Eine verboten schoene Frau
„Das kann ich nicht wissen.“
„Ich hatte genug davon. Und Sie haben mich nur umso entschlossener darin gemacht, genau das vom Leben zu bekommen, was ich will.“
„Und dazu gehört die Cullen-Sammlung?“ Sie reckte das Kinn.
„Die steht im Moment ganz oben auf meiner Liste.“ Er lächelte. „Aber es gibt da noch andere Dinge, die ich will.“
„Sie haben meine Neugier geweckt.“ Avery trat einen Schritt zurück, als könnte etwas Distanz sie vor ihrer Neugier bewahren. „Vielleicht möchten Sie mir heute Abend beim Essen verraten, warum Ihnen die Sammlung meines Vaters so wichtig ist? Wir essen hier um acht.“
Zufriedenheit breitete sich in ihm aus. Das war ja so leicht, wie einem Baby Süßigkeiten wegzunehmen. Aus ihrem resoluten Nein war Interesse geworden, wenn auch erst ein vages. Das war der entscheidende erste Schritt. Jetzt musste er sie nur noch genug in Sicherheit wiegen, dass sie seiner Bitte nachgab.
„Ich würde mich sehr gerne weiter mit Ihnen unterhalten. Aber nicht hier. Würden Sie denn meine Einladung annehmen? Ich muss noch in mein Hotel einchecken, aber ich könnte Sie hier in …“ Er warf einen Blick auf seine Uhr. „… zwei Stunden abholen. Passt Ihnen das?“
Einen Moment lang sah es so aus, als wollte sie ablehnen, aber dann lächelte sie ihn an. „Ich bin viel zu lange nicht mehr ausgegangen, also, ja, das würde mir gefallen. Dann also bis um sieben?“
„Ich werde hier sein.“
Während Marcus die Stufen hinunterging, die zur Straße führten, kämpfte er gegen den Drang an, die Faust triumphierend in die Luft zu strecken. Jedes Wort, jede Sekunde brachten ihn dem Erfolg näher. Schon sah er die Tinte auf dem Partnerschaftsvertrag trocknen.
3. KAPITEL
Avery schloss die Tür und lehnte sich von drinnen dagegen. Sie konnte nicht glauben, dass sie ihn erst hierher zum Essen eingeladen und dann seine Einladung zum Ausgehen angenommen hatte. Der Blick aus seinen grünen Augen verunsicherte sie ebenso wie der Grund für seine Reise nach London. Gleichzeitig weckte er ihr Interesse, was ihr schon lange nicht mehr passiert war. Und sie war neugierig zu erfahren, warum er so sehr an der Sammlung ihres Vaters interessiert war.
Sicher würde es nicht schaden, noch ein paar weitere Stunden mit ihm zu verbringen.
Zwei Stunden. Ihr blieben zwei Stunden, um sich fürs Ausgehen zurechtzumachen. Im Kopf ging sie die Optionen in ihrem Kleiderschrank durch. Die meisten ihrer Ausgehkleider hatte sie in Los Angeles gelassen, aber ein paar Outfits, die für heute Abend passen könnten, waren auch noch hier.
Sie seufzte. Wem wollte sie etwas vormachen? Er hatte sie schließlich nicht eingeladen, weil er sie attraktiv fand. Für ihn war vermutlich nur die Provision attraktiv, die er bekommen würde, sollte er sie zum Verkauf der Sammlung überreden. Himmel, nur daran zu denken, rief den Schmerz in ihrer Brust wieder wach.
Sie würde die Sammlung nicht verkaufen, aber sie würde das Beste aus Marcus Prices Gesellschaft machen. Er schien ziemlich bewandert zu sein, was Kunst anging, und seine Reaktion auf die Lovely Woman hatte sie überrascht und neugierig gemacht. Er war ziemlich begeistert vom Werk ihres Vorfahren gewesen. Nun, Baxter Cullen war einer der am meisten verehrten Künstler des frühen zwanzigsten Jahrhunderts in Amerika gewesen, daher war es nur logisch, dass Marcus über ihn am College gehört hatte. Und doch spürte sie, dass hinter seiner Faszination für das Gemälde mehr steckte.
Ein Schauer lief ihr über den Rücken. Er hatte das Bild ebenso begierig angestarrt wie zuvor sie im Garten. Als wäre er absolut entschlossen, dieses eine Ding, oder in ihrem Fall diese eine Person, in Besitz zu nehmen.
Wieder spürte sie diesen Schauer auf dem Rücken. Aber dieses Mal hatte er nichts mit Vorsicht oder Unbehagen zu tun, sondern war ausschließlich ihre Reaktion auf einen unmissverständlichen Alpha-Mann. Seit langer Zeit hatte sie sich zu niemandem mehr so hingezogen gefühlt. Es war beängstigend und aufregend zugleich. Viel zu lange hatte sie sich keine Gefühle mehr erlaubt. Nach der plötzlichen Erkrankung ihres Vaters – er hatte seine Krebsdiagnose fast neun Monate lang für sich behalten – und seinem Tod hatte sie alle Gefühle in sich verschlossen. All ihre Energie war darauf gerichtet gewesen, ihrem Vater in seinen letzten Monaten hier in London beizustehen. Und alles andere in ihrem Leben hatte warten müssen.
In dieser Zeit hatte sie viel
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