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Eine verlockende Braut: Roman (German Edition)

Eine verlockende Braut: Roman (German Edition)

Titel: Eine verlockende Braut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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den Berg bei dem Versuch, den Männern von Hepburn zu entkommen, nicht.
    Am Ende überlebte sie ihn nicht.
    »Warte hier«, sagte er barsch zu Ian.
    Er rieb sich mit einer Hand das Kinn und ging zurück zu Emma.
    »Hast du bekommen, was du wolltest?«, fragte sie, als er näher kam, und ihr stolz gerecktes Kinn mahnte ihn, dass er sie hatte glauben machen, dass es immer etwas in dieser Welt geben würde, das er mehr wollte als sie.
    Er konnte ihr kaum sagen, dass er sich selbst nicht mehr sicher war, was er überhaupt wollte. Dass alles, wovon er geträumt hatte, alles, wofür er gekämpft hatte, bis zu dem Tag, an dem er sie zum ersten Mal gesehen hatte, ihm nun weniger als wertlos schien.
    Daher erklärte er einfach: »Du bist frei.«
    Sie nickte, drehte sich um und begann zu Ian zu gehen. Erst dachte Jamie, sie wollte ihn ohne einen letzten Blick verlassen, was er zweifellos verdiente. Aber sie hatte nur ein paar Schritte gemacht, als sie sich umdrehte und zu ihm zurückgerannt kam.
    Sie umklammerte seinen Arm und stellte sich auf die Zehenspitzen, berührte mit den Lippen sein Ohr und flüsterte: »Es wird keine strammen jungen Liebhaber für mich geben. Da wirst immer nur du sein.«
    Er griff nach ihr, aber sie war schon fort. Alles, was er tun konnte, war dazustehen und ihr nachzusehen, während sie sich von ihm entfernte; seine leeren Hände ballten sich langsam zu Fäusten. Ihr Rücken war gerade, ihre Schultern ungebeugt trotz allem, was sie erduldet hatte, seit sie in Schottland angekommen war.
    Was für ein entsetzlicher Narr er gewesen war! Er hatte versucht, etwas so Kostbares zu stehlen, dass er hätte bereit sein müssen, das Lösegeld für einen König zu opfern, um es zu bekommen.
    Sie hatte die Hälfte der Strecke zu Ian bereits zurückgelegt. Jamie versuchte sie mit schierer Willenskraft dazu zu zwingen, sich noch einmal umzudrehen, ihn ein letztes Mal anzusehen, damit sie in seinen Augen all das lesen konnte, was er zu feige gewesen war, ihr zu sagen. Doch sie ging einfach weiter.
    Er musste sie aufhalten, damit er ihr sagen konnte, dass er noch dümmer gewesen war als seine Eltern. Wenigstens hatten sie etwas besessen, als sie gestorben waren, auch wenn es nur ein paar Monate gestohlenen Glücks gewesen waren. Wenn er zuließ, dass Emma mit Ian aus dieser Schlucht ritt, besäße er nichts als die Erinnerung an die eine Nacht, die sie in seinem Bett verbracht hatte, und ein Leben voller Bedauern.
    Er machte gerade einen Schritt auf sie zu, als ein Sonnenstrahl auf etwas weit oben auf einer Kiefer östlich von dem Wagen glitzerte und ihn ablenkte. Er schaute mit zusammengengekniffenen Augen zu dem Baum und konnte mit Mühe einen schimmernden Pistolenlauf aus den dichten Zweigen ragen sehen.
    Jamie runzelte die Stirn. Seine Männer waren zu klug, um so hoch auf eine Kiefer zu steigen. Wenn irgendetwas schiefging, wäre es für Hepburns Männer viel zu leicht, ihnen den Fluchtweg abzuschneiden.
    Da fiel ihm auf, dass es der falsche Baum war.
    Und der falsche Mann.
    Wie jemand, der im Schlaf durch den dichten Nebel eines Traumes watete, folgte er der Schusslinie von der Pistole zu ihrem Ziel – nicht seine Brust, sondern Emmas! Sie zielte nicht auf sein Herz, sondern auf ihres. Ohne etwas von der drohenden Gefahr zu ahnen, ging sie weiter in die Schlucht, völlig allein, völlig ohne Deckung.
    Jamie riss seine Pistole aus seinem Hosenbund und stürzte nach vorn, wusste aber schon, während er das tat, dass es unmöglich war, den Mörder aus dieser Entfernung zu treffen, und unmöglich, sie zu erreichen, bevor es zu spät war.
    Die Zeit schien sich zu verlangsamen, während es ihm vorkam, als würden die Sekunden von einer Uhr gezählt, die man vergessen hatte aufzuziehen. Er stürmte nach vorn, aber der Abstand zwischen Emma und ihm schien nur zu wachsen – jeder Schritt trug sie weiter und weiter aus seiner Reichweite.
    »Emma!«, brüllte er.
    Sie blieb stehen und drehte sich zu ihm um, und in ihren Augen leuchtete aus Verzweiflung ein Funken Hoffnung.
    Ein Schuss ertönte.
    Er sah ihren Körper zucken. Sah blankes Entsetzen auf ihr Gesicht treten, wie eine Maske. Sah den Blutfleck an der Schulter auf ihrem Kleid größer und größer werden.
    Jamie hatte genau diese Szene tausendmal in seiner Phantasie gesehen, den Schuss der Pistole in seinen Ohren hallen gehört. Er hatte gesehen, wie der Blutfleck sich ausbreitete und alle anderen Farben der Welt verblassen machte. Er hatte den Ausdruck des

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