Eine unmoralische Affäre
Jace, lass mich bitte nicht allein mit ihm. Das ertrage ich nicht. Bitte nicht«, platzte sie heraus, weil sie abermals hysterisch wurde.
Jace zog sie an sich und bettete ihren Kopf an seine Schulter. Strich ihr begütigend über den Hinterkopf.
»Schscht. Ist schon okay. Ich lass dich nicht allein, Katherine. Versprochen. Komm, beruhig dich. Ich wollte bloß etwas zu schreiben holen. Der Präsident dieser ehrwürdigen Institution soll umgehend von dem Vorfall heute Abend erfahren. Aber das lässt sich auch telefonisch erledigen. Ein Anruf ist vielleicht sogar noch effektiver.«
Jace umschlang ihre Schultern und zog Katherine vom Sofa hoch. Ihren zitternden Körper an seinen geschmiegt, nahm er ihre Handtasche von ihrem Schreibtisch. Dann hob er sie in seine Arme und trug sie aus dem Gebäude. Es war ein ruhiger Abend. Draußen war es bereits dunkel und der Campus des Van Buren College menschenleer.
Nachdem er ihr in den Jeep geholfen hatte, wühlte er sich im Fond durch einen Haufen Krimskrams, der dort herumlag. Schließlich fand er, was er suchte.
»Hier, zieh das an.« Sie zuckte unwillkürlich zusammen, weil er nach ihrer zerrissenen Bluse griff, die sie, um ihre Blöße zu bedecken, mit beiden Händen vorn krampfhaft zusammengerafft hatte.
»So kannst du jedenfalls nicht nach Hause«, erklärte er, und weiter: »Katherine, wenn Happy dich so sieht, erwartet sie mit Sicherheit eine Erklärung. Das leuchtet dir ein, oder? Und du willst diese widerwärtige Geschichte mit deinem Chef bestimmt nicht noch einmal hochkochen lassen, oder? Komm, zieh dieses T-Shirt an. Wenn wir Glück haben, merkt sie nichts und stellt keine Fragen. Falls sie dich auf das T-Shirt ansprechen sollte, sage ich, dass du dir die schöne Bluse mit Tinte oder Toner oder sonst was ruiniert hast. Okay?«
Sie nickte und sträubte sich auch nicht, als er ihr behutsam aus der zerrissenen Bluse half. Er warf das gute Stück auf den Rücksitz. Halb entrückt, halb apathisch ließ sie es geschehen. Gleichwohl errötete sie heftig, als er ihr die BH-Träger von den Armen streifte.
»Dieses verdammte Schwein!«, murmelte er, als er die Striemen und Schrammen auf ihren weichen Brüsten gewahrte. Äußerst behutsam berührte er mit seiner Fingerspitze einen der tieferen Kratzer.
Katherine, die ihn beobachtete, wunderte sich, wie viel Emotion sich mit einem Mal in seinen Zügen zeigte. Es war unbegreiflich. Die tröstliche Wärme seiner Hand durchflutete sie, als könnte seine Zuwendung den physischen Schmerz und das erlittene emotionale Trauma auslöschen.
»Ich sollte nochmal zurückgehen und dieses perverse Scheusal umbringen!«, knirschte Jace zwischen zusammengebissenen
Kiefern. Um ihr nicht unnötig wehzutun, zog er ihr behutsam das T-Shirt über den Kopf. Es war ihr zwar viel zu groß, aber das weiche Baumwollgewebe fühlte sich himmlisch gut an auf ihrer Haut.
Als er sicher war, dass sie es bequem hatte, glitt Jace auf den Fahrersitz und startete den Jeep. Er hielt sich an die vorgeschriebene Geschwindigkeit. In Happys Hof angekommen, schaltete er den Motor aus und sprang wortlos aus dem Jeep. Gott sei Dank, Happys Auto stand nicht auf seinem üblichen Platz, stellte Katherine erleichtert fest. Also war sie nicht da.
Er kümmerte sich nicht um ihren Protest, sondern trug sie die Stufen hoch. Im Flur musterte er sie fragend, und sie deutete mit einem Kopfnicken auf Allisons Zimmer.
Dort setzte er sie auf dem Bett ab, in dem sie schlief.
»Kann ich sonst noch was für dich tun?«, erkundigte er sich. »Und hör auf mit dem Gesülze, dass du meine Hilfe nicht brauchst, ja?«
Sie blickte zu ihm hoch und schniefte: »D…danke, Jace. Er war so … Ich weiß nicht, wie lange ich ihn mir noch vom Leib hätte halten können. Es war widerlich.« Sie schauderte und verschränkte die Arme vor der Brust, umklammerte ihren Rippenbogen, während sie völlig aufgelöst hin und zurück schaukelte.
»Grundgütiger, Katherine, ich kann mir lebhaft vorstellen, dass es horrormäßig für dich war. Als ich durch die Tür kam und sah …«
»Wieso warst du überhaupt da?«, fragte sie unvermittelt.
Er wich ihrem Blick aus und antwortete mehr zu sich
selbst: »Ich … ähm … nachdem ich ihn auf der Collegefete kennen gelernt hatte, hatte ich immer so ein komisches Gefühl, dass er nicht ganz kussecht ist. Reine Intuition. Es ärgerte mich, wie er dich ansah.Von da an war er mir nicht mehr geheuer und ich beschloss, ein Auge auf ihn zu haben. Als es
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