Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine verlockende Braut: Roman (German Edition)

Eine verlockende Braut: Roman (German Edition)

Titel: Eine verlockende Braut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
Vom Netzwerk:
von Gainsborough oder Reynolds aus dem vergangenen Jahrhundert.
    Da sie erkannte, dass sie unmöglich so lange hatte schlafen können, flüsterte sie: »Sie müssen Jamies Großvater sein.« Sie kniff die Augen zusammen, denn sie war unfähig, ihren Blick von seinen so vertrauten Zügen zu lösen. Alles an dem Mann war überlebensgroß, der Holzstuhl eingeschlossen, den er neben ihr Bett gezogen hatte. Immer noch zu benebelt im Kopf, um auf ihre Worte zu achten, platzte sie heraus: »Ich dachte, Sie lägen im Sterben.«
    Ramsey Sinclair beugte sich vor, und seine Augen zwinkerten, als wolle er ihr ein köstliches Geheimnis anvertrauen. »Nun, die letzten paar Tage dachten wir auch, Sie lägen im Sterben.«
    »Hüte deine Zunge«, krächzte eine Stimme. »Ich habe zu hart dafür gearbeitet, das Mädchen am Leben zu halten, um zu dulden, dass du es jetzt zu Tode erschreckst.«
    Emma konnte nicht verhindern, dass sie unwillkürlich zurückwich, als eine Frau, die alt genug aussah, die Großmutter des Earls zu sein, auf der anderen Seite an ihr Bett schlurfte, wobei der runde Buckel auf ihrem Rücken sie zwang, sich tief gebückt zu bewegen. Haarsträhnen in der Farbe von angelaufenem Silber hingen in Wangen, die so eingesunken waren, dass sie hohl aussahen. Als sie näher ans Bett kam, erkannte Emma, dass das, was sie für eine zahnlose Grimasse gehalten hatte, in Wahrheit ein Lächeln sein sollte.
    »Nun, nun, Liebchen«, säuselte die Alte und tätschelte Emma die Hand. »Lass dir von dem alten Grobian keine Angst einjagen. Das Schlimmste hast du überstanden. Du wirst bald wieder ganz gesund sein.«
    »Mags hat recht«, pflichtete Jamies Großvater ihr bei. »Wenn Ihre Verfassung robust genug ist, den entsetzlichen Gestank ihrer Wickel zu überstehen, dann wird Sie auch ein Schuss in die Schulter nicht umbringen können.«
    Die Alte musste demnach die Mags sein, die Jamie erwähnt hatte, begriff Emma erschreckt. Die Frau, die die Kinderfrau seiner Mutter gewesen war.
    Die alte Frau drohte dem alten Sinclair mit einem knochigen Finger. »Wenn es mich und meine entsetzlich stinkenden Wickel nicht gäbe, Ramsey Sinclair, würdest du schon längst in deinem Grab vermodern.« Sie warf Emma einen triumphierenden Blick zu. »Jahrelang hat er kaum die Festung verlassen können, ohne die Torheit zu begehen, sich anschießen oder von seinem Pferd werfen zu lassen. Zu seinem Glück hat sich sein sturer Nacken als zu hart zum Brechen erwiesen.«
    Sinclair machte ein Geräusch, das sich verdächtig nach einem Schnauben anhörte. »Der war nie so hart wie dein Kopf, Frau.«
    Während die beiden Alten weiter Beleidigungen austauschten, wanderte Emmas faszinierter Blick zwischen den beiden hin und her. Sie benahmen sich nicht wie Herr und Dienerin, sondern zankten sich wie ein altes Ehepaar.
    »Verdammte Hölle, alter Mann!«, rief Jamie von der Türschwelle her. »Warum hast du mir nicht gesagt, dass sie aufgewacht ist?«
    Als Jamie zum Bett kam, beachtete Emma Mags’ besorgtes Zungenschnalzen nicht weiter und kämpfte darum, sich aufzurichten. Sein Anblick versetzte ihr einen neuen Schreck. Sein gut geschnittenes Gesicht war ganz hager und eingefallen, seine Wangen unrasiert und seine Augen blutunterlaufen und mit dunklen Schatten darunter.
    Sein Großvater lehnte sich in seinem Stuhl zurück und winkte Jamies Sorge beiseite. »Unsinn! Ich war nicht bereit, dich zu wecken, nachdem du das erste Mal seit vier Tagen geschlafen hast. Denkst du nicht, man kann mir zutrauen, ein paar Stunden die Krankenschwester zu spielen? Der Himmel weiß, das habe ich schließlich oft genug für dich getan, angefangen, als du noch ein Baby warst und Bauchschmerzen hattest, einfach nicht aufhören wolltest zu schreien, oder später, wenn du zu viele unreife Äpfel gegessen hattest.«
    Mags entfernte sich vom Bett und machte so Jamie Platz, dass er sich danebenknien konnte. Er verschränkte seine Finger mit Emmas und schaute ihr suchend ins Gesicht, wie um sich zu vergewissern, dass sie wirklich wach war, wirklich am Leben.
    »Was ist geschehen?«, fragte sie ihn.
    »Es war ein Hinterhalt«, antwortete er und drückte ihr sanft die Hand.
    »Was ist mit deinen Männern?«, fragte sie. »Ist jemand von ihnen verletzt worden?«
    Er schüttelte grimmig den Kopf. »Sobald Hepburns Männer erkannten, dass sie unterlegen waren, zerstreuten sie sich wie die Ratten, die sie sind, in alle Himmelsrichtungen. Du warst die Einzige, die verwundet

Weitere Kostenlose Bücher