Eine unmoralische Affäre
Cooper.«
»Oh.« Katherine lachte. »Kommen Sie rein. Tut mir echt leid, dass ich dermaßen auf der Leitung stand, aber der Name sagte mir erst mal nichts.« Sie hielt ihm ihre Hand hin, und Jim Cooper schüttelte diese herzlich.
»Schätze, Mom hat es verschwitzt, Ihnen zu erzählen, dass ich für eine Weile wieder herziehe. Nicht in Ihr Apartment«, versetzte er hastig. »Ich hab gemeinsam mit einem Freund ein Apartment gemietet. In der Stadt. Ich wollte mich bloß kurz erkundigen, ob Mr. Manning zufällig zu Hause ist?«
»Nein, bedaure. Er wollte noch ein paar Sachen für sich besorgen. Er ist erst vor ein paar Tagen eingezogen … ich meine … wir haben nicht …«
»Ja. Mom erzählte, dass Sie geheiratet haben.« Sein Grinsen war ansteckend. »Herzlichen Glückwunsch, Mrs. Manning.«
»Danke«, murmelte Katherine. Sie hatte noch immer daran zu knabbern, dass sie mittlerweile verheiratet war und mit »Mrs. Manning« angesprochen wurde. Ob sie sich überhaupt jemals daran gewöhnen würde, dass sie diesen Namen trug? Zudem fand sie es schwer gewöhnungsbedürftig, einen Mann an ihrer Seite zu wissen. Noch vor einer Woche hatte es nur sie und Allison gegeben. Dann war Jace Manning bei ihr aufgetaucht und hatte mit seiner dynamischen Persönlichkeit ihr beschauliches Leben durcheinandergewirbelt. Sie empfand sein Denken, Fühlen und Handeln zunehmend mit ihrem verknüpft.
»Mom meinte, wenn ich herkomme, soll ich mir mal den Speicher vorknöpfen. Da oben liegt noch alter Krempel von der Highschool und vom College. Und Sie sind
bestimmt froh um jeden Zentimeter mehr Platz.« Jim Cooper grinste erneut. Er sah gut aus, stellte Katherine fest. War er schon mit dem College fertig? Sie hätte ihn jünger eingeschätzt.
Seine aschblonden Haare waren zwar länger, als aktuell angesagt, aber trotzdem sauber und gepflegt. Seine Augen, die in einem warmen Braunton schimmerten, machten ihn vom Fleck weg sympathisch. Er war ein zugänglicher, freundlicher junger Mann. Die Sommersprossen auf Nase und Kinnbacken gaben ihm etwas Lausbubenhaft-Übermütiges.
»Ich war noch gar nicht auf dem Speicher«, räumte Katherine freimütig ein. »Nur wegen uns müssen Sie da oben bestimmt nicht entrümpeln.«
»Kein Problem, damit bin ich im Rutsch fertig. Es war Moms Idee. Ich werfe den verstaubten alten Kram komplett auf den Müll. Selbst wenn Erinnerungsstücke aus meiner Schulzeit darunter sein sollten, kann ich bestimmt ohne den Mist leben.« Er legte abwartend eine Hand auf sein Herz, und Katherine prustete los.
Er war kleiner als Jace, dachte sie abwesend und kritisierte sich spontan für den Vergleich. Wieso war Jace plötzlich die Messlatte, die sie bei jedem anderen Mann anlegte?
Objektiv betrachtet, war Jim zwar nicht groß, aber - im Gegensatz zu seiner Mutter - schlank. Die Beine in der ausgefransten, abgeschnittenen Jeans waren durchtrainiert, das weiße T-Shirt spannte über dem muskelbepackten Torso.
»Die Tür zum Speicher ist da hinten, nicht, Miz Manning?«, wollte er wissen, während er zu Jasons Schlafzimmer steuerte.
»Ja«, antwortete Katherine, die ihm gefolgt war. »Neben dem Kleiderschrank. Und ich bin Katherine.«
Als sie den Raum betrat, stand er bereits auf der Leiter, die zum Speicher führte. Er kletterte elanvoll die Stufen hoch und machte auf dem kleinen Spitzboden Licht.
Katherine hörte, wie er Kisten herumrückte und in Begeisterungsstürme ausbrach, wann immer er irgendein verstaubtes Altertümchen entdeckte. Sie stand am Fuß der Leiter und blickte nach oben in das helle Rechteck.
»Und, finden Sie doch noch das eine oder andere Schätzchen?«, fragte sie scherzhaft.
»Oh, ja, jede Wette! Hätte nicht gedacht, wie viel Schei… ähm … Schrott hier oben rumgammelt. Vielleicht nehm ich doch die eine oder andere Kiste mit.«
Er schleppte die Kisten nacheinander nach unten und stapelte sie mitten im Schlafzimmer. Irgendwann meinte er: »Noch eine Kiste, und dann bin ich auch schon wieder weg.«
»Lassen Sie sich ruhig Zeit«, versicherte ihm Katherine. »Allison schläft, und ich hab frei, bis sie aufwacht.«
»Ja. Ich hab gehört, Sie haben ein richtiges kleines Püppchen. Bin echt gespannt auf die Kleine«, rief er über seine Schulter, als er die Stufen hochkletterte, um die letzte Kiste zu holen.
Um sie leichter greifen zu können, schob er die Kiste dicht an die Luke. Katherine, die nach oben blickte, bekam eine ordentliche Staubdusche verpasst. Ein Partikel fiel ihr ins Auge,
Weitere Kostenlose Bücher