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Eine verlockende Braut: Roman (German Edition)

Eine verlockende Braut: Roman (German Edition)

Titel: Eine verlockende Braut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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nicht sagen, ob sie eingeschlafen war oder das Bewusstsein verloren hatte, aber als sie die Augen wieder öffnete, erblickte sie eine Welt, die sowohl schmerzlich vertraut als auch vollkommen fremd war.
    Ich muss träumen, dachte sie, und ihre Erschöpfung bewirkte, dass sie verschwommen und wie durch einen Schleier Wunder sah. Wie sonst sollte sie den bezaubernden Anblick, der sich ihr bot, erklären? Sie blinzelte, aber das Bild verschwand nicht, blieb verlockend und echt genug wirkend, dass sich ihr sehnsüchtig die Kehle zusammenschnürte.
    Der Regen war in Schnee übergegangen, während sie schlief – dicke weiße Flocken wirbelte der Wind auf der Lichtung vor ihnen durcheinander. In der Mitte der Lichtung stand eine Hütte. Doch es handelte sich nicht um eine heruntergekommene Bauernkate, sondern ein solide aussehendes Gebäude aus verwittertem grauem Stein und mit einem Strohdach. Aus den zurückgesetzten Fenstern fiel einladendes Licht, das müde Reisende willkommen zu heißen schien.
    Für Emma sah die Hütte aus, als müsse sie aus Lebkuchen und Marzipan statt aus Steinen und Mörtel gebaut sein. Halb rechnete sie damit, eine dürre alte Hexe in der Tür stehen zu sehen, die sie mit ihrer knöchernen Hand zu sich winkte, um ihr Zuckerpflaumen und andere Süßigkeiten anzubieten, damit sie sie dann später in den wartenden Ofen stecken konnte.
    Es war ein Schicksal, das ihr im Moment gar nicht so schlimm, sondern fast angenehm erschien, überlegte sie, als ein neuerlicher Schauer sie durchlief.
    Da das Schaukeln des Pferdes aufgehört hatte, gab es nur noch eine andere Konstante in ihrem Leben – Jamies Arme. Er saß ab, zog sie dabei in einer flüssigen Bewegung mit vom Pferd. Statt sie hinzustellen, trug er sie auf seinen Armen wie ein Kind zur Hütte.
    Emma warf ihm einen verstohlenen Blick zu. Frische Schneeflocken hingen in seinen schwarzen Haaren und schimmerten wie Diamantstaub auf seinen Wimpern.
    Sie wusste, sie müsste protestieren, dass er sie so behandelte. Sie hätte darauf bestehen müssen, dass er sie augenblicklich absetzte. Aber sie war sich nicht restlos sicher, ob ihre Beine sie auch tragen würden. Daher legte sie ihm einen Arm um den Hals, sagte sich, dass es weniger peinlich wäre, als zu seinen Füßen auf dem Allerwertesten zu landen. Als sie ihr müdes Haupt an seine Schulter lehnte, überlegte sie, wie ungerecht es war, dass jemand so wenig Vertrauenswürdiges sich so stark, warm und fest anfühlen sollte.
    Sie näherten sich gerade der Steinstufe vor der Schwelle der Hütte, da schwang die hölzerne Tür wie von Zauberhand auf.
    Jamie zog den Kopf ein und trat ein. Sogleich wurden sie von einer Wolke warmer Luft eingehüllt, die leicht mit dem köstlichen Duft von Zimtkeksen geschwängert war.
    Emma benötigte einen verwirrten Augenblick, um zu begreifen, dass es keine hagere Alte war, die ihnen Einlass gewährt hatte, sondern eine rotbäckige Frau, die beinahe so breit wie groß war. Das war allerdings nicht sonderlich schwer, da ihr Kopf sich etwa in der Höhe von Jamies Ellbogen befand.
    Aus dem zerknitterten zeltförmigen Nachthemd und den langen weißen Zöpfen, die ihr über die Schultern hingen, zu schließen, hatte ihre Ankunft ihre Gastgeberin aus dem Bett geholt. Das jedoch schien ihrer Freude keinen Abbruch zu tun.
    Sie schlug die Hände zusammen, und ein Lächeln trat auf ihr rosiges Gesicht. »Jamie, mein liebster Junge! Himmel, dein Anblick ist ein Labsal für die wunden Augen einer armen alten Frau.«
    Selbst noch mit Emmas Gewicht belastet gelang es Jamie, sich zu bücken und einen Kuss auf das Haupt der alten Frau zu hauchen. »Es besteht kein Grund zu falscher Bescheidenheit, Muira. Du weißt, du bist immer noch das hübscheste Frauenzimmer nördlich von Edinburgh. Ich bin schon fast mein ganzes Leben lang mindestens halb in dich verliebt.«
    »Nur halb?«, erkundigte sie sich neckisch und kicherte wie ein Schulmädchen. »Ich warte immer noch darauf, dass du zu Sinnen kommst und mich bittest, deine Frau zu werden.«
    »Und du weißt genau, das würde ich, wenn ich glaubte, dass dein Ehemann nichts dagegen hätte.« Jamie richtete sich auf, schaute sich in der gemütlichen und dennoch geräumigen Kammer um, die gleichzeitig als Speisezimmer und Wohnraum zu dienen schien. »Wo ist er?«
    »Er ist auf der Jagd, zusammen mit den Jungs.« Die Augen der alten Frau funkelten übermütig. »Es würde ihm nur recht geschehen, wenn er heimkäme und mich mit einem

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