Eine unmoralische Affäre
Frau«, flüsterte er rau. »Wenn du wütend wirst, finde ich dich ganz besonders verführerisch.«
Seine Lippen drängten auf ihre, seine Umarmung wurde inniger. Immer noch wütend, versuchte sie, ihn wegzustoßen. Aber ihre kleinen Fäuste prallten an seiner trainierten Brust ab, als wären es hüpfende Pingpongbälle, und sie gab seufzend auf, kaum dass sich seine Zunge zwischen ihre Lippen schob.
Ihre Hände, eben noch zu wütenden kleinen Fäusten
geballt, glitten durch seine glänzende Haarfülle. Er streichelte mit seinem Daumen ihre Wange, während sein Mund mehr forderte … immer mehr.
Irgendwann löste er sich von ihrem Mund. Er betrachtete sie zärtlich, glitt mit seinem Zeigefinger sanft über ihre brennenden Lippen, die wund von seinen Bartstoppeln waren. »Katherine, ich wusste, warum Jim Cooper hier war. Bevor ich reinkam, hab ich draußen noch kurz mit seiner Mutter geplaudert. Trotzdem, gib dich keinen Illusionen hin. Ich bin verdammt besitzergreifend.« Er hauchte ihr einen Kuss auf die Nasenspitze, bevor er hastig herumschwenkte und aus dem Schlafzimmer setzte.
Seine Launenhaftigkeit und seine plötzlichen Stimmungsumschwünge verwirrten Katherine. Allmählich kamen ihr Zweifel, ob sie Jason Manning richtig zu nehmen wusste. Im Grunde genommen war er ein Fremder für sie, überlegte die junge Frau. Aber würde sie ihn jemals näher kennen lernen? Seine Wünsche, Sehnsüchte, Geheimnisse mit ihm teilen?
Der Dekan vom Van Buren College gab Katherine die ganze folgende Woche frei. Nachdem Jace ihm den Vorfall mit Ronald Welsh geschildert hatte, bat der Verwaltungschef ihn, seine Mitarbeiterin über den Sonderurlaub zu informieren.
»Er erzählte mir, dass in dem betreffenden Büro in den letzten zwei Jahren eine unglaubliche Fluktuation herrschte. Er sprach von fünf oder sogar sechs jungen Frauen, die für Welsh tätig waren und noch während der Probezeit wieder kündigten. Jetzt dämmert ihnen allmählich, warum«, meinte Jace abfällig. »Wie dem auch sei,
während deiner Urlaubswoche wird jemand aus der Verwaltung die gesamte Presseabteilung neu strukturieren. Er meinte, du wirst diese Woche nicht gebraucht, aber du wirst natürlich weiterhin bezahlt.« Er machte keinen Hehl daraus, dass er von ihrem Job nicht viel hielt. »Willst du wirklich wieder dort arbeiten?«
»Ich weiß es nicht«, antwortete Katherine aufrichtig. »In den letzten Tagen ist so viel passiert, dass ich mir darüber nicht wirklich Gedanken gemacht habe. Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, untätig in diesem Apartment herumzusitzen und mich ausschließlich um Allison zu kümmern. Das ist mir einfach zu wenig. Das füllt mich nicht aus. Seit meinem Abschluss an der Highschool war ich immer berufstätig.«
»Na, dann mach dir diese Woche mal ein paar Gedanken«, schlug Jace vor. »Vielleicht ergibt sich ja noch irgendwas Unerwartetes, irgendwas, womit du gar nicht gerechnet hättest.« Er grinste geheimnisvoll, ließ sich von Katherine jedoch keine näheren Einzelheiten entlocken, sosehr sie auch bat und bettelte.
Dieses merkwürdige Gespräch fiel ihr wieder ein, als sie aus der Dusche trat und in einen leichten Bademantel schlüpfte. Was steckte hinter den geheimnisvollen Andeutungen, die Jace gestern Abend gemacht hatte? Was tüftelte er jetzt wieder aus? Und wieso schwieg er beharrlich, statt ihr reinen Wein einzuschenken?
Jace konnte zuweilen extrem stur sein. Jeden Tag lernte sie eine neue Facette seiner Persönlichkeit kennen. Und schätzen, räumte sie zähneknirschend ein, denn die meisten waren durchaus positiv.
Sie schminkte sich dezent und fönte sich die Haare. Als
sie sich vor dem Frisierspiegel betrachtete, bemerkte sie die diversen typisch maskulinen Accessoires, die sich in ihre feminine Domäne eingeschlichen hatten.
Sie hob Jasons Nassrasierer auf, drehte ihn in den Fingern. Seine Initialen waren in den massivsilbernen Griff eingraviert. Sie tippte darauf, dass es ein Geschenk war. So etwas kaufte man sich bestimmt nicht selbst! War es das Geschenk einer Verflossenen? Er hatte noch nie von irgendwelchen früheren Beziehungen gesprochen, trotzdem wäre Katherine jede Wette eingegangen, dass da etliche Affären gewesen sein mussten.
Wofür stand das mittlere Initial L? Sie wusste also nicht mal den vollen Namen ihres Mannes. Hatte Jason sie nicht kurz vor der Trauung noch nach ihrem zweiten Vornamen gefragt? Sie konnte sich nicht entsinnen. An ihren Hochzeitstag erinnerte sie sich
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