Eine Vampirin auf Abwegen: Argeneau Vampir 1
sich Lissianna, dass er sich im Augenblick eigentlich in seinem Mexikourlaub befinden sollte.
„Es ist sehr sonnig dort”, sagte sie schlicht.
„Das stimmt.” Er seufzte. „Sie waren also hundert, als Sie aufgehört haben zu essen? Was ist passiert? Sie wachten einfach eines Tages auf und sagten sich ,Das reicht jetzt. Kein Essen mehr!’?”
Lissianna lachte über seine Ungläubigkeit. Der Mann genoss sein Essen anscheinend sehr. Es verstörte ihn tatsächlich, dass sie es nicht tat. Sie versuchte es zu erklären. „Meine Mutter und mein Vater waren des Essens schon längst müde, bevor ich zur Welt kam, ebenso wie meine Brüder, also aßen nur Thomas und ich, und als er auszog, aß ich allein. Es fing an, langweilig zu werden”, sagte sie achselzuckend. „Also habe ich einfach nach und nach damit aufgehört. Wie ich schon sagte, sobald wir erwachsen sind, gibt es keinen wichtigen Grund, weiterhin jeden Tag zu essen, wir erhalten die meisten Nährstoffe, die wir brauchen, aus dem Blut. Jetzt esse ich nur bei Feiern, wie der Rest meiner Familie.”
Greg hielt mit dem Rühren inne und sah sie an. „Sie essen bei Feierlichkeiten?”
„Es ist höflich.”
Greg lachte leise. „Also essen Sie nur in Gesellschaft, wie einige Leute nur in Gesellschaft Alkohol trinken.” Lissianna warf ihm ein Lächeln zu, dann vertiefte sie sich wieder in ihre Zeitschrift. „Nun ja, wenn Sie nie Chili gegessen haben, langweilt es Sie vielleicht auch nicht”, bemerke Greg. „Warum versuchen Sie es nicht? Ich brauche sowieso jemanden, der kostet.”
Sie blickte auf und sah, dass er einen Löffel voll Chili aus dem Topf geholt hatte und ihn vorsichtig zu ihr brachte, eine Hand darunter, falls es tropfen sollte. Lissianna hatte ihm geholfen, das Chili zuzubereiten, und die Zwiebeln und Pilze geschnitten, während er das Fleisch anbriet. Sie hatte ihm auch die ganze Zeit Gesellschaft geleistet, als er das Chili liebevoll rührte und würzte. Der Geruch, der in der letzten Stunde aus diesem Topf gekommen war, war köstlich, aber das Essen, das ihre Kollegin Debbie mit zur Arbeit brachte, roch auch oft gut, verführte sie aber nicht zum Essen.
„Ich weiß nicht.... “, begann sie unsicher.
„Kommen Sie schon”, lockte er. „Einen Löffel.”
Lissianna gab auf und griff nach dem Löffel, aber Greg nahm ihn aus ihrer Reichweite und schüttelte den Kopf. „Mund auf.” Sie ließ die Hand sinken und öffnete gehorsam den Mund. Sie war sich durchaus bewusst, dass er sie ansah, als er ihr den Löffel zwischen die Lippen schob. Sie schloss den Mund und behielt das Chili noch eine Weile auf der Zunge, bis er den Löffel wieder herauszog, und genoss die Explosion von Aromen, bevor sie kaute und schluckte.
„Was halten Sie davon?”, fragte Greg.
Lissianna lächelte und gab zu: „Es schmeckt gut.”
„Sehen Sie?” Er war offenbar zufrieden mit sich selbst und schüttelte den Kopf, als er wieder zu seinem Topf zurückkehrte.
„Essen.... langweilig!” Er lachte leise. „Völlig undenkbar.”
Lissianna betrachtete ihn lächelnd. „Das würden Sie nicht sagen, wenn Sie alles mindestens hundert Mal gegessen hätten. Es wird eher eine Last als ein Vergnügen.”
„Niemals”, protestierte er überzeugt; dann fragte er: „Wie ist das, müssen Ihre Leute sich Gedanken um ihr Gewicht machen, wenn sie zusätzlich noch normales Essen zu sich nehmen?”
„Nein. Die Nanos würden sofort alles überflüssige Fett zerstören. Sie halten uns auf unserem ultimativen Fitnesslevel.”
„Unglaublich!” Greg schüttelte wieder den Kopf. „Immer jung zu bleiben und sich niemals Gedanken um die Figur machen zu müssen!” Er konnte es einfach nicht fassen.
„Ach, da sind Sie.” Marguerite Argeneau kam auf einer Welle von Energie in die Küche gerauscht und überraschte sie beide. Sie sah ausgeruht aus und hatte sich offensichtlich gerade genährt; ihre Wangen waren rosig, und sie strahlte, als sie von einem zum anderen schaute. „Und, wie verläuft die erste Therapiestunde? Bist du schon geheilt?”
Lissianna und Greg wechselten einen schuldbewussten Blick.
13
„Wir versuchen es mit systematischer Desensibilisierung”, verkündete Greg.
„Ah ja”, sagte Lissianna höflich, und ihm fiel unwillkürlich auf, dass seine Mitteilung sie offenbar eher argwöhnisch gemacht hatte, als sie zu beeindrucken. Das überraschte ihn nicht, denn Furcht war eine schreckliche Sache, und man konnte nur schwer damit fertig werden.
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