Eine verlockende Braut: Roman (German Edition)
…«
»… fünf Minuten lang einfach mal den Mund zu halten«, beendete er den Satz für sie und ging zur Treppe.
Emma schloss ihren Mund. Sie zögerte, vor Muira oder ihren Dienerinnen eine Szene zu machen. Die Mädchen waren wieder aufgetaucht und schauten zu, wie Jamie sie davontrug. Die fülligere von beiden starrte sie mit offenem Mund an, während Brigid alles aus schmalen Augen verfolgte.
Muiras jüngere Schwestern mussten so neidisch ausgesehen haben, als Drummond MacAlister aus dem Dorf geritten war, seine lauthals protestierende zukünftige Braut vor sich auf dem Rücken seines Pferdes. Emma wusste, sie sollte sich mehr Sorgen machen, wie Jamies Behandlung ihrem Ruf schaden konnte, doch sie konnte nur mit Mühe der Versuchung widerstehen, Brigid die Zunge herauszustrecken, als sie an ihr vorüberkamen.
Jamie wandte sich am Ende der Treppe oben nach links und brachte sie in ein Zimmer am anderen Ende des langgezogenen Flures, kaum mehr als eine Dachkammer unter dem Gebälk. Die einzigen Möbelstücke im Raum waren ein Stuhl mit Lehne, ein kleiner Tisch mit einer Lampe darauf und ein runder Holzbadezuber, von Eisenringen zusammengehalten.
Ein runder Zuber, aus dem Dampf aufstieg – von dem heißen Badewasser darin.
»Ich fürchte, das ist das Beste, was ich arrangieren konnte, da ich keine Zeit hatte, eine Ode an die Schönheit Ihrer Züge und die Anmut Ihrer Schritte zu verfassen. Oder die Liebenswürdigkeit Ihres Wesens«, fügte Jamie mit leiser Ironie hinzu.
Emma richtete sich auf und trat vor, vergaß ihren ganzen Ärger über ihn. In dem Augenblick hätte sie ihm alles verziehen, sogar Mord. Sie hatte die Dienerinnen die Treppe hinauf und hinunter gehen gehört, während sie vor dem Feuer saß, aber ihr Verstand war zu betäubt von der Kälte und der Erschöpfung gewesen, um zu merken, dass sie eimerweise heißes Wasser nach oben gebracht hatten. Jetzt wusste sie genau, was Jamie Muira zugeflüstert hatte, bevor er in den Schnee zurückgegangen war, um seinen Männern mit den Pferden zu helfen.
»Oh Jamie«, hauchte sie und fuhr mit den Fingerspitzen durch das warme Wasser. »Es ist wunderschön.«
Sie hob den Kopf und bemerkte, dass er sie mit einem seltsamen Ausdruck in den Augen ansah. Ihr Lächeln verblasste. »Was ist? Warum starren Sie mich an?«
»Das war das erste Mal, dass ich meinen Vornamen von deinen Lippen gehört habe.« Sein Blick richtete sich auf ebendiese Lippen, und die heiße Liebkosung darin wärmte sie an Stellen, die selbst der Whisky nicht hatte erreichen können. »Mir gefällt, wie das klingt.«
Ehe sie die Bedeutung dieser Erklärung begreifen konnte, war er fort, ließ sie allein. Mit einer bebenden Fingerspitze fuhr sie sich über die leicht geöffneten Lippen.
Oh Jamie …
Jamie verließ die Hütte, versuchte nicht daran zu denken, wie verzweifelt er sich wünschte, diese Worte von Emmas Lippen zu hören, allerdings dicht gefolgt von einem atemlosen Seufzer der Lust oder vielleicht sogar einem heiseren Stöhnen, wenn sie sich ihm hingab, er sich zwischen ihre hellen Schenkel kniete …
Er verkniff sich ein Stöhnen. Seine rastlosen Schritte brachten ihn an den Rand des felsigen Abhangs hinter Muiras Hütte. Aus dem Himmel fielen weiter Schneeflocken, aber die Eiskristalle vermochten seine erhitzte Haut nicht zu kühlen. Trotz des beißend kalten Windes war alles, was er sehen konnte, Emma, wie sie sich die feuchten Kleider auszog und dann in dem warmen Wasser versank … so wie er sich in sie versenken wollte.
Es war bei Weitem zu spät, solch albernen Gedanken nachzuhängen. Er hatte ein Leben lang darauf gewartet, Hepburn das abzuringen, was er haben wollte, und jetzt lief ihm die Zeit davon.
Wenn Hepburn ihm gab, was er wollte, bliebe ihm nichts anderes übrig, als sein Wort zu halten und Emma zurückzuschicken, in die Kirche vor den Altar, wo sie den Earl heiraten würde, auf dass er ihr Ehemann, ihr Herr und Meister werde … und der Vater ihrer Kinder.
Er ballte die Hände zu Fäusten. Es war ihm schon vor langer Zeit gelungen, sich selbst davon zu überzeugen, dass es nur eines gab, das Hepburn besaß, ohne das er selbst nicht leben konnte. Für die Habgier des Mannes, seine Arroganz und seinen unersättlichen Machthunger empfand er nur Verachtung.
Denn schließlich, warum sollte er – Jamie Sinclair – einen Haufen alter Steine begehren, solange er selbst etwas viel Wertvolleres besaß – nämlich seine Freiheit? Er war nicht eingesperrt von
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