarzer Schatten stand sie vor dem Mond. Sie weinte nicht, sie schrie nicht. Sie stand nur da, die Füße auf beiden Seiten eines breiten Risses, der durch die Höhle lief und sie beinahe in zwei Hälften teilte.
    »Was ist da gerade geschehen?« Liv blickte Amma und Arelia fragend an.
    Lena achtete nicht auf sie, sondern starrte in Richtung Höhleneingang. Ich folgte ihrem Blick und begriff sofort, warum sie wie gelähmt wirkte. Sie hatte ein vertrautes Gesicht erblickt.
    »Es scheint, als hätte sich Abraham in die Ordnung der Dinge eingemischt.« Im Eingang der Höhle stand Macon, umstrahlt vom Licht des Mondes, der sich soeben wieder in seine alte Gestalt zurückzog. Neben ihm standen Leah und Bade. Ich weiß nicht, wie lange Macon schon hier war, aber ich las in seinem Gesicht, dass er alles mitangesehen hatte. Er ging langsam, als sei er noch nicht wieder daran gewöhnt, festen Boden unter den Füßen zu haben. Bade lief neben ihm her, Leah hatte ihm die Hand auf den Arm gelegt.
    Beim Klang seiner Stimme wurde Lena von Gefühlen überwältigt. Ich hörte ihre Gedanken wie ein leises Flüstern. Sie wagte nicht einmal, diesen Gedanken zu denken.
    Onkel Macon?
    Sie wurde kreidebleich. Es erinnerte mich daran, wie ich mich bei dem Wiedersehen mit meiner Mutter auf dem Friedhof gefühlt hatte.
    »Das kleine Kunststück, das du und Sarafine hier vorgeführt habt, hat mich sehr beeindruckt, Großvater. Den Mond der Berufung vor seiner Zeit heraufzubeschwören. Ihr habt euch selbst übertroffen, wahrhaftig.« Macons Stimme hallte in der Höhle wider. Nichts regte sich; es war so still, dass man sogar das leise Plätschern der Wellen draußen hörte. »Als ich erfahren habe, dass du dir hier die Ehre deiner Anwesenheit gibst, musste ich selbstverständlich kommen.« Macon machte eine Pause, er schien eine Antwort zu erwarten. Als er keine bekam, rief er unwirsch: »Abraham! Ich weiß, du hast deine Hand im Spiel.«
    Erneut begann die Höhle zu beben. Steinbrocken lösten sich aus dem Spalt an der Decke und prasselten herunter. Die Wände schienen einstürzen zu wollen; der Himmel wurde dunkler. Macon, der Lichte Caster – falls man von seinen grünen Augen diesen Rückschluss ziehen konnte –, schien noch mächtiger zu sein als der Inkubus, der er früher gewesen war.
    Ein dröhnendes Lachen hallte von den Felsen wider. Aus einer dunklen Nische, in die der Mond nicht hineinschien und wo der Höhlenboden noch feucht war, trat Abraham hervor. Mit seinem weißen Bart und seinem hellen Anzug wirkte er wie ein freundlicher alter Mann, nicht wie der Dunkelste aller Blut-Inkubi. Hunting war an seiner Seite.
    Vor ihnen auf dem Boden lag Sarafine. Sie war jetzt völlig weiß, eingehüllt in einen kalten Kokon. Gefangen in einem dicken Panzer aus Eis.
    »Du wagst es, mich anzusprechen, Junge?« Der alte Mann lachte schneidend. »Ach, das ist der Übermut der Jugend. In hundert Jahren wirst du deinen Platz kennen, Enkelsohn.« Im Geiste überschlug ich, wie viele Generationen sie trennten. Vier, vielleicht fünf.
    »Ich kenne meinen Platz sehr wohl, Großvater. Unglücklicherweise und zu meiner eigenen Überraschung werde ich wohl derjenige sein, der dich an den deinen zurückschickt. Dorthin, wo du hingehörst.«
    Abraham strich bedächtig über seinen Bart. »Der kleine Macon Ravenwood. Du warst schon immer ein verwirrter Junge. Aber du hast es dir selbst zuzuschreiben. Blut ist Blut, ebenso wie Dunkel Dunkel ist. Du hättest dir überlegen sollen, wo deine Wurzeln liegen.« Er hielt inne und sah zu Leah hinüber. »Du hättest ebenfalls gut daran getan, darüber nachzudenken, meine Liebe. Aber was soll man schon anderes von jemandem erwarten, der nicht von einem Inkubus, sondern von einer Caster großgezogen wurde.« Er schüttelte sich

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