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Eine unzüchtige Lady

Eine unzüchtige Lady

Titel: Eine unzüchtige Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
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männlichen Stolzes bewahren.

    Aber verdammt, musste Annabel so wunderschön aussehen? Natürlich muss sie das, erinnerte er sich mit bitterer Aufrichtigkeit. Sogar in Sackleinen wäre sie die schönste Frau im ganzen Raum, und in dem tief ausgeschnittenen Kleid aus blassblauer Seide, die ihre Augen und ihr goldenes Haar betonten, nun … da war sie einfach berückend. Obwohl er sich Mühe gab, möglichst lässig mit einer Schulter gegen die Wand gelehnt dazustehen, beobachtete Derek sie mit Argusaugen. Sein grüblerischer Blick folgte ihr durch den Raum, während sie sich unter die Gäste mischte und die Glückwünsche entgegennahm. Das Schlimmste aber war, wie sie ihren Zukünftigen mit ihrem bezaubernden Lächeln bedachte …
    »Es wird gut ausgehen, denke ich. Findest du nicht auch?«
    Thomas Drake, der jüngste Bruder seines Vaters, nahm einen Schluck aus seinem Weinglas, als er sich in der Ecke des eleganten Salons zu Derek gesellte.
    Derek nickte höflich. »Eine fantastische Abendveranstaltung, Onkel.«
    »Annabel sieht sehr glücklich aus, nicht wahr?«
    Derek biss die Zähne zusammen. »Ja.«
    »Lord Hyatt ist ganz vernarrt in sie.«
    Das war eine Untertreibung. Der verfluchte Kerl wich keine Sekunde von ihrer Seite. Derek beschloss, dies nicht zu kommentieren. Hyatt war nicht der einzige vernarrte Dummkopf im Raum.
    »Deine Tante Margaret hat gedacht, eine kleine Feierlichkeit im Kreis der Familie vor dem großen Verlobungsball wird das Beste für uns alle sein. Ich stimme ihr zu, denn es ist schön, die ganze Familie mal wieder versammelt zu wissen. Wenn wir die formelle Feierlichkeit ausrichten, wird es viel mehr Gedränge geben. Ich bin auch froh, dass du kommen konntest.«
    Da er lieber ohne einen Faden am Leib von einem Pferd
rückwärts durch ein schlammiges Feld mit Brombeergestrüpp und Felsbrocken gezogen worden wäre, anstatt hier zu sein, brachte Derek nur ein sprödes Lächeln zustande. »Wie könnte ich das nur verpassen?«
    »Das Essen war köstlich, nicht wahr?« Groß und schlank und von kluger Gelehrsamkeit betrachtete Thomas ihn aufmerksam. Seine Brauen hoben sich leicht.
    Soweit es Derek betraf, hätte es genauso gut Leim sein können, den man ihm servierte. Während der Mahlzeit hatte er getrunken und nur ein paar Bissen zu sich genommen. Er gab ein undefinierbares Grunzen von sich und sah sich nach mehr Wein um. Es stimmte, die Familienversammlung mit etwa dreißig Gästen war besser als ein Ballsaal voller Menschen. Aber nur unwesentlich. Er musste immer noch eine gleichgültige Miene zur Schau stellen - oder schlimmer: sich für das Paar freuen - und zudem noch die Kraft aufbringen, mit Großtanten und entfernten Cousinen ein angemessenes Gespräch zu führen. Darum hatte er sich an den Rand des Raums zurückgezogen, heraus aus dem Blickfeld der meisten Anwesenden. Wenn er sich hinter eines der eleganten Sofas hätte ducken oder durch den Schornstein einer der aus italienischem Marmor gefertigten Kamine hinaufkriechen können, hätte er es getan.
    Aber er war der Earl, und seine Tante hatte ihn um seine Anwesenheit gebeten. Ihr war er zärtlich zugetan, und das Beste, was er für alle Beteiligten tun konnte, war, diese Situation mit so viel Gleichmut wie unter diesen Umständen nur möglich zu ertragen.
    »Ich für meinen Teil war mir nicht sicher, was die Verbindung von Annabel und Hyatt betrifft. Sie ist eigentlich ein kleiner Dickkopf und der Mann andererseits etwas sanftmütig.« Thomas grinste. »Warum sage ich dir das? Du kennst sie nun schon fast ihr ganzes Leben. Sie ist von einem neugierigen, schelmischen
Kind zu einer jungen Frau herangewachsen, die sehr genau weiß, was sie will. Ich denke, wir stimmen darin überein, dass sie eine feste Hand braucht.«
    Was sie brauchte, dachte Derek, waren seine Hände. Auf ihrem Körper, jeden herrlichen Zentimeter erkundend, ihr unvergessliche, wunderbare Lust schenkend …
    Er räusperte sich verlegen. »Ich bin sicher, Hyatt kann damit fertig werden.«
    »Sie wird mit ihm fertig werden. Das ist zumindest meine Prognose.«
    Am Dinner teilzunehmen war ja schon schlimm genug, aber darüber zu diskutieren, wie die Frau, die er liebte, ihre Ehe meistern würde, war auf jeden Fall schlimmer. Derek blickte quer durch den Raum zu ihr hinüber und bemerkte, wie das Kerzenlicht ihr helles Haar golden schimmern ließ. Er straffte sich. Ja, sie war dickköpfig. Aber auch strahlend und schön. Außerdem war sie ihm selbst in einem überfüllten

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