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Eine Unheilvolle Liebe

Eine Unheilvolle Liebe

Titel: Eine Unheilvolle Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kami Garcia
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irgendetwas zu warten.
    »Vexe sind keine Schemen oder Geister, wie ihr sie vielleicht nennt. Sie haben keine natürliche Gestalt, es sei denn, sie ergreifen Besitz von Lebenden. Nur jemand, der sehr mächtig ist, kann sie aus der Unterwelt rufen, und wenn er das tut, dann nur, um sie die allerfinstersten Taten begehen zu lassen.«
    »Hallo? Wir sind doch schon in der Unterwelt«, sagte Link, ohne den Vex auch nur für eine Sekunde aus den Augen zu lassen.
    »Diese Unterwelt meine ich nicht.«
    »Was will er von uns?« Link wagte einen Blick die Straße hinunter und schätzte offenbar ab, wie weit es bis zum Club war.
    Der Vex bewegte sich, löste sich in Dunst auf, nur um gleich darauf wieder seine Schattengestalt anzunehmen.
    »Ich vermute, wir werden es bald herausfinden.« Ich drückte Livs zitternde Hand ganz fest.
    Ohne jede Vorwarnung machte der Vex einen Satz nach vorn, der schwarze Nebel sah plötzlich aus wie ein weit aufgerissener Rachen. Und aus diesem Schlund drang ein lauter, durchdringender Ton. Man konnte ihn unmöglich beschreiben, er war wild und bedrohlich wie das Brüllen eines Raubtiers, furchteinflößend wie ein gellender Schrei. Lucille legte die Ohren an und fauchte. Der Ton wurde lauter, der Vex richtete sich auf, wuchs über uns hinaus, schien sich zum Angriff bereit zu machen. Ich stieß Liv zu Boden und warf mich über sie. Die Hände legte ich schützend in den Nacken, eine hilflose Geste, denn es war schließlich kein Grizzly, der seine Zähne ich mich schlagen wollte, sondern ein Dämon.
    Ich dachte an meine Mutter. Ob ihr genauso zumute gewesen war, als sie begriffen hatte, dass sie sterben würde?
    Ich dachte an Lena.
    Der Ton schwoll an … aber plötzlich war da noch eine andere, eine vertraute Stimme. Allerdings nicht die Stimme meiner Mutter. Und es war auch nicht Lena.
    »Dunkler Dämon des Teufels, beuge dich unserem Willen und verschwinde von hier!«
    Ich hob den Kopf – und da standen sie unter dem Lichtkegel der Straßenlaterne. Eine unverwechselbare Gestalt hielt eine Kette mit Perlen und Knochen wie ein Kruzifix vor sich. Um sie herum hatte sich eine wunderliche Schar versammelt, die in ein schimmerndes, überirdisches Licht getaucht war. Aber die Augen aller funkelten vor Entschlossenheit.
    Amma und die Ahnen.
    Es war ein unbeschreiblicher Anblick: Amma, umgeben von den Geistern aus vier Generationen ihrer Vorfahren. Ich fühlte mich an alte Schwarz-Weiß-Fotos erinnert. Ivy kannte ich ja bereits aus den Visionen. Ihre dunkle Haut glänzte und sie trug eine hochgeschlossene Bluse und einen Baumwollrock. Diesmal sah sie allerdings viel furchteinflößender aus als in der Vision. Nur eine war noch grimmiger als sie; sie stand rechts von ihr und hatte die Hand auf Ivys Schulter gelegt. An jedem Finger steckte ein Ring. Das lange Kleid sah aus, als wäre es aus lauter Seidenschals zusammengenäht, und die Schulter war mit einem kleinen Vögelchen bestickt. Sulla, die Prophetin. Neben ihr wirkte Amma so harmlos wie eine Sonntagsschullehrerin.
    Dann waren da noch zwei andere Frauen, wahrscheinlich Tante Delilah und ihre Schwester. Und ganz hinten stand ein alter Mann, dessen Gesicht von der Sonne gegerbt war, und der einen so beeindruckenden Bart hatte, dass Moses vor Neid erblasst wäre. Onkel Abner. Ich wünschte, ich hätte etwas Wild Turkey für ihn dabei, sein Lieblingsbourbon, wenn man Amma Glauben schenkte.
    Die Ahnen schlossen ihren Kreis dichter um Amma und skandierten einen Spruch, immer und immer wieder. Sie sangen ihn in Gullah, der alten Kreolensprache ihrer Familie. Amma wiederholte ihn in unserer Sprache, rief den Himmel dabei an und schüttelte die Perlen und Knochen.
    »Zorn und Vergeltung, banne die Schimäre, auf dass sie wanke und weiche . «
    Der Vex schwoll nur noch mehr an, Nebel und Schatten tanzten über Amma und die Ahnen hinweg. Das durchdringende Kreischen war jetzt ohrenbetäubend, aber Amma zuckte nicht mit der Wimper. Sie schloss die Augen und sprach noch lauter gegen das teuflische Geschrei an.
    »Zorn und Vergeltung, banne die Schimäre, auf dass sie wanke und weiche!«
    Sulla hob den Arm und schwang einen langen Stab hin und her. Nicht nur an ihrem Handgelenk klimperten schwere Armbänder, auch der Stab war mit Dutzenden kleiner Amulette behängt. Sie nahm die Hand von Ivys Schulter und legte sie auf Ammas, ihre schimmernde, durchscheinende Haut leuchtete geheimnisvoll in der Dunkelheit. Im selben Moment stieß der Vex einen letzten,

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