Eine unmoralische Affäre
»Wow! Ich glaub, ich bin verkehrt. Das kann unmöglich die Witwe Adams sein, die ich heute Nachmittag kennen gelernt habe.«
»Kommen Sie rein, Mr. Manning«, meinte sie betont förmlich. Sein Sarkasmus war ihr nicht entgangen. Was bezweckte er mit seinen Spielchen? Wollte er sich bei ihr einschleimen, damit sie ihm in einem Anfall geistiger Umnachtung die Kleine überließ? »Wieso machen Sie das?«, rutschte es ihr halb ärgerlich, halb entrüstet heraus.
»Was?«
»Na das!«, rief sie und gestikulierte hilflos mit den Armen, als wollte sie die Situation damit umschreiben. »Wieso machen Sie einen auf nett und freundlich? Ist doch völliger Quatsch, noch länger um den heißen Brei herumzureden. Wir wissen beide, weshalb Sie hergekommen sind, also schenken Sie sich diese verständnisvoll-beschützerische Schwager-Masche!«
Er grinste und schüttelte milde tadelnd den Kopf. »Wer hat sich denn diese hanebüchene Schwager-Story ausgedacht, Katherine? Ich jedenfalls nicht. Nein, mal ganz offen, ich hab Ihnen heute den Arsch gerettet. Sie sollten mir dankbar sein. Außerdem - wenn man’s genau nimmt, bin ich Ihr Schwager. Schwippschwager nennt man so was,
glaub ich.« Dankenswerterweise griff er das Sie wieder auf und ersparte ihr damit weitere Verlegenheiten.
»Oh!«, knirschte sie und funkelte ihn giftig an. Als sie merkte, dass er sich nicht provozieren ließ, wurde sie noch wütender. »Lassen Sie mich in Ruhe!«
Ein ärgerlicher Ausdruck verschattete seine Züge, verlor sich wieder. Er stemmte die Hände in die Hüften. »Schauen Sie, ich bin bloß hier, um Sie zu irgendeiner x-beliebigen Unifete abzuholen. Ist da was dabei? Glauben Sie mir, Katherine, ich kann mir ebenso gut eine Reihe von Alternativen vorstellen, wie ich den heutigen Abend lieber mit Ihnen verbringen würde.« Er fixierte sie mit einem treuherzigen Blick und setzte fragend hinzu: »Möchten Sie, dass ich deutlicher werde?«
Einen Herzschlag lang verlor sie sich in seinen warmen blauen Tiefen, bevor sie mit belegter Stimme antwortete: »Nein, danke, kein Bedarf. Wir müssen los. Ich hole Allison.«
Sie verschwand in ihrem Schlafzimmer und war baff, als er ihr folgte. »Warten Sie, lassen Sie mich das machen.« Er beugte sich über die Wiege und wollte nach dem Baby greifen.
»Nein«, antwortete sie und riss panisch an seinem Arm, zerrte ihn von der Kleinen weg.
Sein Gesicht schnellte zu ihr herum, seine Miene grimmig. Als er echte Angst in ihren Augen las, wurden seine Züge weicher. »Ich hau schon nicht mit ihr ab, Katherine. Das ist nicht mein Stil.« War das der fiese kleine Seitenhieb, weil sie mit Allison aus Denver abgehauen war? »Ich möchte sie bloß tragen, weil Sie sich sonst Ihr schönes Kleid verknautschen. Okay?«
Mist, warum hatte sie nicht einfach die Klappe gehalten? Sie leckte sich bestürzt über die Lippen und begann, Windeln und Babyutensilien in einen Korb zu legen. »Okay«, räumte sie ein.
Jace drehte das Baby sanft auf den Rücken und betrachtete das rosige kleine Gesicht. Er strahlte. »Eins steht schon mal fest, eines Tages wirst du eine echte Beauty, Allison.« Seine großen Hände stellten sich äußerst geschickt an, als er die Kleine in eine leichte Decke wickelte und hochnahm. Er hielt sie richtig, stützte das Köpfchen mit seiner Handfläche. »Sie sieht aus wie …«
»Mary«, unterbrach Katherine schnell. Es fehlte gerade noch, dass er behauptete, das Baby hätte Ähnlichkeit mit Peter.
Er spähte über den Kopf des Babys zu ihr. »Das wollte ich gerade sagen. Leider hab ich Mary nie kennen gelernt. Aber nach den Hochzeitsbildern, die sie mir seinerzeit schickte, hat Allison große Ähnlichkeit mit ihr. Sind ihre Augen auch blau? Leider tut sie mir nicht den Gefallen, mich mal anzuschauen.«
Katherine lachte. »Sie schläft noch sehr viel. Ja, sie hat blaue Augen. Ich hoffe, das bleibt so und sie ändern die Farbe nicht mehr.«
Er wandte sich zum Gehen, und Katherine hielt ihn am Ärmel fest. »Moment noch. Nicht dass Sie auf Ihren Anzug spuckt. Hier, legen Sie sich das über die Schulter.«
Sie legte ihm eine dünne weiße Baumwollwindel über die Schulter und strich sie glatt. Der plötzliche Körperkontakt ließ ihr Herz höher schlagen. Sie wich hastig zurück, eine Reaktion, die ihm nicht verborgen blieb.
Gott, war ihr das peinlich! Um die Situation zu überspielen,
beugte sie sich über den Korb mit den Babyutensilien, räumte hektisch darin herum. Dann löschte sie das Licht, und
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