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Eine unmoralische Affäre

Titel: Eine unmoralische Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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auf den Schultern wackelte. »Vergleich mich nie wieder mit meinem Bruder. Nie wieder!«, presste er zwischen aufeinandergebissenen Kiefern hervor. Die angespannten Sehnen an seinem Hals zeichneten sich unter der Haut ab.
    Katherine stöhnte vor Schmerz, weil er schraubstockartig ihren Arm umklammert hielt. Irgendwann dämmerte es ihm, dass er ihr wehtat, er ließ sie abrupt los und trat zurück. Er holte tief Luft, presste den angestauten Atem geräuschvoll aus seinen Lungen. Rieb sich mit den Fäusten die Augen.
    Als er sie erneut anschaute, sagte er rau: »Entschuldige. Ich hab überreagiert. Tut mir leid, das wollte ich nicht.«

4
    Ob er damit seine sexuellen Avancen meinte oder seinen brutalen Frontalangriff auf sie, erfuhr Katherine nicht. Er begann hastig, ihre Sachen zusammenzuräumen und packte alles in den Jeep.
    Auf ihrer schweigsamen Rückfahrt beobachtete Katherine ihn heimlich aus den Augenwinkeln heraus. Seine grimmige Miene war wie versteinert, sein Blick auf die Straße geheftet. Sobald sie bei ihr eintrafen, stolperte sie mit Allison im Arm die Stufen zu ihrem Apartment hoch. Sie überließ es Jason, Happy den Picknickkorb zurückzubringen und von ihrem missglückten Ausflug zu berichten.
    Am nächsten Morgen ging sie wie gewohnt zur Arbeit, aber es war nicht mehr dasselbe. Das Wochenende hatte sie innerlich aufgewühlt. Sie war verunsichert, nervös und gereizt und ging bei der kleinsten Kleinigkeit an die Decke. Zudem belastete sie die quälende Frage: Was hatte Jace noch alles auf der Pfanne? Mit welchen Tricks durfte sie demnächst rechnen?
    Dass er Allison aus Happys Haus entführen würde, während sie bei der Arbeit war, glaubte sie nicht wirklich. Trotzdem: ganz auszuschließen war es ebenfalls nicht. Er schien ihr zwar nicht der Typ, der heimtückisch taktierte,
andererseits war Peter auch so ein Blender gewesen, der seine Frau nach Strich und Faden geleimt hatte.
    Nein, Charme hin, gutes Aussehen her, man durfte ihm nicht über den Weg trauen. Sie wäre blöd, wenn sie anderes annehmen würde.
    Es brauchte nicht lange, bis sie seine Taktik durchschaut hatte. Als sie von der Uni heimkam, stand er im Hof neben Happy und half ihr, eine Fensterblende zu reparieren. Der Kerl hatte Nerven!
    »War echt supernett von Jace, dass er mir das alte Ding repariert hat, nicht? Ich hatte bloß beiläufig erwähnt, dass der Fensterladen kaputt sei, und ruckzuck war er hier, um sich den Schaden anzusehen.«
    »Das kann ich mir lebhaft vorstellen«, mokierte Katherine sich. Indes traf ihr Sarkasmus bei der gutgläubigen Happy auf taube Ohren. Fragte ihre Vermieterin sich eigentlich nie, wieso Jace dauernd bei ihnen herumlungerte?
    Jace beantwortete die Frage für sie. »Ein paar von meinen Kollegen untersuchen vorab Bodenproben aus dem besagten Gebiet, wo wir bohren wollen, deshalb hab ich ein paar Tage frei. Ist doch toll, oder?« Er grinste triumphierend.
    »Spitzenmäßig«, ätzte Katherine mit einem provozierenden Lächeln in seine Richtung. Er lachte jedoch bloß. Dieser Kerl war echt das Letzte!
    Die nächsten Tage verliefen nach dem gleichen Schema. Er war überall. Sobald Katherine sich umdrehte, war Jace da. Er half Happy im Garten, er brachte ihr Auto in die Werkstatt, er fuhr Allison eines Nachmittags im Kinderwagen spazieren, damit Happy ein Frauentreffen in der Kirche besuchen konnte. Er erbot sich, Katherine bei der
Renovierung ihres Apartments zu unterstützen, doch die junge Frau wies rigoros die kleinste hilfsbereite Geste zurück. Soll er sich seinen Altruismus doch sonst wohin stecken - sie würde jedenfalls nicht auf sein scheinheiliges Getue hereinfallen.
    Am Freitagnachmittag lagen ihre Nerven blank. Zu Beginn des Wintersemesters war in ihrem Büro immer eine Menge los. Sie kam nur noch sporadisch dazu, ihre Presseberichte zu verfassen und Werbematerialien herauszugeben, wie es eigentlich ihr Job gewesen wäre. Jace und seine Aktivitäten geisterten ihr dauernd durch den Kopf, und es fiel ihr schwer, sich zu konzentrieren, wann immer sie vor ihrem Computer saß.
    »Katherine«, raunte Ronald Welsh neben ihrem Ohr - sie zuckte erschrocken zusammen. Er hatte die ekelhafte Angewohnheit, sie gnadenlos zu bespitzeln und sich dafür dann wortreich zu entschuldigen. Dass er ihr begütigend den Arm tätschelte, machte es eher schlimmer als besser.
    Als sie sich um den Job beworben hatte, hatte sie - genau wie gegenüber Happy - geschwindelt, dass sie Witwe wäre. Sonst hätte sie den

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